US Open 2024: Alexander Zverev nach Aus gegen Taylor Fritz selbstkritisch - Größte Grand-Slam-Chance verpasst
Update 04/09/2024 um 12:45 GMT+2 Uhr
Alexander Zverev muss nach der Niederlage im Viertelfinale der US Open gegen Taylor Fritz eine der wohl günstigsten Momente auf einen Grand-Slam-Sieg abhaken. Der 27-Jährige ringt nach dem Match nach Worten und kritisiert sich selbst scharf. Zverev muss zusehen, wie Fritz oder Frances Tiafoe ihre erste Chance auf ein Grand-Slam-Finale verwerten. Der Deutsche steht am Scheideweg seiner Karriere.
"Schrecklich von mir": Zverev nach US-Open-Aus tief frustriert
Quelle: Perform
Alexander Zverev spielte am Dienstag gegen Taylor Fritz und ein bisschen ebenfalls gegen das Gros der rund 23.000 Zuschauer im größten, dauerhaften Tennisstadion der Welt, dem Arthur-Ashe-Stadium bei den US Open in New York.
Die Schuld an der Viertelfinal-Niederlage [6:7 (2:7), 6:3, 4:6, 6:7 (3:7)] gegen den nicht nur wegen des Heimpublikums unterbewerteten Fritz (nur an zwölf gesetzt), suchte Zverev lediglich bei einer Person - sich selbst.
"Von den Voraussetzungen bei mir war alles in Ordnung. Sie können mir 20 Fragen stellen, ich werde auf keine einzige eine Antwort haben", sagte Zverev konsterniert zu Beginn seiner Pressekonferenz keine Stunde nach Matchende.
Um dann zu erklären: "Es war bodenlos von mir heute."
Zverev lässt günstige Auslosung ungenutzt
Zverev verpasste sein neuntes Grand-Slam-Halbfinale und ließ eine der günstigsten Auslosungs-Konstellationen für ein mögliches drittes Grand-Slam-Finale, das zweite dieses Jahr, ungenutzt.
Nach dem Ende der diesjährigen Grand-Slam-Saison steht Alexander Zverev am Scheideweg seiner Karriere, in der für ihn selbst nur noch ein Majorsieg zählt.
Mit der Ausgangsposition, mit dem Druck, in nun jedem Match der besser gesetzte Spieler zu sein, hatte die Leistung nach eigener Aussage aber "nichts" zu tun. "Ich habe es oft gesagt. Ich muss mich auf mich selbst konzentrieren. Ich habe gegen beide (direkter Vergleich gegen Fritz war 5:4; gegen Tiafoe sogar 7:1) schon gewonnen."
Er sei nur sauer auf sich selbst. "Das hat nichts mit dem Los zu tun. Ich weiß, dass Taylor ein guter Spieler ist und man ihn völlig ernst nehmen muss."
Zverev kein "Ballgefühl ab Punkt zwei"
Die eigene Einschätzung nach bodenloser Leistung begann gefühlt "ab dem zweiten Ballwechsel". Er habe kein Gefühl im Schläger gehabt. "Nullkommanull. Es war unglaublich. Also. Es war wirklich unglaublich."
Dann setzte er mit brüchiger Stimme neu an: "Ich habe selten", stockte er, setzte ab und führte fort: "Ich weiß nicht, ob ich jemals in meiner Karriere so ein Gefühl bei meiner Rückhand gehabt habe. Es ist das erste Mal. Ich hoffe, das letzte Mal auch."
Er habe irgendwann eine weichere Bespannung probiert. "Aber es war egal." Trotz der nach eigener Einschätzung schwachen Leistung gewann Zverev immerhin den zweiten Satz. Auftrieb gab das nicht: "Das Tennis wurde nicht besser. Ich habe den zweiten Satz irgendwie gewonnen. Aber gefühlt mit dem selben Tennis. Gefühlt wurde nichts besser."
Die Verwandlung von Alexander Zverev
Die Enttäuschung, vor allem aber die Verzweiflung stand Zverev ins Gesicht geschrieben. Die selbstbewussten Gesichtszüge verschwanden. Die Augen suchten mit ängstlichen Blicken minütlich Hilfe in der Box bei Vater, Bruder, Freundin, Physiotherapeut und Manager. Der selbstbewusste Gang des 1,98 Meter großen Zverev wich einer hektischeren, unsicheren Version.
So zu beobachten war das bereits in 2024, als Zverev im Halbfinale von Melbourne eine 2:0-Führung gegen Daniil Medvedev verspielte oder eben Carlos Alcaraz trotz 2:1-Satzführung im French-Open-Finale nicht zu stoppen vermochte.
Ohnehin können Zverev nur wenige Spieler schlagen - selbst an einem nach eigenen Angaben miserablen Tag wie Dienstag hätte alleine die immer noch stabile Aufschlagleistung gepaart mit einer hohen Grundfitness und Laufstärke gegen so ziemlich jeden Spieler außerhalb der Top Ten der Weltrangliste gereicht.
Fritz ist momentan lediglich die Nummer zwölf, war bereits in den Top Ten und wird mit dem ersten Grand-Slam-Halbfinale seiner Karriere in den Spitzenbereich der Rangliste zurückkehren. Dort gehört er hin.
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"Bodenlos": Alexander Zverev scheitert im Viertelfinale der US Open
Fotocredit: SID
Zverev: "Musste zehnmal mehr laufen"
Aufschlag, Laufstärke und Fitness sind drei Komponenten, die in den letzten Runden der vier großen Turniere Grundvoraussetzung sind. Zverev konstatierte selbstkritisch: "Ich war nicht platt. Ich habe irgendwann so defensiv gespielt, dass ich zehn Mal mehr laufen musste als er. Weil ich irgendwie einen Ball reinspielen wollte. Gegen einen Spieler wie Taylor, der so gut in Form ist, reicht das nicht."
Den Hauptunterschied im Match und vor allem im vierten Satz machte die Leistung beim Return aus. Bis zum 4:5 im vierten Satz hatte Zverev erst vier Punkte überhaupt beim Aufschlag von Fritz gewonnen.
Wenig später erfolgte der erste Punktgewinn beim erstem Aufschlag des Amerikaners überhaupt. Der Lokalmatador dagegen brachte fast jeden ersten Aufschlag Zverevs ins Spiel, antizipierte auf extrem hohen Niveau.
Zverev fehlt ein gechipter Return mit Slice in seinem Returnspiel, wie es etwa Roger Federer oder Grigor Dimitrov im Repertoire hatten und haben. Zverev schlägt die Returns mit Härte, flach und oft mit wenig Spin ins Feld. Fehlt das Ballgefühl wie am Dienstag, steht Zverev weit hinter der Grundlinie und es fehlt eine Alternative, um in die Ballwechsel zu gelangen.
Zverev: "Das interessiert mich alles nicht"
Zverev und sein großes Team werden sich Gedanken machen, wie die letzten Hürden bei einem Grand-Slam-Sieg zu bewältigen sind.
Bruder Mischa Zverev erklärte am Rande der BMW Open in München im Frühjahr, sein Bruder könne mit seinem vorhandenen Spiel ein Grand-Slam-Turnier gewinnen, wenn "alles" passe. Nach Dienstag sollte die Aussage hinterfragt werden.
Zverev selbst unterbrach die letzte Fragestellung zur eigentlich guten Gesamtleistung bei Grand Slams 2024 sofort, sagte:
"Ich habe keinen gewonnen. Das interessiert mich alles nicht. Ich bin 27 Jahre alt. Ich werde 28 nächstes Jahr."
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