Roger Federer setzt bei den US Open auf den Überraschungseffekt

Stillstand bedeutet Rückschritt. Das weiß auch Roger Federer und sucht immer wieder neue Möglichkeiten, sein Spiel mit viel Fantasie weiter zu veredeln. Dass sein neuester Trick noch vor seinem Auftaktmatch bei den US Open am Dienstag allerdings für einen derartigen Wirbel sorgt, erstaunte selbst den Tennis-Magier höchstpersönlich.

Setzt bei den US Open auf den Überraschungseffekt: Roger Federer

Fotocredit: Imago

Der Experte der New York Times schlug sogar vor, den vom Schweizer neuerdings als Return geschlagenen Halb-Volley von der T-Linie nach seinem Erfinder zu benennen: "Federer" soll der Schlag heißen, der dem 34-Jährigen den Weg zu seinem 18. Grand-Slam-Titel ebnen könnte.
Und das am besten schon in Flushing Meadows - jenem Turnier, das Major-Rekordgewinner Federer zwischen 2004 und 2008 fünfmal gewonnen hat. Der Weltranglistenzweite will zum ganz großen Rätsel für den topgesetzten Favoriten Novak Djokovic (Serbien) werden. "Es geht darum, dem Gegner Frage um Frage zu stellen", sagte Quiz-Fan Federer, der im Big Apple einen psychologischen Vorteil besitzt.
Federer überrascht mit offensiver Taktik
Vor gut einer Woche gewann er das Finale des hochkarätig besetzten Vorbereitungsturniers in Cincinnati - ausgerechnet gegen Djokovic. Dabei überraschte Federer auch den Becker-Schützling mit einer extrem offensiven Taktik - und einem Return, den der Eidgenosse oft als direkten Angriffsschlag nutzte. Dem "Federer" eben.
"Roger spielt sehr, sehr schnell und kommt bei fast jeder Gelegenheit ans Netz. Dadurch bringt er seine Kontrahenten unter Zeitdruck", sagte Djokovic und lobte: "Roger setzt diese neue Taktik super um."
Federer erfindet sich neu
Die italienische Zeitung Corriere della Sera titelte nach dem 87. Turniersieg des doppelten Zwillingsvaters in Cincinnati euphorisch: "Federer erfindet einen neuen Schlag".
Den Kamikaze-Halbvolley-Return aus der Abteilung Attacke, der an die längst vergangene Chip-and-Charge-Zeit der bedingungslosen Angriffsspieler erinnnert, probierte Federer im Training aus. "Erst aus Spaß", dann wieder und wieder.
Neue Ausrichtung
Wohlwissend, dass er auf der Jagd nach weiteren Major-Titeln zurück in die Zukunft muss. "Die Serve-and-Volley-Spezialisten sind einst verschwunden, als die Courts langsamer wurden. Jetzt sind die jungen Burschen da, die von der Grundlinie unglaublich hart schlagen. Ich musste mein Spiel also wieder entsprechend ausrichten", erklärte Federer seine Intention.
Den Traum vom sechsten Triumph beim hektischsten Grand Slam und auf der größten aller Tennis-Bühnen hat die frühere Nummer eins noch nicht aufgegeben. Obwohl sein letzter Major-Erfolg bereits über drei Jahre zurückliegt (Wimbledon 2012). Djokovic jedenfalls traut Federer, der am Dienstag auf Leonardo Mayer (Argentinien) trifft, weitere Coups zu: "Er ist fit und nach wie vor eine große Herausforderung für jeden Gegner." Erst recht mit dem "Federer" im Gepäck.
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