Jan Frodeno zum Karriereende abgeschlagen, Patrick Lange gewinnt WM-Silber bei Ironman in Nizza

Als Patrick Lange auf der prachtvollen Promenade des Anglais mit Deutschland-Fahne in der Hand längst seine WM-Medaille feierte, quälte sich Jan Frodeno bei brütender Hitze noch über seine letzten Karriere-Kilometer. Für den langjährigen Dominator wurde der letzte Tanz zur Tortur, sein langjähriger Rivale stahl ihm auf der Abschiedsbühne die Show. Frodeno brauchte nach seinem massiven Einbruch Trost von Ehefrau Emma und seinen beiden Kindern, beim Zieleinlauf schossen ihm die Tränen in die Augen.

Den Abschluss seiner Bilderbuch-Laufbahn hatte er sich anders vorgestellt. "Ich bin ein Gladiator, den heute die Löwen doch bekommen haben", sagte Frodeno: "Ich kann nur allen danken für diesen unglaublichen Empfang. Es war eine unfassbare Reise." Er sei trotz Rang 24 mit fast einer Dreiviertelstunde Rückstand "ganz happy. Es ist vorbei und wird künftig nicht mehr so weh tun."

Lange holte nach seinen Triumphen 2017 und 2018 sowie Bronze 2016 diesmal Silber. Nach 3,86 Kilometer Schwimmen, 180 Kilometer Radfahren und 42,195 Kilometer Laufen lag er nach furioser Aufholjagd knapp vier Minuten hinter dem erstmals siegreichen Franzosen Sam Laidlow, der sich mit 24 Jahren zum bislang jüngsten Weltmeister krönte. "Es war sauhart", sagte Lange im Hessischen Rundfunk, "aber ich bin total happy. Ich bin glücklich, dass ich die Medaillensammlung komplett habe.

Frodeno hatte seiner letzten "emotionalen" Mission das Motto "Mondlandung" gegeben. "Damit werden Pläne beschrieben, die unmöglich erscheinen", erklärte der Athlet des LAZ Saarbrücken. Für seinen vierten WM-Sieg unternehme er "alles. Wirklich alles". Und das Schwimmen lief voll nach Plan, als Dritter stieg er mit der zwölfköpfigen Spitzengruppe aus dem Wasser. Die Verfolger um Lange lagen 75 Sekunden zurück.

Doch auf der bergigen Radstrecke mit 2500 Höhenmetern begannen für Frodeno nach seinem Seuchenjahr mit Achillessehnenriss und drei Hüft-Operationen die Probleme. Die mit einigen knackigen Anstiegen gespickte erste Streckenhälfte zog dem verhältnismäßig schwer gebauten Triathleten bereits den Zahn, es ging Position um Position nach hinten. Nach gut 70 Kilometern schloss Lange zu ihm auf.

Vorne fuhr Lokalmatador Laidlow davon, dahinter positionierte sich eine Verfolgergruppe um Roth-Sieger Magnus Ditlev. Die beiden deutschen Hoffnungsträger lagen auf halber Strecke bereits über neun Minuten zurück. Auf dem zweiten Streckenabschnitt löste sich Lange von seinem langjährigen Rivalen. "Der Gladiator stirbt in seiner Arena", rief Frodeno einem Kameramotorrad zu.

Beim letzten Wechsel der Karriere umarmte er unter Tränen bereits gemütlich seine Familie. Den Marathon machte er mit 16 Minuten Rückstand bei 30 Grad zur Ehrenrunde, legte gar einige Gehpausen ein - und winkte immer wieder den Fans zu.

Lange war dagegen drei Minuten zuvor als Neunter in seine Aufholjagd gestartet. Schon bei halber Strecke war der 37-Jährige bis auf Rang vier nach vorne gestürmt, auf Laidlow fehlten aber immer noch fast neun Minuten. Doch dann legte der laufstärkste Athlet im Feld nochmal zu.

Die Langstrecken-WM fand erstmals außerhalb der Vereinigten Staaten statt. Die Frauen gehen am 14. Oktober auf der traditionsreichen Strecke von Hawaii an den Start.

(SID)