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Roger Federer - Tennis-Ikone äußert sich auf PK vor Laver Cup zu Rücktritt: "Werde es nicht wie Borg machen"

Robert Bauer

Update 22/09/2022 um 07:43 GMT+2 Uhr

Roger Federer beendet seine glanzvolle Karriere nach dem Laver Cup in London (vom 23. bis 25. September live im Free-TV auf Eurosport 1 und bei discovery+). Auf einer Pressekonferenz im Vorfeld des prestigeträchtigen Nationenturniers äußerte sich der 20-malige Grand-Slam-Champion unter anderem zu seinem Abschiedsspiel, seinen Plänen nach dem Karriereende und seiner Beziehung zu Rafael Nadal.

Federer verspricht Fans: "Ihr werdet mich wiedersehen"

Roger Federer wirkte gefasst, fast ein wenig gelöst, als er sich Fragen der anwesenden Journalisten stellte.
"Ich bin nervös, weil ich so lange nicht mehr gespielt habe. Ich hoffe, ich kann einigermaßen konkurrenzfähig sein. Das ist ein ATP-Turnier, bei dem ich mich nicht blamieren möchte, aber gleichzeitig kenne ich meine Grenzen", verriet der 41-Jährige am Mittwoch auf der Pressekonferenz im Vorfeld des Laver Cups.
Beim prestigeträchtigen Nationenturnier in London (vom 23. bis 25. September live im Free-TV auf Eurosport 1 und bei discovery+) wird der 20-malige Grand-Slam-Champion am Freitag im Doppel das letzte Match seiner Karriere bestreiten, ehe er seine glanzvolle Laufbahn aufgrund anhaltender Knieprobleme endgültig beenden wird.
Bevor es mit dem sportlichen Geschehen in der englischen Hauptstadt losgeht, nahm Federer noch einmal Stellung zu seinem bevorstehenden Abschiedsspiel, seinen Plänen nach dem Karriereende und seiner Beziehung zu Rafael Nadal.
Eurosport.de fasst die wichtigsten Aussagen zusammen.
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Federer gesteht vor Laver Cup: "Ich bin nervös"

Roger Federer über ...

... sein Abschiedsspiel beim Laver Cup: "Ich bin nervös, weil ich so lange nicht mehr gespielt habe. Ich hoffe, ich kann einigermaßen konkurrenzfähig sein. Das ist ein ATP-Turnier, bei dem ich mich nicht blamieren möchte, aber gleichzeitig kenne ich meine Grenzen. Deshalb habe ich Björn Borg gefragt, ob es okay ist, wenn ich nur ein Doppel spiele. Ich schätze, Matteo (Berrettini; Anm. d. Red.) wird einspringen und am Samstag für mich spielen. Björn sagte 'natürlich ist das völlig in Ordnung'. Björn hat mit John (McEnroe; Anm. d. Red.), den Veranstaltern und der ATP gesprochen, ob das in Ordnung ist, und alle haben grünes Licht gegeben. Jetzt versuche ich mich auf ein letztes Doppel vorzubereiten. Wir werden sehen, mit wem das sein wird."
... seine Zeit nach dem Karriereende: "Ich möchte die Fans nur wissen lassen, dass ich kein Geist sein werde. Es ist lustig, ich habe vorher über Björn Borg gesprochen, und ich glaube, dass er 25 Jahre lang nicht nach Wimbledon zurückgekehrt ist. Völlig akzeptabel - es ist sein Leben, er hat seine Gründe. Aber ich glaube nicht, dass ich es wie Borg machen werden. Tennis hat mir zu viel gegeben, ich bin zu lange dabei, in zu viele Dinge habe ich mich verliebt. Ich liebe es, die Leute wiederzusehen, und das möchte ich den Fans mitteilen - ihr werdet mich wiedersehen. In welcher Funktion, weiß ich nicht. Ich muss noch ein bisschen nachdenken, mir Zeit nehmen."
... seine Rekorde: "Als ich den 15. Grand-Slam-Titel vor den Augen von Pete Sampras gewann und seinen Rekord brach, das war das Größte überhaupt. Dass ich danach nochmals fünf gewinnen konnte, war ein Bonus. Ich bin sehr stolz auf meine Rekorde."
... den schönsten Moment in seiner Karriere: "Es gibt so viele und ich kann keine einzelnen rauspicken. Vielleicht mein erster Wimbledon-Sieg, der Sieg bei den Australian Open 2017 oder die French Open 2009. Aber ich hatte das Glück, viele schöne Momente erlebt zu haben. Ich muss erst tiefer in meinen Erinnerungen wühlen."
... ein mögliches Doppel mit Rafael Nadal und sein Verhältnis zu ihm: "Natürlich würde ich gerne mit Rafa spielen. Ich denke, es wäre eine ganz besondere Situation, wenn es dazu käme. In der Zeit, in der wir uns auf dem Court duelliert haben, hatten wir immer diesen Respekt füreinander - unsere Familien, unsere Trainerteams, wir haben uns immer gut verstanden. Ich denke, dass es eine gute Botschaft wäre, nicht nur für den Tennissport, sondern auch darüber hinaus, weil unsere Karrieren ein Stück weit parallel verlaufen sind. Wir hatten immer eine gute Beziehung zueinander. Aus diesem Grund wäre es großartig. Ich weiß nicht, ob es passieren wird, aber es wäre ein besonderer Anlass."
... seine Karriere: "Ganz ehrlich, ich glaube, kein Spieler, gegen den ich im Jugendbereich gespielt habe, hätte gedacht, dass ich hier mit 41 Jahren sitzen und meine letzte Pressekonferenz geben würde. So weit kann man nicht denken. Wenn man die Vision hat, ein Champion zu sein, sieht man sich ein Turnier gewinnen oder vielleicht die Nummer eins der Welt werden, aber nicht viele, viele Male hintereinander und so lange, wie ich das geschafft habe. Das war definitiv etwas ganz Besonderes. Es war eine großartige Karriere."
... das, worauf er in seiner Karriere am meisten Stolz ist: "Ich habe es bereits ich in der Vergangenheit in Interviews erwähnt, und dies ist vielleicht der richtige Zeitpunkt, um es noch einmal zu sagen, dass es für mich die Langlebigkeit ist. Ich war dafür bekannt, dass ich zu Beginn meiner Karriere ziemlich sprunghaft war. Ich war dafür bekannt, dass ich nicht so beständig war, und dann einer der beständigsten Spieler aller Zeiten zu werden, war auch für mich ein ziemlicher Schock."
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Federer verspricht Fans: "Ihr werdet mich wiedersehen"

