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US Open - Barbara Rittner exklusiv über Chancen der deutschen Damen in New York, Außenseiterin als Geheimfavoritin

Tobias Laure

Update 29/08/2022 um 08:37 GMT+2 Uhr

Barbara Rittner analysiert im Gespräch mit Eurosport.de die Chancen der deutschen Damen bei den US Open. "Wenn es schlecht läuft, sieht es nach der ersten Runde düster aus", gibt die Bundestrainerin zu und bezieht sich damit auf die schweren Lose für Jule Niemeier, Andrea Petkovic, Tatjana Maria und Laura Siegemund. Darüber hinaus verrät Rittner, welche Außenseiterin für Furore sorgen könnte.

Serena Williams ballt die Faust

Fotocredit: Eurosport

Barbara Rittner winkt ab. Die Frage, ob es eine klare Favoritin bei den US Open gebe, beantwortet die 49-Jährige mit einem "klaren Nein".
Dafür präsentiert Rittner, die das Grand-Slam-Turnier als TV-Expertin für Eurosport begleitet, eine Geheimfavoritin: Zheng Qinwen.
Der jungen Chinesin traue sie viel zu in New York.
Deutlich zurückhaltender ist die Bundestrainerin im Hinblick auf die Chancen der deutschen Damen, die schwere Lose gezogen haben.
Das Interview führte Tobias Laure
Wenn man auf die Ansetzungen bei den US Open schaut, muss man aus deutscher Sicht konstatieren: Losglück sieht anders aus?
Barbara Rittner: Ja, das kann man uneingeschränkt so sagen - und das gilt sowohl für die deutschen Damen als auch die Herren. Wenn es schlecht läuft, sieht es nach der ersten Runde düster aus. Es wäre schön gewesen, wenn aus der Qualifikation Eva Lys und Tamara Korpatsch noch ins Hauptfeld gekommen wären. Leider haben beide in der 3. Runde verloren, während Nastasia Schunk nach einer schweren Auslosung in Runde zwei gescheitert war.
In den vergangenen Jahren sorgte häufig Angelique Kerber für den Aha-Effekt aus deutscher Sicht, im Juni schrieb dann Tatjana Maria mit dem Einzug ins Wimbledon-Halbfinale ein kleines Tennis-Märchen. Wer wäre denn am ehesten imstande, bei den US Open einen ähnlichen Coup zu landen?
Rittner: Jule Niemeier steht da für mich an erster Stelle. Wobei ein Aha-Effekt in der Öffentlichkeit meist erst ab einem Grand-Slam-Viertelfinale entsteht. Jule hat zwar das dominante Spiel, offenbarte aber auf Hartplatz zuletzt noch größere Probleme. Mit Sofia Kenin, die 2020 die Australian Open gewann, trifft sie in Runde eins auf eine Grand-Slam-Siegerin. Die US-Amerikanerin mag viele Probleme gehabt haben in jüngerer Vergangenheit, ist aber eine Spielerin, die sich in den letzten Wochen und gerade bei einem Event wie den US Open zu steigern weiß.
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Barbara Rittner (re.) im Gespräch mit Andrea Petkovic (li.)

Fotocredit: Eurosport

Im Fokus des Interesses steht ohne Zweifel Serena Williams, die ihre letzten US Open spielt. Zum Auftakt geht es gegen Danka Kovinic, eine Sandplatzspezialistin. Trotzdem ein gefährliches Los für Williams?
Rittner: Jede Runde, die Serena gewinnt, ist ein Erfolg. Sie hat aber eine gute Auslosung erwischt und mit Danka Kovinic eine Gegnerin bekommen, die im Moment auch nicht das Selbstvertrauen mitbringt, um in dieser Atmosphäre zu bestehen. Dazu ist sie auf Hartplatz bei Weitem nicht so hoch einzuschätzen wie auf ihrem Lieblingsbelag Sand. Serena wiederum traue ich zu, dass sie sich ins Turnier hineinkämpft und vielleicht die dritte oder vierte Runde erreicht, ich würde ihr das auf jeden Fall sehr wünschen.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass Kovinic sich auf das Match freut und darauf, wahrscheinlich zu einem kleinen Teil der Abschiedsgeschichte von Serena zu werden.
Ist es ein Albtraum oder ein Traum, wenn man gegen eine Spielerin wie Serena antreten muss, die Legenden-Status hat, ihre letzten US Open spielt und von quasi allen Fans gepusht wird?
Rittner: Das hängt ganz stark mit dem aktuellen Selbstvertrauen der Kontrahentin zusammen. Eine Spielerin, die in Form ist und selbstbewusst agiert, erlebt so ein Match als Traum. Darüber hinaus gibt es viele auf der Tour, die gerne noch einmal mit Serena auf dem Platz stehen würden. Für Kovinic dürfte das derzeit nicht gelten. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie sich auf das Match freut und darauf, wahrscheinlich zu einem kleinen Teil der Abschiedsgeschichte von Serena zu werden.
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Vorbild ganzer Generationen: Serena Williams' Weg an die Spitze

