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Víctor Estrella Burgos exklusiv

Tobias Laure

Update 30/04/2015 um 19:53 GMT+2 Uhr

Selfmademan, Champion, Routinier und Newcomer - die Karriere von Víctor Estrella Burgos gehört zu den außergewöhnlichsten im Tennis-Zirkus. Der Profi aus der Dominikanischen Republik hat Geschichte geschrieben und erfüllte sich in dieser Saison seinen großen Traum. Im Exklusiv-Interview mit eurosport.yahoo.de spricht der 34-Jährige über Roger Federer, das Reinigen von Tennis-Courts und Rio 2016.

Selfmademan Víctor Estrella Burgos

Fotocredit: Eurosport

Víctor Estrella Burgos kommt entspannt zum Interview-Termin ins Café auf der Klubanlage am Münchner Aumeister. Er lässt sich Zeit, obwohl er eigentlich keine hat. Schon in einer halben Stunde muss er mit seinem Partner João Souza im Doppel antreten, 1. Runde beim ATP-Sandplatz-Turnier in München gegen Jamie Murray/John Peers. Doch Estrella Burgos schaut während des Interviews nicht einmal auf die Uhr, bleibt gelassen - vielleicht einer der Gründe für seine jüngsten Erfolge.
Das Interview führte Tobias Laure
Herr Estrella Burgos, die Dominikanische Republik ist bislang nicht als große Tennis-Nation in Erscheinung getreten. Wie kam es dazu, dass Sie trotzdem Tennis-Profi wurden?
Víctor Estrella Burgos: In meiner Jugend gab es ganz in der Nähe meines Zuhauses einen kleinen Klub. Der war nur zwei, drei Minuten entfernt. Meine Eltern haben dann dort angerufen und dem Manager gesagt, dass sie einen Sohn haben, der sehr viel Energie hat und gerne Sport machen würde. Ich bin dann hingegangen, obwohl ich kein Klubmitglied war - weshalb ich zwar aufgenommen wurde, aber nicht spielen durfte.
Das müssen Sie erklären.
Estrella Burgos: Na ja, ich war erst einmal dafür verantwortlich, beim Training die Bälle wieder einzusammeln und die Tennis-Courts zu reinigen. So hat das angefangen. Später bekam ich die Möglichkeit, selbst zum Schläger zu greifen und zu spielen.
Haben Sie damals nie versucht, bei einer der renommierten Tennis-Akademien im Ausland, etwa in den USA, unterzukommen?
Estrella Burgos: Nein, ich bin immer in der Heimat geblieben, habe dort meine Fähigkeiten verbessert. Das hat auch gut geklappt. Ich habe aber nicht wirklich viel trainiert, nicht jeden Tag und immer nur ein paar wenige Stunden. Es gab in der Dominikanischen Republik einfach nicht die Turniere, für die sich der ganz große Einsatz gelohnt hätte.
Ihr Talent zeigte sich trotzdem. Wie ging es dann weiter?
Estrella Burgos: Das war kein gerader Verlauf, denn ich habe zwischendurch immer mal wieder gar nicht gespielt. Als ich ungefähr 18 war, musste ich mich zwischen Tennis und Universität entscheiden. Dann kam die Nominierung für das Davis-Cup-Team und ich habe dem Sport den Vorzug gegeben. Allerdings habe ich nicht lange gespielt und stattdessen in der Heimat ein paar Jahre als Trainer gearbeitet, um Geld zu verdienen. 2006 habe ich dann ein Comeback gewagt ...
... das sich ausgezahlt hat. Im Februar haben Sie in der ecuadorianischen Hauptstadt Quito Ihren ersten Titel auf der ATP Tour gewonnen.
Estrella Burgos: Ja, ich wollte unbedingt einen Titel. Mir war eigentlich klar, dass ich das Niveau habe, es zu schaffen. Ich hatte auch zuvor schon gute Resultate, wie die Halbfinal-Teilnahme 2014 beim Hartplatz-Turnier von Bogotá. Quito war dann fantastisch und der Erfolg hat mir eine große Portion Selbstvertrauen gegeben.
Sie sind damit der erste ATP-Turniersieger Ihres Landes, stehen in den Top 50 und wurden 2014 in der Heimat zum Sportler des Jahres gekürt. Wie hat sich das auf Ihr Leben ausgewirkt?
Estrella Burgos: Da hat sich einiges geändert. Viele Leute erkennen mich zuhause jetzt auf der Straße, im Sportteil der Zeitungen stehen fast täglich Artikel über mich. Ich bin zwar nicht der Typ, der diese Popularität unbedingt braucht, aber ich habe dadurch eine tolle Option.
Nämlich?
Estrella Burgos: Ich kann meinen Landsleuten zeigen: 'Hey, Tennis kann auch in der Dominikanischen Republik eine Chance sein'. Dieser Sport spielte bei uns lange überhaupt keine Rolle, die meisten kannten auch die Regeln nicht. Das ist inzwischen anders, das Interesse wächst rasant. Eine schöne Entwicklung.
Sie haben es einmal als Ihren großen Wunsch bezeichnet, auf der Tour gegen Roger Federer anzutreten.
Estrella Burgos: Stimmt. Roger ist ein fantastischer Sportler, eine große Persönlichkeit. Beim Masters in Monte-Carlo habe ich mit ihm trainiert, eine super Erfahrung. Aber wenn ich auf der Tour gegen ihn antreten sollte, dann mit dem klaren Ziel, Roger zu schlagen. Denn egal wie groß die Namen meiner Gegner sind, ich gehe immer auf den Platz, um ihn als Sieger wieder zu verlassen.
Den Titel-Traum haben Sie sich erfüllt.Mit 34 Jahren sind Sie aber schon im fortgeschrittenen Profi-Alter. Welches Ziel verfolgen Sie noch?
Estrella Burgos: Es sind gleich zwei große Ziele, die mich antreiben: Zunächst will ich wieder ein Turnier gewinnen, um mich in der Weltrangliste zu verbessern. Und das führt zum zweiten Ziel: Ich will zu den Olympischen Spielen 2016 in Rio de Janeiro, unbedingt! Daher brauche ich zur Nominierungszeit eine gute Platzierung, um den Cut zu schaffen. Sollte das nicht funktionieren, dann werde ich alles, wirklich alles versuchen, um eine Wildcard fürs Olympische Turnier zu bekommen.
Herr Estrella Burgos, ich bedanke mich für das Gespräch.
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