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Rolf Kalb-Blog: Farbbeutel, verbale Schüsse und sportliche Highlights - eine WM-Zwischenbilanz

Rolf Kalb

Update 24/04/2023 um 18:17 GMT+2 Uhr

Etwas mehr als eine Woche läuft die Snooker-WM nun schon in Sheffields Crucible Theatre. Zeit für ein Zwischenfazit, meint Eurosport-Kommentator Rolf Kalb. Es waren ereignisreiche neun Tage. Positive sportliche Schlagzeilen gab es reichlich, aber eben auch Dinge, die nicht unbedingt etwas mit dem Sport zu tun haben. Und dann ist heute ja auch ein besonderer Tag für Snooker, aber kein Guter.

Innige Umarmung nach Century: O'Sullivan wirft Vafaei raus

Zu den außersportlichen Besonderheiten gehört natürlich die Farbbeutel-Attacke der Aktivisten von "Just Stop Oil". So sehr ich persönlich auch mit dem Anliegen sympathisiere, dass mehr unternommen werden muss, um die auf die Welt zurollende Klimakatastrophe noch aufzuhalten: Ich habe Zweifel, ob die Snooker-WM ein sinnvolles Ziel für eine solche Aktion ist. Aufmerksamkeit immerhin hat sie gebracht.
Dass der Tisch außerplanmäßig bezogen werden musste ist geschenkt. Die World Snooker Tour (WST) wird diesen zusätzlichen Aufwand verkraften können. Die wirklich Leidtragenden waren aber die Spieler, insbesondere Joe Perry. Ein solches Start-Stopp-Match ist nicht gerade leistungsfördernd. Ohne den freien Tag zwischen den Sessions hätte Robert Milkins wohl nicht ein derartiges Comeback schaffen können. So aber hatte er Zeit, um die neue Pomeranze aufzubringen und zumindest einigermaßen einzuspielen.
Dann waren da noch die verbalen Schüsse von Hossein Vafaei gegen Ronnie O'Sullivan. Ich weiß nicht, was ihn geritten hat. Einen Gefallen hat er sich damit auf keinen Fall getan. Er hatte das Match gegen O'Sullivan schon verloren, bevor der erste Ball gespielt war. O'Sullivan reagierte zunächst auch heftig ("Rüttelt nicht an meinem Käfig!"), zeigte sich dann aber gelassen. Das war gut, gut auch für ihn.
Sehr fair fand ich, dass er danach daran erinnerte, dass er selber auch einmal eine solche Nummer abgezogen hat. Angestachelt von einem vermeintlichen Freund kündigte er vor dem WM-Halbfinale 2002 an, er werde seinen Gegner Stephen Hendry "zurückschicken in sein kleines, trauriges Leben". Zwei Jahre habe Hendry nicht mehr mit ihm gesprochen: "Dann habe ich mich bei ihm entschuldigt. Wir sind wieder Freunde." Unnötig zu erwähnen, dass er damals das Halbfinale verloren hat.
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Protestaktion bei der WM: Aktivist verstreut Farbpulver auf dem Tisch

Jak Jones beeindruckt

Sportlich überzeugt hat in diesem Jahr Jak Jones. Dass der Waliser sich stark verbessert hat war kein Geheimnis. Wie er aber erst Ali Carter und dann Neil Robertson abgezockt hat war beeindruckend. Er hat zwei Top-Spielern (oder drei, nimmt man seinen Qualifikations-Sieg über Barry Hawkins dazu) sein Spiel aufgezwungen. Und Neil Robertson ist einmal mehr daran gescheitert, dass er nicht sein Spiel spielen konnte, sondern sich das Geschehen vom Gegner diktieren ließ.
Si Jiahui ist der zweite Qualifikant im Viertelfinale. Nach drei Siegen in der Qualifikation setzte er sich auf eindrucksvolle Weise gegen den wirklich nicht schlecht spielenden Shaun Murphy und auch gegen Robert Milkins durch. Natürlich hat der 20-Jährige noch nicht wirklich ein Allroundspiel. Auch fällt er manchmal zweifelhafte Stoß-Entscheidungen. Aber wie er furchtlos alles weglocht, das erinnert mich an den Shaun Murphy von 2005.
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Lisowski verschießt Rot und schlägt mit Queue auf die Bande

Verfahren in der Betrugsaffäre startet

Heute beginnt auch das eigentliche Verfahren gegen die zehn chinesischen Spieler in der Betrugsaffäre. Dass die WM von so etwas überschattet wird ist schlimm. Da sollte eigentlich der Sport im Vordergrund stehen. Ob das Urteil noch während der WM bekannt wird kann ich nicht einschätzen. Dass die Spieler aber überhaupt aufgeflogen sind und sich diesem Verfahren stellen müssen macht dies auch wieder zu einem guten Tag.
Falls ich einen Wunsch freihabe: Ich würde mich gerne für den Rest der WM auf die sportlichen Highlights konzentrieren können. Die gab es ja schließlich auch reichlich, und davon wird es auch noch viele mehr geben.
Herzliche Grüße
Ihre / Euer Rolf Kalb
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O'Sullivan reagiert auf Vafaei-Kritik: "Bin ein leichtes Ziel"

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