... seinen Legendenstatus: "Rückblickend hat das eine besondere Bedeutung für mich, denn ich habe immer zu den Michael Schumachers, Tiger Woods' und all den anderen aufgeschaut, die so lange an der Spitze geblieben sind, denn ich habe nie verstanden, wie sie das geschafft haben. Ehe ich mich versehen konnte, gehörte ich auch zu dieser Gruppe - das war ein großartiges Gefühl."
... seinen Rücktritt: "Das Schwierigste ist vielleicht, dass man in dem Moment sehr traurig ist, wenn man merkt, dass es zu Ende ist, aber ich habe das fast ein wenig ignoriert. Dieser Moment kam kurz nach Wimbledon, als ich dachte, dass ich im nächsten Jahr wieder dabei sein könnte. Ich wusste zwar nicht, in welcher Verfassung, aber ich dachte, es wäre möglich. Ich habe mit niemandem über meine Rücktrittspläne gesprochen, außer mit meinem Team, meinen Eltern und Mirka - wir wussten es, aber sonst wusste es eigentlich niemand. Es war perfekt. Erst als ich aus dem Urlaub zurückkam, habe ich angefangen, die Details zu besprechen: Wo, wann, wie, was. Ehrlich gesagt war diese Zeit ziemlich stressig. Speziell die richtige Formulierung für den Brief zu finden. Das Bittere ist natürlich, dass man immer wieder spielen will. Ich möchte immer auf dem Platz stehen und gegen die Jungs spielen. Ich hatte nie das Gefühl, dass es mir so schwerfällt, das zu tun. Sowohl das Gewinnen als auch die Lehren aus den Niederlagen - das hat alles perfekt geklappt. Ich liebe meine Karriere in jeder Hinsicht. Das ist der bittere Teil. Der süße Teil ist, dass ich weiß, dass jeder irgendwann seine Karriere beenden muss. Jeder muss den Court verlassen, und es war eine großartige, großartige Reise. Dafür bin ich wirklich dankbar."
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Federer blickt auf Zeit ohne Fans zurück: "Hat keinen Spaß gemacht"

