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UCI Track Champions League - Theo Reinhardt exklusiv über Heimspiel in Berlin: "Kann ein Hexenkessel werden"

Tobias Laure

Update 28/10/2023 um 17:00 GMT+2 Uhr

Theo Reinhardt vertritt bei der UCI Track Champions League die deutschen Farben im Endurance-Bereich. Nach einem turbulenten Auftakt auf Mallorca blickt der 33-Jährige im Exklusiv-Interview mit Eurosport.de auf sein "Heimspiel" am kommenden Samstag im Berliner Velodrom. "Das kann sich zu einem echten Hexenkessel entwickeln", sagt Reinhardt, der in der Hauptstadt mit einem Handicap antreten muss.

Massensturz in der Elimination: Schrecksekunde auf Mallorca

Theo Reinhardt wird kämpfen, auch wenn die Voraussetzungen nicht gut sind.
Unverschuldet wurde der Berliner beim Saisonauftakt auf Mallorca in einen Massensturz verwickelt, am Ende musste er die Balearen-Insel mit Schmerzen, demoliertem Rad und nur einem Pünktchen in der Endurance-Wertung verlassen.
Optimistisch ist Reinhardt dennoch. "Es könnte deutlich schlimmer sein. Ich bin guter Dinge, dass es einigermaßen gehen wird", versichert der Routinier im Gespräch mit Eurosport.de.
Die Entscheidung, in diesem Jahr erstmals bei der UCI Track Champions League an den Start zu gehen, sei ihm nicht leicht gefallen, so Reinhardt. Die Chance, im eigenen "Wohnzimmer" anzugreifen, war letztlich aber zu verlockend, wie Reinhardt im Eurosport-Interview erklärt:
Beim Saisonauftakt auf Mallorca ging es wild zu, Sie selbst kamen bei einem Massencrash im Elimination-Race zu Fall. Haben Sie das schon verdaut?
Theo Reinhardt: Es könnte mir besser gehen, ich habe mir das alles ein wenig anders vorgestellt. Der Körper ist das eine, das Fahrrad das andere. Der Rahmen am Bike war gebrochen, daher konnte ich danach nicht mehr starten. Dazu musste ich noch ins Krankenhaus.
Was haben die Ärzte dort festgestellt?
Reinhardt: Ich wurde am Kinn genäht und natürlich ist der Körper nach so einem Aufprall angeschlagen, es tut hier und da schon etwas weh. Darüber hinaus habe ich mit einem starken Hämatom am rechten Bein, genauer gesagt am hinteren Schenkel, zu kämpfen. Aber es könnte deutlich schlimmer sein.
Berlin ist also nicht in Gefahr?
Reinhardt: Nein, ich denke, dass ich fahren kann - in welcher Form und in welchem Zustand, ist die andere Frage (lacht). Ich bin guter Dinge, dass es einigermaßen gehen wird.
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Theo Reinhardt in Action - UCI Track Champions League 2023

