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Kritik aus Fürth an Abwerbung des FC Bayern München von Timothy Tillman: "Da setzt der Verstand aus"

Florian Bogner

Update 27/01/2016 um 14:34 GMT+1 Uhr

Im Sommer hat sich der FC Bayern München den damals 16-jährigen Timothy Tillman für 500.000 Euro von der SpVgg Greuther Fürth geschnappt - nun gibt's die Retourkutsche von Fürth-Boss Helmut Hack. Der klagt über den Verlust des Jahrhunderttalents: "Wenn Bayern kommt, setzt bei vielen der Verstand aus." Aber mit Uli Hoeneß ist in Sachen Nachwuchs nicht zu spaßen, wie seine neuesten Pläne zeigen.

Timothy Tillman (l.) wechselte 2015 für 500.000 Euro von der SpVgg Greuther Fürth zum FC Bayern München

Fotocredit: Imago

Helmut Hack, der Präsident der SpVgg Greuther Fürth, hat die Abwerbung von Talent Timothy Tillman (17) durch den FC Bayern München kritisiert.
"Wenn Bayern kommt, setzt bei vielen der Verstand aus", sagte Hack der "Sport Bild" und klagte:
Timothy Tillman war bei uns das größte Talent seit 30 Jahren. Sein Weggang ist eine Katastrophe für den Verein.
Mit der Rückkehr von Uli Hoeneß in den Klub hat der FC Bayern München zuletzt wieder das Augenmerk auf den Nachwuchsbereich verstärkt. Tillman, der schon für die deutsche U16-Nationalmannschaft spielte und aus der aktuell sehr stark spielenden U17 der Bayern herausragt, war dabei ein Hoeneß-Projekt, das der Bayern-Macher zusammen mit Kadermanager Michael Reschke realisierte.

Uli Hoeneß macht im Jugendbereich ernst

"Bayern möchte auch nicht ständig in der U19-Champions-League (UEFA Youth League, Anm. d. Red.) verlieren", sagte Hack nun.
Fakt ist, dass es trotz eines bestehenden Ausbildungsvertrages nicht möglich war, den Spieler zu halten. Die Familie des Spielers ist Wochen, bevor der Wechsel vollzogen wurde, nach München gezogen. So hatten sie auch die moralischen Argumente auf ihrer Seite.
Geschickt gedreht vom Rekordmeister, der im Jugendbereich national zuletzt deutlich von der TSG 1899 Hoffenheim, dem FC Schalke 04 und auch RasenBallsport Leipzig abgehängt wurde. Doch Uli Hoeneß scheint eben richtig ernst machen zu wollen. Für Tillman zahlte Bayern übrigens auch regulär 500.000 Euro Ablöse - kein Schnäppchen für einen damals noch 16-Jährigen.

Hoeneß protegiert Nachwuchsspieler

Laut "Sport Bild" will Hoeneß nach seiner Haftentlassung Ende Februar und dem damit verbundenen Ende seiner Dienste als "Assistent der Abteilungsleitung Junior-Team" weiter zwei bis dreimal wöchentlich an der Säbener Straße vorbeikommen, um im Jugendbereich nach dem Rechten zu sehen. Erst nach Saisonende sei dann ein längerer Urlaub geplant, bevor er sich im Sommer zu seiner Zukunft - möglicherweise wieder als Präsidentschaftskandidat - äußern will.
Was Hoeneß antreibt: Seit Thomas Müller, Holger Badstuber und David Alaba hat der FC Bayern keinen verheißungsvollen Jugendspieler mehr fest in die erste Mannschaft überführen können. Das will er ändern, dazu baut Bayern auch für 60 Millionen Euro ein neues Nachwuchsleistungszentrum im Münchner Norden.
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Uli Hoeneß

Fotocredit: SID

Hoeneß half schon in früheren Jahren bei den Karrieren der Nachwuchsspieler tatkräftig mit. Bei Bastian Schweinsteiger wusste er immer genau, wann er den damaligen Jungstar schützen und wann er ihm - Zitat - "Puderzucker aus dem Hintern klopfen" musste.
Bei David Alaba, der mit 16 von Austria Wien kam, zurrte er schon mit 17 Jahren einen Profi-Vertrag fest. Und als Thomas Müller 2009 schon vor einem Wechsel zur TSG 1899 Hoffenheim stand, legte er ein Veto ein. 2006 war er sogar selbst in den Flieger gestiegen, um einen 16-Jährigen von Hansa Rostock ins Bayern-Jugendhaus zu holen. Der Name des Spielers: Toni Kroos.

"Sein Einfluss hilft"

Laut "Sport Bild" zog Hoeneß nun auch bei Timothy Tillman im Hintergrund die Fäden, regelte, dass die Mutter des 16-Jährigen einen Job in München bekam und Bruder Malik in der U14 aufgenommen wurde. "Mit der Power, die er hat, tut Uli der Jugendarbeit gut", sagt selbst Michael Tarnat, der vergangene Woche sein Amt als Nachwuchskoordinator von der U16 abwärts niederlegte.
"Sein Einfluss auf die Klubführung hilft natürlich auch, wenn es darum geht, junge Spieler zu holen", so Tarnat zur "Sport Bild". Heißt im Klartext: Wenn Hoeneß einen Spieler empfiehlt, wird er auch geholt.
Und auch wenn Hack sagt: "Da schaffen es doch die wenigsten Spieler, sich durchzusetzen." Bei einem Angebot des FC Bayern München sagt man nur selten Nein - vor allem, wenn Hoeneß seine Finger im Spiel hat.
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