Williams gehört nicht mehr zu den Titelkandidatinnen, gibt es überhaupt eine Topfavoritin in New York?
Rittner: Klares Nein. Wenn man jemanden herausheben möchte, dann ist es Simona Halep. Sie hat in der Vorbereitung in Toronto einen großen Wettbewerb gewonnen. In Cincinnati hat Halep das Turnier zwar abgebrochen, scheint aber wieder fit zu sein. Ich sehe sie in der Pyramide der Titelaspirantinnen oben. Dahinter gibt es einen ganzen Reigen an Namen, die infrage kommen. Den beiden ehemaligen US-Open-Champions Bianca Andreescu und Naomi Osaka ist immer viel zuzutrauen, auch Karolina Pliskova oder Wimbledonsiegerin Jelena Rybakina muss man auf dem Zettel haben. Dazu habe ich einen Außenseiterinnen-Tipp.
Nämlich?
Rittner: Zheng Qinwen aus China. Mit 19 Jahren zeigt sie schon tolles Tennis, war bei den French Open im Achtelfinale und auch auf Hartplatz in Toronto stark. Ich traue ihr einiges zu.
Die Regeln gelten für alle, für die Nummer eins der Welt genauso wie für die Nummer 400. Nichtsdestotrotz ist es sehr schade, dass ein Spieler wie Novak Djokovic nicht dabei ist.
Neben Zheng treten mit Titelverteidigerin Emma Raducanu, Vorjahresfinalistin Leylah Fernandez und US-Shootingstar Coco Gauff drei weitere Teenagerinnen an, die bereits zur Weltklasse gehören. Wer aus diesem Trio kann in diesem Jahr bei den US Open überraschen?
Rittner: Coco Gauff hat meiner Meinung nach die besten Aussichten. Sie stand im Endspiel der French Open und zeigt aus diesem Kreis die größte Konstanz. Leylah Fernandez fehlen nach einem Fußbruch und dem Comeback noch ein paar Matches, um Sicherheit zu gewinnen und Form aufzubauen. Emma Raducanu ist nach ihrem Märchen vor einem Jahr inzwischen wieder in aufsteigender Verfassung. Ich sehe sie derzeit eher als Top-20- oder -30 Spielerin. Aber: Wer weiß, was passiert, wenn sie erst wieder den Center Court in Flushing Meadows betritt.
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Maria exklusiv: So gehe ich das Hammer-Match in Runde eins an

Für Novak Djokovic ist das aufgrund der fehlenden Coronaimpfung, die Bedingung für eine Einreise in die USA ist, nicht möglich. Es gab Stimmen, etwa von John McEnroe, die einen Teilnahme des Serben forderten. Besteht da nicht die Gefahr, dass der Eindruck entsteht, der Profisport reklamiere Sonderrechte für sich?
Rittner: Die Politik entscheidet und macht die Vorgaben. Ich nehme mir nicht heraus, zu bewerten, ob die Maßnahmen stimmig sind oder nicht. Die Regeln gelten aber für alle, für die Nummer eins der Welt genauso wie für die Nummer 400. Nichtsdestotrotz ist es sehr schade, dass ein Spieler wie Novak Djokovic nicht dabei ist - aber es gibt Schlimmeres im Leben.
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Novak Djokovic bei den US Open 2021

Fotocredit: Getty Images

Sie selbst standen viermal in der 3. Runde der US Open. Welches Match kommt Ihnen als erstes in den Sinn, wenn Sie zurückdenken?
Rittner: Ich denke da sofort an die Partie gegen Martina Navratilova im Jahr 1993. Es war ein enges Match, das ich in drei Sätzen verloren habe. Martina war mein Idol der Kindheit und gegen sie bei dieser Atmosphäre zu spielen, war eine tolle Erfahrung.
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