Players Championship - Rolf-Kalb-Blog: Shaun Murphy - der kleine Junge, der Botschafter und Fan in einem ist

VonRolf Kalb

Update 27/02/2023 um 16:41 GMT+1 Uhr

Die üblichen Verdächtigen scheinen in dieser Saison zu schwächeln. Stattdessen rücken Spieler mit ganz besonderen Geschichten ins Rampenlicht. Mark Allen und Robert Milkins lagen vor einem Jahr am Boden. Nun sind sie strahlende Sieger. Mark Selby beendet ein schweres Jahr mit dem Sieg bei den English Open. Und mit Ali Carter und Shaun Murphy kehren zwei Spieler in den Kreis der Sieger zurück.

Die Liste ließe sich noch fortsetzen, zum Beispiel mit den Turniersiegen für Gary Wilson oder Chris Wakelin. Wer einen Sinn für Metaphysisches hat: Die Snooker-Götter scheinen derzeit milde gestimmt zu sein und an der Seite derjenigen, die ihre Hilfe brauchen.

Im Fall von Shaun Murphy hat sich die Wiederauferstehung ja schon länger angekündigt. Spätestens seit Dezember sind seine Leistungen und Ergebnisse immer besser geworden. Er selber hat ja schon länger davon gesprochen, dass der nächste Titel nicht weit weg sei. Man mag das vollmundig nennen. Aber er hat den vollmundigen Worten jetzt auch Taten folgen lassen. Und das waren große Taten.

Schon bei den Welsh Open hat er groß aufgespielt. Das war mitreißendes Offensiv-Snooker, ergänzt durch kluges und präzises Safe-Spiel. Breaks von 145 und 147 in aufeinander folgenden Frames hat es noch nie gegeben. Trotzdem ist er im Finale noch zu kurz gesprungen.

Players Championship

Fünf Centuries im Finale: Murphy zurück im Kreis der Sieger

Update 27/02/2023 um 00:35 Uhr

Das war jetzt bei der Players Championship anders. Da hat er im Endspiel nicht nur an die zuvor gezeigten Leistungen angeknüpft, sondern sogar noch einen draufgesetzt. Fünf Centuries in einem Finale hat zuletzt Neil Robertson bei der Tour Championship 2021 geschafft.

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Standing Ovations für Murphy: Der "Magician" erhält seine Trophäe

Murphy stellt Rekord bei der Players Championship auf

Elf Centuries hat er in den 28 Frames gespielt, die er letzte Woche in Wolverhampton gewonnen hat. Das ist ein Rekord bei der Players Championship. Zum Vergleich: Der Rekord bei der WM liegt bei 16 Centuries. Aber da muss man 71 Frames gewinnen, um den Titel zu holen. Bei den Welsh Open hatte er die beiden höchsten Breaks gespielt, bei der Players Championship gar die fünf höchsten.

Das ist Offensiv-Power pur. Es erinnert ein bisschen an den angstfreien und aggressiven Stil, mit dem er 2005 den WM-Titel erobert hat. Aber sein Spiel ist runder geworden. Er hat seine Offensiv-Qualitäten behalten (oder wiedergefunden), mischt das jetzt aber auch mit guten Safeties.

Zu seiner langen Durststrecke hat die Corona-Pandemie entscheidend beigetragen. Aufgrund der Quarantäne-Bestimmungen konnte er nicht zwischen den Turnieren und seinem Zuhause in Dublin hin- und herpendeln, sondern hing einsam in Milton Keynes fest, von der Familie getrennt. Seine Einsamkeit hat er dann durch ungesundes Essen kompensiert. Das mag auch zu seinen gesundheitlichen Problemen beigetragen haben. Er konnte manchmal kaum gehen. Hinzu kamen private Probleme.

Murphy überwältigt: "Eine meiner größten Leistungen"

Murphy begibt sich auf Ursachenforschung - und wird belohnt

Dann hat er sich für einen radikalen Schnitt entschieden. Mit einem chirurgischen Eingriff bekam er sein Übergewicht in den Griff. Zu seinem Glück löste er auch seine privaten Probleme. Er stellte sein Trainings-Regime um. Er suchte unter jedem Stein. Es war eine harte Zeit. Es war eine schwierige Aufgabe. Aber jetzt ist er belohnt worden.

Dabei hat ihm eines geholfen: seine Liebe für Snooker. Da ist er immer noch der kleine Junge, der ganz einfach von Snooker fasziniert ist, der das Spiel liebt und der nichts anderes machen will. Das führt auch dazu, dass er immer vorne dabei ist, wenn es darum geht, als Botschafter seinen Sport voranzubringen. Da ist auf Shaun immer Verlass. Er ist halt Botschafter und Fan in einer Person.

Herzliche Grüße

Ihr / Euer Rolf Kalb

"Überragend!" Murphy übertrifft sich im Finale selbst

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