Blog von Rolf Kalb nach der Players Championship: Der Furchtfaktor von Sieger Mark Allen steigt

Irgendwie konnte sich keiner nach dem Finale der Players Championship in Telford so richtig freuen, hat Eurosport-Kommentator Rolf Kalb bemerkt. In seinem aktuellen Blog wirft der Experte einen Blick auf die Gründe. Die spielerische Qualität sei nicht besonders hoch gewesen, aber ihm sind auch Details aufgefallen, die besonders die Qualität des späteren Champions Mark Allen zeigen.

Ball um Ball: Allen krönt sich im Finale gegen Zhang

Quelle: Eurosport

Es war eine seltsame Atmosphäre gestern nach dem Ende des Finales der Players Championship. Ich hatte den Eindruck, keiner der beiden freue sich wirklich. Sowohl Mark Allen als auch Zhang Anda wirkten auf mich einfach nur ausgelaugt und beinahe froh, dass es endlich vorbei war. Auch im Interview etwas später mit Rob Walker für die World Snooker Tour sah man Allen kaum lächeln.
Natürlich hat dieses Marathon-Duell (10:8 für Allen) viel Kraft gekostet. Und natürlich braucht man über die spielerische Qualität des Endspieles nicht zu diskutieren. Das war nichts, woran man sich lange erinnern wird. Das war Kampf pur - und manchmal auch Krampf.
Wobei: Die Safeties von Mark Allen hatten schon weitgehend eine besondere Qualität. Zwar sind ihm dabei auch einige Fehler unterlaufen, aber meistens schaffte er es, Zhang Anda in Verlegenheit zu bringen. Dessen Offensiv-Spiel ist ja seine schärfste Waffe. Und genau diese Waffe konnte er nicht so einsetzen, wie es für einen Sieg notwendig gewesen wäre.
Besonders augenfällig war das im letzten Frame. Da war Zhang ja oft genug am Tisch. Aber er lochte keinen einzigen Ball mehr. Die Safeties von Allen und sicherlich auch seine eigene Erschöpfung sorgten dafür, dass nichts mehr ging beim 32-Jährigen.

Allen kann Titel gewinnen, ohne sein bestes Spiel zu zeigen

Mark Allen war mit seinem Spiel allerdings auch nicht zufrieden. Bei der Siegerehrung machte er ja keinen Hehl daraus. Er sei gegen Mark Williams gut in das Turnier gestartet (drei Centuries in den ersten drei Frames) und dann immer schlechter geworden. So drastisch würde ich es nicht formulieren.
Aber mittlerweile ist es eine anerkannte Tatsache: Mark Allen kann Matches und auch Titel gewinnen, ohne sein bestes Spiel zu zeigen. Er ist jemand geworden, der nur sehr schwer zu schlagen ist. Das wissen auch die anderen Spieler. Da gibt es einen Furchtfaktor, und der spielt Allen zusätzlich in die Karten.
Alle zwei oder drei Jahre mal einen Titel zu gewinnen, sei nicht das, was er wolle. Damit begnügt sich Mark Allen schon lange nicht mehr. Er ist jemand geworden, der regelmäßig Titel holt. Das zu wissen, beflügelt ihn zusätzlich. Und das macht ihn in der bevorstehenden heißen Phase der Saison noch gefährlicher.

Zhang Anda braucht ein breiteres Arsenal

Zhang Anda hat in Telford trotz seiner Endspiel-Niederlage auch überzeugend gespielt. Wie er es über längere Zeit schaffte, sowohl John Higgins als auch Mark Selby zu dominieren, hat mich sehr beeindruckt. Wie er dann die Comebacks von Higgins und Selby abgewehrt hat, war ebenfalls eindrucksvoll. Da hätte er auch leicht die große Flatter bekommen können. Hat er aber nicht.
Das Endspiel hat aber auch aufgezeigt, dass er noch ein breiteres Arsenal braucht, um dauerhaft ein Titelanwärter zu sein. Aber er hat ja schon Riesenschritte gemacht in dieser Saison. Und daher bin ich zuversichtlich, dass er auch diese Lektion lernen wird.
Herzliche Grüße
Ihr / Euer Rolf Kalb
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Fluke-Alarm: Allen im Finale mit glücklichem Händchen

Quelle: Eurosport

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