... das, was er am meisten in seiner Karriere bereut: "Ich glaube, dass alles aus einem Grund geschieht. Fehler zu machen oder falsche Entscheidungen zu treffen, haben mich wachsen lassen. Ich bin glücklich, dass es auf diese Weise passiert ist. Ich hatte einige schwere Niederlagen und musste mit ihnen umgehen. Das war eine Chance, um besser zu werden und zu wachsen. Ich blicke eher auf die schönen Momente zurück, daran, wie ich Trophäen gewonnen habe. Es ist nicht einfach, Niederlagen zu verkraften. Als Tennisspieler muss man auch außerhalb des Platzes schwere Entscheidungen treffen. Ich konnte mein Team nicht alles entscheiden lassen. Am Ende des Tages bin ich verantwortlich. Ich stehe im Mittelpunkt und bin derjenige, der schuld ist. Ich werde nicht andere beschuldigen, wenn ich Entscheidungen treffe. Ich habe nicht das Gefühl, dass ich etwas bereue. Außer vielleicht, dass ich gerne in meiner Jugend etwas Professioneller gewesen wäre. Aber das wäre wahrscheinlich auch nach hinten losgegangen, wenn ich dadurch meinen Hunger und mein Feuer viel eher verloren hätte. Das hätte mir keinen Spaß gemacht. Ich wollte jung nicht so ernst sein. Ich bin froh, dass mein Team und meine Trainer mir erlaubt haben, von Beginn an ich selbst zu sein. Sie sind mit meiner unberechenbaren Art ausgekommen. Zehn Minuten war ich super inspiriert und dann 30 Minuten wirklich schockierend. Aber sie wussten, dass diese zehn Minuten es wiedergutmachen."
... die neue Tennis-Generation: "Die neue Generation wird großartig sein. Athletischer als je zuvor. Alcaraz, Sinner, Zverev, Medvedev, Rublev, Tsitsipas, ich kann nicht alle nennen. Die, die sich am besten bewegen, sind die besten Spieler. So ist es schon seit 20 Jahren und so wird es bleiben. Wenn man sieht, wozu sie fähig sind, dann wird es so bleiben. Was Serve-and-Volley angeht, bin ich nicht sehr optimistisch. Das wird es seltener geben. Die Spieler wollen ihre Körper nicht dafür riskieren, dass vielleicht der erste Aufschlag misslingt und man trotzdem nach vorne sprintet - völlig umsonst. Es ist einfacher, nach dem Aufschlag an der Grundlinie zu bleiben. Serve-and-Volley ist auch eine Einstellung. Aber es gibt Möglichkeiten, auf dem ganzen Platz zu spielen, ein abwechslungsreiches Spiel zu haben. So habe ich gerne gespielt. Ich habe von der Generation vor mir gelernt, Henman oder Sampras. Heute ist es anders. Aber das ist in Ordnung. Tennis wird spannend sein. Wir wissen wahrscheinlich gar nicht, in welche Richtung es sich genau entwickelt. Wir werden tolle Defensivarbeit und unfassbare Kraft sehen. Sie sind tolle Typen und ich werde der größte Fan sein."
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Roger Federer vor Laver Cup: "Ich bin nervös"

Fotocredit: Getty Images

... seinen ursprünglichen Comeback-Plan: "Ich denke, es gab einen gewissen Prozess, der zu Beginn des Sommers begann. Man versucht, im Training die nächste Stufe zu erreichen, und ich merkte, dass es schwierig wird. Natürlich wusste ich zu diesem Zeitpunkt, dass jeder Schluckauf, jeder Rückschlag das Ende hätte sein können. Das ist in der Reha ganz normal. Ich mag diese Herausforderung, denn ich muss wirklich mit meinem Körper und meinem Team im Einklang sein und wissen, wie weit ich gehen kann. Ich glaube, im Laufe der vergangenen Wochen und Monate mussten wir sehr vorsichtig sein, fast übervorsichtig. Und dann wurde ich immer müder, weil ich mich immer mehr anstrengen musste, um noch daran zu glauben, dass es klappen könnte. Da wird man schon ziemlich pessimistisch. Danach bekam ich einen Scan, der auch nicht so aussah, wie ich es mir gewünscht hatte. Irgendwann setzt man sich hin und sagt: 'Also gut, wir stehen hier an einer Kreuzung und du musst eine Entscheidung treffen. In welche Richtung soll es gehen?' Ich war nicht bereit, in die Richtung 'lass uns alles riskieren' zu gehen. Dazu bin ich nicht bereit, ich habe immer gesagt, dass das nie mein Ziel war. Wenn ich auf die letzten Jahre zurückblicke, kann ich nicht glauben, dass ich all diese Operationen über mich ergehen lassen musste. Für mich war es immer klar, dass ich meine Karriere ohne weitere Operationen beenden möchte. Ein Rat von meiner Seite wäre: Lass dich nicht operieren, wenn du es nicht musst. Nimm dir einfach die nötige Zeit, um zurückzukommen, denn es ist brutal. Ich denke, Tennis ist ein schwieriger Sport, um wieder einzusteigen, weil man in der Lage sein muss, lange Matches zu spielen. Teilweise fünf Matches hintereinander und das jede Woche, auf verschiedenen Kontinenten, auf verschiedenen Untergründen. Mental muss man in der Lage sein, den ganzen Weg zurückzugehen."
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Federer vor letztem Auftritt: "Tennis war mein Leben"

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