Fotocredit: SWPix

Sie sind in diesem Jahr erstmals in der UCI Track Cycling Champions League dabei. Wie gefällt Ihnen das Format und passt die Serie überhaupt zu Ihrem Trainingsplan?
Reinhardt: Ich habe tatsächlich lange überlegt, ob ich es machen soll oder nicht. Die Champions League passt sicher nicht zu 100 Prozent in meine Planung. Ich habe drei Wochen Saisonpause gemacht und war vorher erst eine Woche im Training. Die Champions League kommt etwas früh für mich.
Wie kam es, dass Sie jetzt dennoch starten?
Reinhardt: Ich habe mich bewusst entschieden, die Champions League mitzunehmen. Einfach, weil du so einmal pro Woche einen Wettkampf auf hohem Niveau hast, was wichtig für die Entwicklung und den Aufbau ist. Es wäre schade gewesen, das zu verpassen.
Komm, das ist unser Junge - und da investieren wir die 20 Euro gerne.
Zumal die Champions League große Strahlkraft hat.
Reinhardt: Ja, das Format ist super und sorgt medial für sehr hohe Aufmerksamkeit, wie bei einer WM. Man muss sich eben daran gewöhnen, an die TV-Zeiten und die etwas andere Planung.
Am Samstag steht die 2. Runde an, gefahren wird im Velodrom in Ihrer Heimatstadt Berlin. Haben Sie schon erhöhten Puls?
Reinhardt: Noch geht es. Es ist ohnehin so, dass meine Erwartungen etwas gedämpft sind. Ich komme direkt aus dem Training, dann folgte auf Mallorca der Sturz. Von daher rechne ich mir nicht die ganz großen Chancen aus. Aber klar: Ich freue mich immer auf Berlin, vor allem wenn ich einen solchen Wettkampf dort fahren kann. Ich bin da aufgewachsen, das Velodrom ist quasi mein Wohnzimmer. Den Samstag werde ich genießen. Vielleicht kann ich mit dem Rückenwind des Heimpublikums trotz meines körperlichen Zustands über mich hinauswachsen.
Wie viele Ticketwünsche aus dem Familien- und Freundeskreis mussten Sie denn erfüllen?
Reinhardt: Tatsächlich musste ich keine Tickets organisieren, denn die hat sich die Familie brav im ordentlichen Kartenverkauf besorgt. Da sind wir eigentlich immer fair. Ich hätte natürlich die Möglichkeit gehabt, ohne Kosten an Tickets zu kommen, aber so können wir den Radsport auch finanziell unterstützen. Deshalb sagt die Familie: 'Komm, das ist unser Junge - und da investieren wir die 20 Euro gerne.'
Was zeichnet Ihr "Wohnzimmer", das Veldorom in Berlin, aus?
Reinhardt: Es ist im Vergleich zu vielen anderen Velodromen riesig, damit fängt es an. Es passen mehr Zuschauer rein, die Tribünen steigen sehr steil an, das kann sich zu einem echten Hexenkessel entwickeln. Die Arena ist immer noch modern, wenngleich sie mehr als 25 Jahre auf dem Buckel hat. Ich habe da drin das Bahnradfahren gelernt, auch das macht das Berliner Velodrom für mich besonders.
Ich hoffe, meine Teilnahme trägt dazu bei, dass ein Event wie Berlin gut besucht wird. Das halte ich für wichtig und es war mit ein Grund, anzutreten.
Ihre größten Erfolge haben Sie im Madison eingefahren, Sie wurden zweimal Weltmeister. Nun ist diese Disziplin nicht Bestandteil der Champions League. Geben Sie uns doch mal einen kurzen Abriss, auf welchen Disziplinen Ihr Fokus aktuell liegt?
Reinhardt: Das Hauptaugenmerk liegt auf den Olympischen Spielen 2024 in Paris, daher konzentriere ich mich auf Madison und Mannschaftsverfolgung. Aber ich gehe auch gerne im Punktefahren oder der Elimination an den Start. Insgesamt betrachtet habe ich im Madison die besten Erfolgsaussichten. Da gehören wir zur Weltspitze, in anderen Bereichen wie dem Vierer ist der Abstand nach vorne riesig, die anderen Nationen schlafen eben nicht.
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Theo Reinhardt und Alessa-Catriona Pröpster bei der UC Track Champions League 2023 (Quelle: UCI)

Fotocredit: Eurosport

Wie schaut ob der nicht ganz einfachen Ausgangslage die Zielsetzung in der Champions League aus?
Reinhardt: Ich hoffe, meine Teilnahme trägt dazu bei, dass ein Event wie Berlin gut besucht wird. Das halte ich für wichtig und es war mit ein Grund, anzutreten. Durch Alessa-Catriona Pröpster im Sprint sind wir aus deutscher Sicht zwar zu zweit, aber wir hätten dann keinen deutschen Profi im Ausdauerbereich gehabt, was traurig gewesen wäre. Dazu will ich bei der TCL schauen, wie weit meine Konkurrenten schon sind und mich selbst einmal pro Woche abprüfen, inwieweit das Training anschlägt.
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Onboard bei der Siegerin - Pröpster zeigt wie's geht

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