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"Zum Vergessen": Julian Draxlers bittere Rückkehr nach Schalke

VonSID

Publiziert 06/02/2016 um 20:24 GMT+1 Uhr

Als die Pfiffe im Jubel untergingen, durfte sich Julian Draxler in seinem alten Wohnzimmer noch einmal zu Hause fühlen. Ein Schalker Sieger nach dem anderen nahm den verlorenen Sohn in den Arm. Die Ex-Kollegen sprachen ihm Trost zu, ehe er sich zögernd den Verlierern des VfL Wolfsburg anschloss. "Es war schön, die alten Gesichter zu sehen", sagte der Rückkehrer, "aber das Spiel war zum Vergessen."

Julian Draxler

Fotocredit: SID

Das 0:3 (0:2) bei seinem FC Schalke 04 und der erneute Rückschlag im Kampf um einen Champions-League-Platz schmerzten mehr als der unfreundliche Empfang 159 Tage nach seiner Flucht aus Gelsenkirchen. "Es war alles im Rahmen", meinte der 22-Jährige, der Schlimmeres befürchtet hatte.
Pfiffe bei jeder Ballberührung, Jubel bei jedem Fehlpass, hämische Gesänge wie "Draxler hat die Hosen voll" - die Rückkehr war ungemütlich, die Stimmung aber längst nicht so feindselig wie vor viereinhalb Jahren gegenüber dem zu Bayern München abgewanderten Nationaltorwart Manuel Neuer.
"Ich verstehe die Fans", sagte Draxler, der im Sommer nach 14 Jahren auf Schalke für die Vereinsrekordsumme von 35 Millionen Euro plus Bonuszahlungen nach Wolfsburg gewechselt war. Der sportliche Misserfolg an alter Wirkungsstätte setzte ihm mehr zu: "Wir haben ein ganz wichtiges Spiel 0:3 verloren, das ist am bittersten." Draxler war dafür mitverantwortlich. Nach ordentlichem Beginn war der begnadete Techniker regelrecht untergetaucht. Je stärker seine Ex-Kollegen wurden, desto mehr lief das Spiel an ihm vorbei.

Praktisch keine Akzente

Ob auf seiner Lieblingsposition im zentralen Mittelfeld oder später auf der linken Seite - Draxler gewann kaum einen Zweikampf, setzte praktisch keine Akzente. Seinem einzigen Torschuss folgte im direkten Gegenzug die Schalker Führung durch Klaas-Jan Huntelaar (24.). Als er in der Mauer nur halbherzig hochsprang, schlug der Freistoß von Johannes Geis zum 2:0 ein (35.). Beim dritten Gegentreffer durch Alessandro Schöpf (87.) war klar: Draxler, beim Schalker 0:3 im Hinspiel noch in Königsblau, verlor als einziger beide Saisonduelle.
Beim Blick auf die Tabelle mag er den Wechsel schon bereut haben, denn sein Ex-Klub liegt im Rennen um die Königsklasse bereits sechs Punkte vorne. Doch auf die Bundesliga-Rangliste wollte Draxler nach dem siebten Spiel in Folge ohne Sieg gar nicht schauen, "wir müssen erstmal sehen, dass wir was Ordentliches auf den Platz bringen".
In dieser Hinsicht sind die Schalker dem Champions-League-Achtelfinalisten derzeit ein Stück voraus. Nach dem hart erkämpften 2:0 beim Aufsteiger Darmstadt 98 bezwangen die Schalker "endlich mal einen Großen", wie Trainer André Breitenreiter zufrieden feststellte. Endlich jubelten auch Huntelaar und Geis: Der niederländische Torjäger - seit dem 4. Dezember eher ein Chancentod - hatte lange auf seinen 115. Pflichtspieltreffer für Königsblau warten müssen, Kunstschütze Geis auf sein erstes Freistoßtor noch länger.
Trost nahm Draxler mit, als er sein altes Wohnzimmer verließ - Mitleid für den unfreundlichen Empfang jedoch nicht. "Da hat einer freiwillig die Familie verlassen", meinte Schalke-Manager Horst Heldt, "das kommt nicht so gut an. Jetzt hat er ja ein Jahr Zeit."
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