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Wimbledon: Novak Djokovic hat eine letzte große Aufgabe - Chamäleon Carlos Alcaraz in Schach halten

Dennis Melzer

Update 17/07/2023 um 13:52 GMT+2 Uhr

Der König ist entthront - lang lebe der König: Novak Djokovic musste am Sonntag seinen Platz als Herrscher von Wimbledon räumen, der Serbe übergab das Zepter an Carlos Alcaraz, der wiederum zum drittjüngsten Gewinner der All England Championships avancierte. Spätestens nach dem legendären Finale ist klar, dass der Djoker im Spätherbst seiner Karriere noch eine letzte Aufgabe hat.

Fulminanter Abschluss: Alcaraz entthront Djokovic in Wimbledon

Für Novak Djokovic zerschlugen sich am Sonntagabend gleich drei mögliche Meilensteine.
Der Serbe verpasste es, mit Wimbledon-Rekordsieger Roger Federer (acht Titel) gleichzuziehen, Magarete Courts Bestmarke von 24 gewonnenen Grand-Slam-Titeln blieb ebenfalls bestehen, zudem muss Djokovic weiter auf den ersten Kalender-Slam warten.
Das hing mit einem jungen Mann zusammen: Carlos Alcaraz. Der 20-Jährige, der seine Meriten bislang vor allem auf Sand- und Hartplätzen gesammelt hatte, arrangierte sich bei den 136. All England Championships in beeindruckender Manier mit dem Untergrund, schlug auf seinem Weg ins Finale unter anderem Daniil Medvedev und Holger Rune jeweils in drei Sätzen.
Dass er aber auch den Rasen-Herrscher, den Sieger der vergangenen vier Wimbledon-Ausgaben bezwingen würde, kam letztlich auch für den entthronten König selbst überraschend: "Ich dachte, ich hätte Probleme mit dir auf Sand und Hartplatz, aber nicht auf Rasen", sagte Djokovic an seinen Gegner gerichtet. Er ergänzte: "Aber nun ist das eine andere Geschichte. Unglaublich, wie du dich dem Belag angepasst hast."

Djoker-Eloge: "Das Beste aus drei Welten"

Tatsächlich erinnerte Alcaraz bei seinem 1:6, 7:6, 6:1, 3:6, 6:4-Sieg an ein Chamäleon, an eine sehr gute, bisweilen bessere Kopie des Djokers. Ein Umstand, den das Original sportsmännisch hinnahm. "Meine persönliche Stärke ist, dass ich mich anpassen kann. Das kann er auch. Ich habe heute gegen einen besseren Spieler verloren", gestand Djokovic und schob nach: "Wahnsinn, was du am Ende des Matches für eine Qualität gezeigt hast. Du verdienst diesen Sieg absolut."
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Carlos Alcaraz

Fotocredit: Getty Images

Doch damit nicht genug der Elogen, Djokovic adelte seinen Nachfolger weiter. "Die Leute sagen, dass sein Spiel aus bestimmten Elementen von Roger (Federer), Rafa (Nadal) und mir besteht. Ich stimme dem zu. Er hat das Beste aus allen drei Welten." Was für ein Lob vom Altmeister, der noch einen draufsetzte: "Ich habe noch nie gegen einen Spieler wie ihn gespielt."
Nach dem Rücktritt von Federer und dem absehbaren Karriereende des dauerverletzten Nadals schien der Weg für Djokovic als Dauerdominator geebnet. Doch der 36-Jährige bekommt es jetzt mit einem Youngster zu tun, der ganz offensichtlich in der Lage ist, Djokovic auf jedem Belag zu ärgern. Auch auf dem Heiligen Grün.

Alcaraz macht Ansage

Von "ESPN" gefragt, ob er fortan der größte Djoker-Rivale sei, antwortete Alcaraz selbstbewusst: "Das hoffe ich. Ich denke, ich habe gezeigt, dass ich mich mit ihm auf den ganz großen Bühnen in epischen Matches messen kann. Ich bin bereit, weiterzumachen und der große Rivale von Novak zu werden."
Spätestens das Endspiel in London, das an die legendäre Fünfsatz-Schlacht zwischen Federer und Nadal vor 15 Jahren erinnerte, hat gezeigt - das ist er bereits. Alcaraz in Schach zu halten wird für Djokovic die letzte große Aufgabe seiner Karriere. Sprich: Djokovic muss sein Tennis im Spätherbst der Laufbahn noch einmal umstellen, auf die Anpassungsfähigkeit der aktuellen Nummer eins reagieren.
Das nächste Duell der beiden aktuell Größten steht schon Ende August auf dem Programm. Djokovic, der die US Open 2022 aufgrund seiner fehlenden Corona-Impfung verpasste, darf in diesem Jahr wieder mitmischen.

Djokovic hofft auf Revanche in New York

Seit 2018 wartet er auf einen Triumph im Arthur Ashe, Alcaraz nutzte Djokovics Abwesenheit im Vorjahr aus und tütete mit einem Sieg über Casper Ruud (6:4, 2:6, 7:6, 6:3) seinen ersten Grand-Slam-Titel ein.
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Novak Djokovic (l.) gratuliert Carlos Alcaraz zum Wimbledon-Sieg

Fotocredit: Getty Images

"Ich hoffe, dass wir bei den US Open wieder gegeneinander spielen", sagte Djokovic. Schließlich gebe es im Tennis "nichts Besseres, als dass sich die Nummer eins und zwei der Welt in epischen Fünfsatz-Matches gegenüberstehen."

Presse sieht Wachablösung

Mit Blick auf sein "fortgeschrittenes" Alter und die dennoch beeindruckende Physis scherzte der Grand-Slam-Rekordchampion: "36 ist die neue 26." Eine Kampfansage an den 16 Jahre jüngeren Alcaraz, vor allem aber an die Presse, die mitunter im Sieg des Top-Talents eine endgültige Wachablösung an der Spitze ausgemacht hatte.
"Carlos Alcaraz' seismischer Sieg könnte die Morgenröte einer neuen Ära ankündigen", schrieb beispielsweise die britsche "Sun". Weiter hieß es: "Es fühlte sich an wie der Tag, an dem wir den Serben alt werden sahen." Die "Marca" aus Alcaraz' Heimat titelte: "Carlos Alcaraz macht Schluss mit dem unbesiegbaren Djokovic und krönt sich in Wimbledon zum 'Big One' des Tennis."
Doch widerstandslos wird Djokovic sich freilich nicht ergeben. Seine Kopie, das beste aus drei Welten, das Chamäleon namens Alcaraz hat sich aber längst als potenzieller Erbe in Stellung gebracht.
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Alcaraz rüttelt am Thron: "Riesiger Moment für unseren Sport"

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