Carlos Alcaraz siegt beim Masters in Miami und mischt die Tennis-Welt auf: Die Zukunft schlägt jetzt schon hart zu

Florian Bogner

Update 04/04/2022 um 15:51 GMT+2 Uhr

Carlos Alcaraz gewinnt das Masters in Miami und erklimmt damit den nächsten Schritt auf der Karriereleiter. In der Weltrangliste wird der 18 Jahre alte Spanier schon auf Platz elf geführt - und die Sandplatzsaison hat noch nicht mal begonnen. Beeindruckend ist vor allem, mit welcher Konstanz Alcaraz bereits spielt und wie wenig Schwächen er seinen Gegnern anbietet. Sogar Toni Nadal schwärmt.

Alcaraz krönt sich zum Champion: So lief das Finale in Miami

Die Zukunft des Tennis kam in den letzten Jahren schon in einigen Ausführungen daher.
Aktuell ist sie 1,85 Meter groß, 72 Kilogramm schwer und hört auf den Namen Carlos Alcaraz, wenn man die Geschehnisse in Miami in der abgelaufenen Woche für bare Münze nimmt.
Da nämlich heimste dieser Alcaraz, 18 Jahre jung, seinen ersten Masters-Titel ein. Als jüngster Miami-Champion jemals, als erster Spanier, ja, richtig, Rafael Nadal siegte im Hard Rock Stadium nie.
Beeindruckend war dabei nicht nur, gegen wen sich der junge Mann aus El Palmar nahe Murcia so alles durchsetzte; den Ex-Grand-Slam-Sieger Marin Cilic schlug er, auch den nach einer Ellenbogenverletzung weiter auf Formsuche befindlichen Stefanos Tsitsipas und Titelverteidiger Hubert Hurkacz, der zuvor Daniil Medvedev ausgeschaltet hatte. Im Finale war dann Casper Ruud an der Reihe.

Alcaraz mit beeindruckender Konstanz

Beeindruckend war vor allem, mit welcher Reife Alcaraz mittlerweile schon auf der Tour unterwegs ist, mit welcher Konstanz er Woche für Woche bis weit in die feinsten Verästelungen der Turnierbäume vordringt - und das als Teenager.
Die Absenz der großen Drei in Miami - Novak Djokovic, Rafael Nadal und Roger Federer fehlten - soll Alcaraz' Erfolg nicht schmälern, im Gegenteil; sie sind eher ein weiteres Indiz der Zeitenwende.
Denn just da sich Nadal und Medvedev verletzungsbedingt für die nächsten ein bis zwei Monate abmeldeten, sich Matteo Berrettini ebenfalls unters Messer legte und die drei vermeintlichen Durchstarter Zverev, Tsitsipas und Andrey Rublev über eigene Leistungsdellen stolpern, klopfte in Miami mit Alcaraz, 18, und Ruud, 23, die Zukunft an. Hart und laut.
picture

Alcaraz berichtet von Anruf des spanischen Königs

Alcaraz schon auf Platz elf der Weltrangliste

"Mir fehlen die Worte, es ist einfach etwas Besonderes für mich, mein erstes Masters zu gewinnen", stammelte Alcaraz nach seinem Finalsieg in Miami ins Mikro und wirkte einfach nur baff.
Ruud hatte da schon mehr Substanzielles zu sagen. "Du bist so jung schon so gut - wenn du so weiter machst, wirst du noch viele Male hier stehen, da bin ich sicher", meinte der geschlagene Norweger und hob hervor, dass Alcaraz nicht nur ein "harter Arbeiter", sondern auch "ein supernetter Kerl" sei - ein Kompliment, das der Spanier gerne zurückgab.
In der Weltrangliste wird Ruud am Montag an Sieben geführt. Alcaraz, und das ist die größere Sensation, schon an Elf. Die Winzigkeit von 29 Zählern fehlt ihm nur noch auf den Briten Cameron Norrie und damit für einen Platz in den Top Ten.

Alcaraz' Zeit kommt erst noch

Eine Momentaufnahme, natürlich - doch die Turniere auf Alcaraz' Lieblingsbelag Sand stehen jetzt erst an. Monte-Carlo (10.-17. April), Barcelona (18.-24. April), Madrid (1.-8. Mai) und vor allem Rom (8.-15. Mai) rufen, sie sind der Aufgalopp vor den French Open in Paris (22. Mai bis 5. Juni live bei Eurosport). Und Alcaraz darf sich nun zu den Mitfavoriten auf all diese Titel zählen.
Beeindruckend ist auch, wie wenige Schwächen Alcaraz' aufweist. Dominiert von der Vorhand ist sein Spiel, sicher, doch die Rückhand kommt oft ebenso schnörkellos daher, Alcaraz weiß gute Winkel zu spielen und streut gerne raffinierte Stopps ein. Außerdem kann er mit 220 km/h servieren. Schnell auf den Beinen ist der junge Spanier sowieso, im vergangenen Jahr hat er zudem merklich an Muskelmasse zugelegt.
"Das Wichtigste, was ich 2021 gelernt habe, ist die Fähigkeit, mich selbst zu kontrollieren", sagte Alcaraz Ende vergangenen Jahres in seiner Players' Voice bei Eurosport: "Ich weiß, was ich tun muss, wenn ich nervös bin und wie ich mit dieser Nervosität umzugehen habe."

Nadal-Onkel Toni schwärmt

Dass er auf dem Platz die richtigen Entscheidungen trifft, nicht überzieht, dafür sorgen vor allem sein Physio Juanjo Moreno und sein Coach Juan Carlos Ferrero, der als Aktiver bereits da war, wo Alcaraz hinwill: auf Platz eins der Weltrangliste.
In Miami hat Alcaraz dazu so etwas wie sein Gesellenstück geliefert. Das hat auch Nadals berühmter Onkel Toni erkannt. "Er ist nicht mehr nur ein Versprechen, sondern die wahrhaftige Realität", schrieb er schon vor dem Finale und schwärmte: "Seine Entwicklung in den letzten Monaten war enorm. Er hat sich in allen Aspekten des Spiels verbessert, auch physisch und technisch. Er kann alles und das ziemlich gut."
2022 steht der 18-Jährige bei 18 Siegen und nur zwei Niederlagen.
In Alcaraz Entwicklung war der Sieg bei einem Masters vielleicht nicht schon so früh zu erwarten, aber definitiv logisch. Ende 2021 NextGen-Sieger, gewann er im Februar das 500er Turnier in Rio de Janeiro. Dazu stand der 18-Jährige vor Miami schon in Indian Wells im Halbfinale, wo er nur knapp in drei Sätzen gegen Nadal den Kürzeren zog (4:6, 6:4, 3:6). Nun ging er einfach den nächsten Schritt.
picture

Das geht ans Herz: Geflüchteter Tennis-Opa (98) zockt mit Radwańska

Mehr als 3 Mio. Sportfans nutzen bereits die App
Bleiben Sie auf dem Laufenden mit den aktuellsten News und Live-Ergebnissen
Download
Diesen Artikel teilen
Werbung
Werbung