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Wimbledon: Carlos Alcaraz nicht mehr zu stoppen - wie der Champion aus einer Enttäuschung maximal Profit schlägt
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Update 15/07/2024 um 12:11 GMT+2 Uhr
Carlos Alcaraz hat in Wimbledon nicht nur den Titel verteidigt, sondern gegen den großen Novak Djokovic eine der famosesten Leistungen der Finalgeschichte gezeigt. Der Grund, weshalb der Spanier in so jungen Jahren bereits derart souverän und clever agiert, hat mit einer bitteren Niederlage zu tun - und einem Verhalten im Match, dass er für sich inzwischen als "nicht akzeptabel" abgestempelt hat.
Alcaraz lässt Djokovic keine Chance - der Final-Tag aus Wimbledon
Quelle: SNTV
In der Stunde des großen Erfolgs erinnerte sich Carlos Alcaraz auch an eine bittere Niederlage. Bei den US Open in der Saison 2023 unterlag er als Titelverteidiger im Halbfinale Daniil Medvedev.
Eine Enttäuschung, die ihn geprägt und stärker gemacht hat. "Ich muss erwachsener werden und in solchen Situationen reifer sein. Ich habe im zweiten Satz ein bisschen aufgegeben, nachdem ich den ersten verloren hatte. Das ist bei einem Grand Slam nicht akzeptabel", ging Alcaraz damals schonungslos in die Selbstanalyse.
Die Erfahrung habe ihm "sehr geholfen, bei den nächsten Grand Slams, bei den nächsten Turnieren mental besser und stark genug zu sein", um in entscheidenden und schwierigen Momenten das beste Tennis zu spielen.
Bei den French Open gab es eine solche Phase im Finale gegen Alexander Zverev, als dem 21-Jährigen bei einem 1:2-Satzrückstand die Felle davonzuschwimmen drohten.
Stich huldigt Alcaraz: "Es war eine Vorführung"
Im Endspiel von Wimbledon hingegen dominierte Alcaraz fast das gesamte Match gegen Novak Djokovic. "Es war eine Vorführung. Es war für mich in den 15 Jahren, die ich hier kommentieren durfte, eine der besten taktischen Leistungen, die ich seit vielen, vielen Jahren gesehen habe", schwärmte der einstige Wimbledon-Champion, der das Turnier als Experte für "Prime Video" begleitete.
Und auch wenn Alcaraz bescheiden blieb und versicherte, sich "noch nicht für so einen großen Champion" zu halten, sind die Leistungen des Ausnahmetalents aus Murcia schon jetzt historisch. Einzig Boris Becker sowie die beiden Schweden Björn Borg und Mats Wilander standen mit 21 Jahren bereits bei vier Grand-Slam-Titeln. Die Big 3 um Djokovic, Rafael Nadal und Roger Federer waren allesamt älter zu diesem Zeitpunkt.
Alcaraz auf den Spuren von Federer
Dazu gelang Alcaraz das Kunststück, die ersten vier Major-Endspieler seiner Laufbahn zu gewinnen. Damit wandelt er auf den Spuren von Federer, der sogar die ersten sieben für sich entscheiden konnte.
Zahlen, die unweigerlich die (eigentlich zu früh gestellte) Frage aufwerfen, wohin die Reise gehen kann? Nachdem es viele Jahre als ausgeschlossen galt, dass wieder ein Spieler auf die Tour kommt, der in Sachen Grand-Slam-Erfolge in die Sphären der Big 3 vorstoßen kann, ist genau das plötzlich denkbar. Zumal Alcaraz - freilich in der ihm eigenen bescheidenen Art - selbst in diesen Bereich kommen will.
Alcaraz: "Mit den großen Jungs am Tisch sitzen"
"Am Ende meiner Karriere möchte ich an einem Tisch mit den großen Jungs sitzen. Das ist mein Hauptziel und im Moment mein Traum", betonte der zweimalige Wimbledonsieger. "Ich weiß nicht, wo meine Grenze liegt. Ich will nicht darüber nachdenken, nur den Moment genießen, einfach weiter träumen. Mal sehen, ob es am Ende meiner Karriere 25, 30, 15 oder vier sein werden."
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Djokovic und Alcaraz machen Finale klar - der Tag aus Wimbledon
Quelle: SNTV
Sollten Gesundheit und Fitness mitspielen, ist fast auszuschließen, dass er bei vier Grand-Slam-Kronen stehen bleibt. Auch, weil Alcaraz das Spiel auf allen drei Belägen gleichermaßen beherrscht und neben Wimbledon schon die French Open (2024) und US Open (2022) gewann. Hinzu kommt eine Akribie, die an die Big 3 erinnert.
Warnschuss für Alcaraz - es ist noch Luft nach oben
"Meine Vorhand kann auf diesem Niveau noch besser werden, sie sollte jedes Jahr besser werden", erklärte Alcaraz nach seinem Coup im All England Club. Es gehe auch darum, das "Spiel im Allgemeinen" zu stärken und zu lernen, mit den kniffligen Situationen noch besser umzugehen.
Erstaunliche Worte aus dem Munde eines Profis, dem derzeit fast alles zu gelingen scheint. Wobei: Es gab durchaus Fallstricke während der zwei Wochen von Wimbledon.
Schon in Runde drei sah es gegen Frances Tiafoe nicht gut aus. Alcaraz lag mit 1:2 in den Sätzen zurück, dann ging es in den Tiebreak. Der Spanier rettete sich schließlich in den fünften Satz und setzte sich durch. Momente wie diesen dürfte er im Kopf haben, wenn er davon spricht, dass noch einigen Stellschrauben gedreht werden muss.
Nur Sinner kann Alcaraz das Wasser reichen
Auf dem steilen Weg nach oben scheint ihm derzeit nur einer folgen zu können: Jannik Sinner, die Nummer eins der Welt, amtierender Australian-Open-Champion und mit 22 Jahren dieselbe Tennis-Generation wie Alcaraz. Der begrüßt die Klasse und den Ehrgeiz seines Rivalen ausdrücklich. "Ich bin wirklich froh, ihn dabei zu haben. Wie schon oft gesagt, haben wir eine wirklich gute Rivalität als junge Spieler, die aufsteigen wollen." Die Konstellation mit Sinner sei "großartig für den Sport".
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Jannik Sinner schlug Carlos Alcaraz 2022 im Achtelfinale von Wimbledon in vier Sätzen
Fotocredit: Getty Images
Womit Alcaraz zweifelsohne recht hat. Djokovic, Nadal und Federer hätten mehr Grand-Slam-Titel in der Biografie stehen, wenn die jeweils anderen nicht gewesen wären.
Eine unvergleichbare Ära entstand aber nur, weil es eben die Big 3 und ihre faszinierenden Duelle gab. In der Zukunft könnte sich eine Big-2-Lage mit Alcaraz und Sinner herausbilden.
Limits und Grenzen sind dabei erst einmal nicht in Sicht. Vor allem diesem Carlos Alcaraz muss man (fast) alles zutrauen - ob er nun bei 15, 20 oder 30 Grand-Slam-Titeln landet ...
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Quelle: SNTV
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