Boris Becker exklusiv zur Zusammenarbeit mit Holger Rune: "Das ist das große Ziel, das ist die Aufgabe"

Boris Becker ist der neue Coach von Holger Rune. Eine Aufgabe, die der 55-Jährige mit großen Ambitionen angeht. "Holger ist ein Rohdiamant, der Schliff braucht", erläutert die Tennis-Legende im Eurosport-Podcast Das Gelbe vom Ball. Im Mittelpunkt stehe die Qualifikation für die ATP Finals in Turin. "Das ist das große Ziel, das ist die Aufgabe", betont Becker und zieht Parallelen zu Novak Djokovic.

Becker exklusiv zum Trainerjob: Das ist mein Plan mit Rune

Quelle: Eurosport

Holger Rune ist das, was man einen Spieler mit Ecken und Kanten nennt.
Der junge Däne fällt nicht nur mit seinem grandiosen Spiel auf, sondern auch mit verbalen Aussetzern und fragwürdigen Aktionen. Bei den French Open im vergangenen Jahr etwa schickte er wütend seine Mutter während des Matches aus der Box.
Rune macht generell keinen Hehl daraus, wenn er sauer ist. Für seinen neuen Trainer Boris Becker ist das kein Problem.
"Mir gefallen seine emotionalen Ausbrüche. Ich habe schon einmal einen Spieler gecoacht, der auf dem Platz mitunter nicht ganz bei sich war: Novak Djokovic. Aber das ist erlaubt", sagt der sechsmalige Grand-Slam-Turniersieger im Podcast-Gespräch mit Eurosport-Moderator Matthias Stach. Allerdings müsse sich der Spieler einsichtig zeigen, "sich entschuldigen" und "wieder konzentriert arbeiten", findet Becker. "Ich habe das damals genauso gemacht als Profi."

Jetzt anhören: Die neue Podcast-Folge mit Boris Becker

Der Zusammenarbeit mit Rune sieht Becker mit großer Freude entgegen. "Ich liebe den Tennissport und wenn mich einer der besten 20-Jährigen der Welt fragt, ob ich Lust habe, ihn zu trainieren ... wer da nein sagt, hat mit dem Sport nicht viel am Hut."
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Becker über neuen Schützling Rune: "Ein Rohdiamant"

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Becker über Rune: "Geht los mit Einstellung, Mentalität, Psyche"

Dennoch ist es eine nicht zu unterschätzende Herausforderung, Rune zu coachen, trotz seines enormen Potentials. Tatsächlich hat der 20-Jährige bei seinen ersten sechs Turnieren nach dem Wimbledon-Viertelfinale im Juli fünf Auftaktpleiten kassiert, darunter bei den US Open und diese Woche beim ATP-Event in Stockholm.
"Das ist für die Nummer vier der Welt, die er damals war, nicht zufriedenstellend", sagt Becker und legt den Finger in die Wunde. "Natürlich geht es da um die Einstellung, auch wenn man das immer so leicht dahinsagt. Aber es ist der Hauptgrund dafür, weshalb Tennismatches gewonnen oder verloren werden."
Die entscheidende Frage sei: "Was ist Holgers Motivation und der Grund, zum Beispiel nach China zu fahren? Geht es darum, nur die 1. Runde zu gewinnen oder gleich das Turnier, geht es um Punkte fürs Ranking? Das muss man besprechen und es muss man ganz klar sein, wie die Motivation aussieht", stellt Becker klar. "Da habe ich einige Ideen, was man verbessern kann. Es geht los mit Einstellung, Mentalität, Psyche."
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Becker neuer Rune-Coach: "Die Wichtigste im Team ist die Mutter"

Quelle: Eurosport

Becker: Die Wichtigste im Team ist Mama Rune

Bei aller Emotionalität gehe es natürlich "nicht darum, die Mutter von der Tribüne zu schicken, sondern das Match zu gewinnen". Dafür brauche es Vertrauen und eine gute Beziehung im Team.
"Wir brauchen einen engen Kontakt, denn ich kann ihm nur helfen, wenn ich weiß, wie es ihm geht. Das gilt nicht nur auf dem Platz, sondern auch fürs Privatleben. Hat er Sorgen, hat er einen Höhenflug? Das alles hat Auswirkungen auf seine Leistungen im Training", erläutert Becker. "Tennistrainer zu sein bedeutet immer auch, Tennis-Psychologe zu sein."
Neben ihm selbst seien es zwei Personen im Umfeld von Rune, die in den kommenden Wochen und Monaten entscheidend sind. "Er hat mich, er hat seinen Performance Coach Lapo Becherini. Der ist enorm wichtig, denn heutzutage wird ganz anders trainiert wie früher", weiß Becker. "Die Wichtigste im Team aber ist Mutter Aneke, ohne sie funktioniert gar nichts! Ich telefoniere momentan viermal Tag mir ihr, um genau zu wissen, wie es Holger geht."

Rune bald Grand-Slam-Champion? Becker tritt auf Bremse

Er sei mit Mutter und Sohn schon eine ganze Zeit bekannt. "Ich habe ihn kennengelernt, da war er 15, 16 Jahre alt. Das war damals bei den ATP Finals in London, als ich noch Djokovic trainiert habe. Holger war unser Trainingspartner", erinnert sich Becker. Inzwischen sind Jahre vergangenen - und Rune gehört selbst zu den Kandidaten für einen Grand-Slam-Titel.
Konkrete Überlegungen in dieser Hinsicht will Becker aber (noch) nicht anstellen. "Es wäre Schwachsinn, jetzt zu behaupten, dass Holger die Nummer eins wird oder die French Open gewinnt", wiegelt der Eurosport-Experte ab. "Fakt ist, dass er einer der besten Nachwuchsspieler der Welt ist. Er spielt da in einem Konzert mit Leuten wie Alcaraz und Sinner oder bald auch Shelton und Korda."

Becker: "Den besten Holger Rune finden"

In dieser Liga muss sich Rune beweisen und durchsetzen, was eine Frage der körperlichen und mentalen Ressourcen sei. "Mein Bestreben ist es, den besten Holger zu finden. Dazu muss der Turnierplan passen. Wenn er jede Woche spielt, ist er irgendwann müde. Daher muss ich diesbezüglich ein großes Wörtchen mitreden, nach dem Motto: 'Hier müssen wir eine Trainingswoche einschieben, hier ist Regeneration angesagt und da gehst du vielleicht mit deiner Freundin zehn Tage in den Urlaub.' Das gehört bei der Planung dazu, denn letztlich bin ich mitverantwortlich für den Erfolg", so Becker.
Die Tennis-Legende weiß um die Chance, die das Traineramt bei einem Ausnahmetalent wie Rune darstellt. Oder wie Becker sagt: "Das alles ist ein Puzzle, das wir zusammenfügen müssen, sodass der Junge sein bestes Tennis spielt."
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Highlights as Rune crashes out to Kecmanovic in Stockholm Open

Quelle: SNTV

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