US Open 2016 - "Total befreit": Angelique Kerbers Verwandlung soll auf dem Thron enden

Mit vier Siegen ohne Satzverlust hat Angelique Kerber in New York souverän das Viertelfinale erreicht. Die einst zaghafte Kielerin umgibt mittlerweile auf dem Court eine ähnliche Aura wie die große Serena Williams.

Angelique Kerber

Fotocredit: Imago

Wenn die Nacht über Flushing Meadows hereinbricht und die Scheinwerfer das Arthur-Ashe-Stadium hell erleuchten, ist die Verwandlung bereits abgeschlossen.
Für die 20.000 Zuschauer im größten Tennis-Kessel der Welt steht dann nicht Angelique Kerber, die Tennisspielerin aus dem fernen Germany, auf dem Platz. Sie staunen über Angie Körbör, die einzige Frau, die es mit Superheldin Serena Williams aufnehmen kann.
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US Open: Kerber schlägt Kvitova im Achtelfinale (Highlights)

Quelle: WSC

Kerber hat sich längst an die einzigartige Atmosphäre der Nightsession in New York gewöhnt. An den Lärm, das Licht, den späten Spielbeginn - die ganze Show im Big Apple.

"Angie und Serena sind die Konstanten"

"Heute habe ich das Match wirklich genossen", sagte sie nach dem ungefährdeten 6:3, 7:5 im Achtelfinale gegen die zweimalige Wimbledonsiegerin Petra Kvitova, ihrem vierten Zweisatzsieg bei den US Open in Serie: "Es ist unglaublich, wenn du da rausgehst, und das Stadion ist voll. Ein großartiges Gefühl, von so vielen Fans angefeuert zu werden."
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US Open: Serena Williams eilt zum nächsten Rekord

Quelle: WSC

Noch vor einem Jahr hätte Kerber das Rampenlicht, in dem sie als Anwärterin auf den Thron der großen Serena Williams steht, wahrscheinlich verstört. Vor dem Viertelfinale am Dienstag gegen Vorjahresfinalistin Roberta Vinci aus Italien umgibt sie eine Aura der Selbstsicherheit auf und neben dem Platz, die im gesamten Frauentennis sonst nur Williams besitzt. Bundestrainerin Barbara Rittner sagt: "Natürlich können andere an guten Tagen auch eine Rolle spielen. Aber Angie und Serena sind die Konstanten."

Von Kerber zu Körbör

In den USA rätseln die Fachleute, wann sich die einst zaghafte und schüchterne Kielerin in die selbstbewusste Titelkandidatin verwandelt hat. Wann Angelique Kerber zu Angie Körbör geworden ist.
Rittner glaubt, es war die Niederlage im Wimbledonfinale, als ihre Nummer eins der Welt bewies, dass sie Serena Williams in Bestform mindestens auf Augenhöhe begegnen kann. "Das hat sie total befreit", sagt die Fed-Cup-Teamchefin. Es war das Match, in dem Kerber endgültig zeigte, dass ihr Triumph bei den Australian Open im Januar keine Eintagsfliege war.
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US Open: Kvitova mit Präzision gegen Kerber

Quelle: WSC

Kerber selbst sieht ihre Entwicklung als einen Prozess mit vielen positiven und negativen Erfahrungen, die sie an den Zenit ihrer Leistungsfähigkeit geführt haben. "Es sollte wohl so sein, dass ich mit 28 mein bestes Tennis spiele und nicht schon mit 18", sagt sie: "Ich habe vieles gelernt und mich als Person weiterentwickelt."

"Druck kann man nicht abschalten"

Gelernt hat sie vor allem, mit der Erwartungshaltung umzugehen. Der eigenen und der von außen. "Druck ist, wenn einem zu viele Gedanken im Kopf herumschwirren. Wenn man sich fragt: Was passiert, wenn ...", erklärt Kerber: "Die Gedanken sind immer noch da, Druck kann man nicht abschalten. Ich versuche heute, anders zu denken. Das gelingt mir im Moment ganz gut."
So gut, dass sie kurz davor steht, Williams an der Spitze der Tenniswelt abzulösen. Doch gerade das Schicksal der US-Amerikanerin im vergangenen Jahr ist Kerber ein warnendes Beispiel, sich nicht zu früh mit dem (Fern-)Ziel zu beschäftigen. Zwei Siege vor dem historischen Grand Slam war Williams in New York gescheitert - ausgerechnet an Vinci.
"Damals hatte Serena den Druck. Ihre Niederlage hat gezeigt: So etwas passiert sogar den Besten", sagt Kerber. Wohlwissend, dass sie als Angie Köbör längst eine der Besten ihrer Branche ist - nach New York vielleicht sogar DIE Beste.
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US Open: Starke Aktion, Kerber applaudiert Kvitova

Quelle: WSC

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