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RB Leipzig und Ralf Rangnick in der Bundesliga: Kein zweites TSG Hoffenheim

Carsten Arndt

Publiziert 19/07/2016 um 22:52 GMT+2 Uhr

Ralf Rangnick hat mit RB Leipzig nach der TSG Hoffenheim ein zweites umstrittenes Fußball-Projekt in die Bundesliga geführt. Auch wenn es auf den ersten Blick einige Parallelen gibt, steht RB auf deutlich nachhaltigeren Beinen als Hoffenheim seinerzeit. Die Unterstützung einer ganzen Region und ein gereifter Ralf Rangnick lassen vermuten, dass Leipzig in naher Zukunft oben mitmischen wird.

Ralf Rangnick (RB Leipzig)

Fotocredit: Imago

Am Montag stand bei RB Leipzig Teambuilding auf dem Programm. Am letzten Tag des Trainingslagers wurden Floße gebaut, mit denen anschließend auf den Scharmützelsee um die Wette gepaddelt wurde.
Nach den jüngsten Ereignissen vom Wochenende rund um das Testspiel beim 1. FC Frankfurt/Oder, als Unbekannte Schrauben und Steine auf dem Platz verstreuten, hätte man jedoch eher ein U-Boot als Ergebnis der hauseigenen Bullen-Werft vermuten können.
Abtauchen. Abschotten. Von der hetzerischen Bildfläche verschwinden.

Schrauben-Skandal schon abgehakt

Doch in Leipzig ist das kein Thema. Der Skandal ist längst abgehakt, der Vorfall intern bereits zu den Akten gelegt worden. Nach Eurosport-Informationen wird RB keine rechtlichen Schritte einleiten.
"Wir reden hier von einer verschwindend geringen Minderheit", so ein Vereinsvertreter über die Vorkommnisse im Gespräch mit Eurosport.de. "Es waren gestern 3500 Zuschauer im Stadion, davon waren vielleicht 0,5 Prozent gegen RB. Der Rest hat sich über uns gefreut."

Drittbeliebtester Verein Deutschlands

Das Wort Freude im Zusammenhang mit dem so kritisch beäugten Brause-Klub? Sportdirektor Ralf Rangnick behauptete jüngst sogar, RB sei mittlerweile nach dem FC Bayern und Borussia Dortmund der drittbeliebteste Verein der Bundesliga.
Und er hat recht. Zumindest was Thüringen und Sachsen, die ostdeutsche Umgebung sowie die Heimat von RB angeht. 17 Prozent der dort Befragten gaben in einer Umfrage der Karlsruher Marktforschungsagentur "IRIS" den Bundesligaaufsteiger als Lieblingsklub an.

Euphorie in Leipzig

Hier liegt einer der großen Unterschiede zu einem ehemaligen Projekt Rangnicks: Der TSG 1899 Hoffenheim.
Anders als beim Klub aus dem Vorort der baden-württembergischen Kleinstadt Sinsheim, für den Rangnick von 2006 bis 2011 als Trainer fungierte, steht hinter RB mit Leipzig eine fußballverrückte Metropole - in der im Jahr 1900 der Deutsche Fußball-Bund (DFB) gegründet wurde.
Die Fans der traditionsreichen Klubs Lok, Chemie und Sachsen Leipzig standen dem Emporkömmling anfangs mehr als skeptisch gegenüber. Auch heute ist die Ablehnung längst nicht vollends gewichen, doch mittlerweile ist der Rückhalt in der Bevölkerung groß.
Die 18.000 Dauerkarten für die Premierensaison in der Bundesliga waren so schnell vergriffen, dass das Kontingent noch einmal aufgestockt wurde. Innerhalb von einer Stunde wurden auch die 2.000 zusätzlichen Plätze an den Mann oder die Frau gebracht. In Leipzig ist Euphorie zu spüren.

Leipzig bleibt Philosophie treu

Das liegt auch daran, dass die Verantwortlichen ihrem auferlegten Kurs bislang treu bleiben. Die Philosophie des Klubs sieht es vor lediglich junge, entwicklungsfähige und wenn möglich einheimische Spieler zu verpflichten.
Mit Davie Selke und Neuzugang Timo Werner stehen zwei vielversprechende Offensiv-Optionen im Kader, die auch Bundestrainer Joachim Löw für die Zukunft auf dem Zettel haben dürfte.
Zudem legte sich der Verein eine Gehaltsobergrenze auf. Rangnick erklärte:
Wir werden nicht wegen eines Spielers unser Gehaltsgefüge in die Luft sprengen. Wir wollen organisch wachsen.

Hoffenheim verriet seine Werte

Versprechen, die man auch aus Hoffenheim kannte. Spätestens aber, als sich aber die Chance auf die Bundesliga bot, wurde diese nach und nach über Bord geworfen.
In der Winterpause der Aufstiegssaison 2007 wurden Carlos Eduardo, Demba Ba, Chinedu Obasi und Vedad Ibisevic verpflichtet. Später folgten fertige und teure "Stars" wie Ryan Babel, Josip Simunic, Timo Hildebrand. Hoffenheim hatte seinen eigenen Weg verraten.
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Ryan Babel (Hoffenheim) - Hajime Hosogai (Augsburg), Bundesliga, 04.02.2012

Fotocredit: dpa

Später wurde mit Gewalt versucht, das Ruder wieder herumzureißen. Nach dem nur knapp vermiedenen Abstieg 2013 hat der einst so verhasste Klub mittlerweile einen Status inne, der beinahe noch schlimmer ist: den der grauen Maus.

Rangnick hat gelernt

Darüber muss man sich in Leipzig in naher Zukunft sicherlich keine Sorgen machen. "Wir werden auswärts nicht mit Beifallsstürmen empfangen werden“, ist sich Rangnick bewusst.
Vom eingeschlagenen Weg wollen sich der Sportdirektor, der neue Coach Ralph Hasenhüttl und der gesamte Verein dennoch nicht abbringen lassen.
Rangnick, der Hoffenheim 2011 nach Streitigkeiten mit Klub-Mäzen Dietmar Hopp den Rücken kehrte, dürfte aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt haben.
Während man bei seinem Ex-Klub noch immer mit Wunden lecken und Konsolidierung beschäftigt ist, ist Leipzig längst bereit, dass Oberhaus mächtig aufzumischen. Nachhaltig, versteht sich.
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