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Nach verkorkstem Sommer: Wimbledon-Sieger Andy Murray vertreibt die Sorgen der Briten

VonSID

Publiziert 11/07/2016 um 12:31 GMT+2 Uhr

Andy Murray erfüllte seine Pflicht, wie es von einem britischen Wimbledonsieger erwartet wird. Ein kurzer Plausch mit den Abgesandten des Königshauses, Prinz Williams und Herzogin Kate, über die Sorgen junger Eltern. Ein kleiner Spaß auf Kosten des gebeutelten Premierministers David Cameron. Und schließlich der traditionelle Auftritt beim Championsdinner.

Andy Murray - Wimbledon 2016

Fotocredit: AFP

Murray ließ all das über sich ergehen, ehe er seinen zweiten Triumph beim ältesten Tennisturnier der Welt endlich genießen durfte.
"Diesmal werde ich viel Zeit mit meiner Familie und den engsten Freunden verbringen. Darauf freue ich mich schon", hatte er nach dem Dreisatzsieg (6:4, 7:6, 7:6) im Finale über den Kanadier Milos Raonic angekündigt. Diesmal wolle er sich nicht vereinnahmen lassen wie nach seinem ersten Erfolg im Rasenmekka an der Church Road im Jahr 2013, als er den britischen Wimbledonfluch nach 77 Jahren beendete.
Gar nicht so einfach, denn zumindest die britische Presse rief den Schotten (wieder einmal) zum Nationalhelden aus. "Endlich etwas, für das sich die ganze Nation begeistern kann. Während Großbritannien vom Brexit geteilt ist (und durchnässt vom Sommerregen), liefert Andy Murray willkommene Wärme mit seinem glorreichen Sieg in SW19", schrieb der Telegraph. Die Times meinte, der "Magische Murray hebt die Stimmung der Nation".

Unter Druck abgeliefert

Murray kennt die Ansprüche seiner Landsleute, zeit seiner Karriere sah er sich vor allem beim Heimspiel im Londoner Südwesten, im Bezirk SW19, einer unbarmherzigen Erwartungshaltung ausgesetzt. "Ich tue gar nicht so, als sei dieser Sieg ausschließlich für mich", sagte der 29-Jährige, oft mehr bewundert, denn geliebt: "Ich weiß: Es ist größer als das." Sein Job sei es, für die vier Wochen der Rasensaison im Londoner Queen's Club und in Wimbledon alles auszublenden und auf sein Team zu hören.
Murray vertraut seinen Ratgebern so sehr, dass selbst wenige Wochen an der Seite des zurückgekehrten Erfolgstrainers Ivan Lendl reichten, um den Final-Verlierer in einen strahlenden Champion zu verwandeln. Mit dem früheren Becker-Rivalen hatte Murray seine größten Erfolge gefeiert - 2012 bei den Olympischen Spielen und den US Open und ein Jahr später in Wimbledon. Nachdem sich Lendl verabschiedet hatte, entwickelte sich Murray mit Amélie Mauresmo zwar zu einem besseren Spieler, vor allem auf Sand, die großen Titel blieben jedoch aus.

Chance eiskalt genutzt

In dieser Saison verlor er in Melbourne und Paris im Finale jeweils gegen Novak Djokovic, der in Wimbledon früh ausschied. Weil auch Roger Federer im Halbfinale strauchelte, ging Murray in seinem zehnten Grand-Slam-Finale gegen Debütant Raonic endlich als Favorit ins Match - und nutzte die Gelegenheit eiskalt.
Er sei nun "der beste britische Athlet aller Zeiten", lobte die Times und forderte bei all seinen Verdiensten um die Nation: "Schotte oder Brite? Die Leute sollten diese Diskussion wirklich lassen." Schon geht die Angst um, Murray werde nach einem zweiten und erfolgreichen Unabhängigkeits-Referendum der Schotten nicht mehr für das Königreich antreten. "Das wären schlechte Nachrichten für das britische Tennis", schrieb die Times. Wer soll dann die britische Sommerdepression vertreiben?
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