US Open 2022: Jule Niemeier verpasst Sensation in New York - Iga Swiatek dreht Achtelfinale
Update 06/09/2022 um 00:04 GMT+2 Uhr
Jule Niemeier hat im Achtelfinale der US Open die große Überraschung gegen die Weltranglistenerste Iga Swiatek verpasst. Die 23 Jahre alte Wimbledon-Viertelfinalistin verlor nach starkem Auftakt 6:2, 4:6, 0:6. Bis zum 2:1 im zweiten Satz schnupperte Niemeier an der Sensation, dann ließ sie ihr Aufschlag - eigentlich eine große Waffe der Dortmunderin - im Stich und Swiatek fuhr den Sieg ein.
Jule Niemeier winkte noch einmal ins Publikum und stapfte dann unter donnerndem Applaus aus dem Louis-Armstrong-Stadion: Die deutsche Tennis-Hoffnung hat nach einem beeindruckend furchtlosen Auftritt gegen Iga Swiatek nur knapp den sensationellen Viertelfinaleinzug bei den US Open verpasst.
Niemeier hielt bis Ende des zweiten Satzes stark mit, dann fehlte die Kraft, um der zweimaligen French-Open-Siegerin und Titelfavoritin im ersten Aufeinandertreffen weiter Paroli zu bieten. Als letzte deutsche Spielerin war Angelique Kerber 2016 beim letzten Grand Slam des Jahres ins Viertelfinale eingezogen, es folgte der Titelgewinn.
Für Niemeier, die beste deutsche Spielerin im Turnier dieses Jahres, bleibt das Erreichen der Runde der letzten 16 bei ihrem erst dritten Major ein Erfolg. Dieser lohnt sich für Niemeier: Sie nimmt ein Preisgeld von 278.000 US-Dollar mit und verbessert ihren Weltranglistenplatz 108 deutlich - auf einen Rang um 70.
Swiatek trifft derweil im Viertelfinale auf Jessica Pegula (USA/Nr. 8), die Petra Kvitová (Tschechien/Nr. 21) überraschend klar 6:3, 6:2 besiegte. Die 21 Jahre alte Polin war in New York in zuvor drei Anläufen noch nie so weit gekommen.
Swiatek zu Beginn fahrig
"Sie hat den ersten Satz sehr gut gespielt und ich habe mich wirklich schwergetan, sie zurückzudrängen", schilderte Swiatek nach der Partie: "Ich musste mich auf die kleinen Dinge konzentrieren. Ich bin glücklich, dass das funktioniert hat."
Niemeier legte gegen Swiatek furchtlos los und nahm der Weltranglistenersten gleich das Service ab und bestätigte das Break durch starke Aufschlagspiele. Zum 5:2 gelang der 23-Jährigen ein zweites Break - mit 6:2 ging Satz eins nach 42 Minuten an die Dortmunderin.
Taktisch von ihrem Trainer Christopher Kas perfekt eingestellt, setzte sie ihre wuchtige Vorhand ein, zeigte aber auch viel Gefühl bei Stopps oder unangenehmen Slice-Bällen.
Swiatek dagegen agierte mit einer hohen Fehlerquote, wirkte fahrig. "Jule hat es schon geschafft, dass sie hektisch wird", kommentierte Eurosport-Expertin Barbara Rittner zu Beginn des zweiten Satzes.
Breakfestival ab Mitte des zweiten Satzes
Im ersten Spiel des zweiten Durchgangs hatte Niemeier erneut einen Breakball, zum 2:1 nahm sie der Polin dann zum dritten Mal das Service ab.
Mit dem Rücken zur Wand besann sich Swiatek dann aber ihrer Stärken. Niemeiers erster Aufschlag kam nicht mehr so konsequent, die Polin schraubte die Fehlerquote nach unten - prompt gelangen der Weltranglistenersten drei Spielgewinne in Folge zum 4:2.
Doch Niemeier justierte und verlagerte sich aufs Retournieren. Breaks wechselten sich ab.
Bei 4:5 aus Sicht der Deutschen hätte Niemeier dann bei eigenem Aufschlag gleichziehen können, doch Swiatek retournierte nun fast noch brillanter. Fünf Breaks in Folge auf beiden Seiten sorgten so für den 6:4-Satzgewinn der Polin.
Swiatek mit 19. "Bagel" im Jahr 2022
Der dritte Satz startete nicht besser für die 23 Jahre alte Deutsche. Swiatek brachte ihr Service durch und nahm Niemeier sofort wieder den Aufschlag ab - zum fünften Mal in Folge. Der sechste Aufschlagverlust in Serie folgte auf dem Fuße (0:4).
Swiatek positionierte sich jetzt konsequent an der Grundlinie und diktierte das Geschehen, bei Niemeier wurde der Frustlevel immer größer.
"Das ist jetzt wie Stecker gezogen", analysierte Rittner live bei Eurosport die Probleme der Deutschen: "Sie hat die Nummer eins der Welt eine Stunde lang beherrscht. Dann hat Swiatek zwei Gänge hochgeschaltet und Jule hatte einfach nicht mehr die Kraft, dagegenzuhalten."
Bei 0:5 vergab Niemeier drei Breakchancen. "Sie will, aber sie kommt nicht mehr durch. Es fehlt an ein paar Körnern", meinte Rittner. So cruiste Swiatek zum "Bagel" und verwandelte nach 2:23 Minuten ihren ersten Matchball.
Für Swiatek war es 2022 bereits der 19. Satz, den sie zu null gewann.
Niemeier muss auf Erfolgen aufbauen
Niemeier servierte insgesamt 13 Doppelfehler bei fünf Assen - nur 49 Prozent ihrer ersten Aufschläge fanden den Weg ins Feld, das machte am Ende den größten Unterschied (Swiatek: 67 Prozent).
Der Deutschen bleiben sehr beachtlichen Erfolge gegen die einstige Australian-Open-Siegerin Sofia Kenin, die Weltranglisten-38. Yulia Putintseva und das hochgehandelte chinesische Talent Zheng Qinwen.
"Auf dem Niveau musst du Erfahrung sammeln. Das Match wird sie wieder ein ganzes Stück weiterbringen", sagte Bundestrainerin Rittner am Eurosport-Mikrofon.
Niemeier müsse darauf aber aufbauen: "Ich glaube schon, dass es ganz wichtig ist, das auszuwerten und knallhart zu sagen: Vollgas war eine Stunde, da müssen wir länger hinkommen, mehr arbeiten noch auf dem Niveau."
Nach der ersten Enttäuschung werde Niemeier jedoch Stolz verspüren.
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(mit SID)
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