Top-Sportarten
Alle Sportarten
Alle anzeigen

Olympia 2018: Mariama Jamanka und die Zukunft der deutschen Bob-Frauen

VonSID

Update 22/02/2018 um 13:12 GMT+1 Uhr

Mariama Jamanka hat das Kunststück vollbracht. Ihr Sieg bei den olympischen Winterspielen 2018 in Pyeongchang ist auch ein Sieg für den gesamten deutschen Frauen-Bobsport. "Ich bin noch immer fassungslos", sagte die erste deutsche Bob-Olympiasiegerin seit zwölf Jahren am Tag danach: "Dass ich überhaupt hier dabei sein konnte, bei Olympia, das war doch schon Wahnsinn."

Olympia 2018: Mariama Jamanka freut sich über Sieg im Zweierbob der Frauen

Fotocredit: Eurosport

Jamankas Geschichte ist die einer Heldin aus der zweiten Reihe. Der deutsche Verband hatte sich von den Frauen vorsichtig eine Medaille erhofft, eine bronzene. Aber nicht von Jamanka und ihrer Anschieberin Lisa Buckwitz: Stephanie Schneider und die Ausnahme-Athletin Annika Drazek waren die vermeintlich größte Chance.

"Zeigen, was wir können"

Das war besonders pikant. Denn weil Jamanka Defizite bei der Sprintfähigkeit hat und am Start nicht zur internationalen Spitze gehört, war ihr die Anschieberin Drazek weggenommen worden, erst kurz vor den Spielen. Offenbar setzte genau diese Entscheidung weitere Kräfte frei. "Wir wollten zeigen, was wir können", sagt Jamanka über sich und Buckwitz:
Wenn man nicht als Deutschland I an den Start geht, dann facht das den Ehrgeiz nur noch mehr an.
Jamankas Timing hätte nicht besser sein können. Im Weltcup hatte sie zuvor noch nie gewonnen, ihren ersten Sieg auf großer Bühne hob sie sich ausgerechnet für Olympia auf. Und die Art und Weise, wie sie in Südkorea mit Nervenstärke und fahrerischer Finesse völlig verdient zu Gold fuhr, zeugt von einer Reife, die noch viele Erfolge ermöglichen sollte.
Da liegt es aus deutscher Sicht nun nahe, mit Blick auf die kommenden vier Jahre bis Peking 2022 zu frohlocken. Weltmeisterin Elana Meyers Taylor (33) und die zweimalige Olympiasiegerin Kaillie Humphries (32) haben den Bobsport lange beherrscht, nun kommen sie in die Jahre. Füllen die deutschen Frauen um Jamanka und die in Pyeongchang trotz einer Blessur viertplatzierte Schneider (beide 27) die Lücke?

Nachwuchs in Lauerstellung

Bundestrainer Rene Spies tritt da auf die Bremse. Er weiß, dass Pyeongchang nicht unbedingt repräsentativ war für das Kräfteverhältnis und erst recht nicht für den kommenden Olympiazyklus. "Das kann genau so wieder in die andere Richtung gehen", sagt er:
Es werden jetzt überall wieder junge Pilotinnen nachkommen, Anschieberinnen an die Lenkseile wechseln, und die lernen genau so schnell wie unsere Frauen.
Zumal Jamankas Defizit, die Geschwindigkeit am Start, nicht wirklich wegtrainiert werden kann, es ist Veranlagung. Auch der deutsche Verband wird daher weiter versuchen, starke Anschieberinnen zu Pilotinnen auszubilden. Die wichtigste Rolle spielt dabei Drazek, die momentan stärkste Frau auf den ersten Metern.
Sie müsse sich erholen, sagt Spies, denn auch sie hatte sich kurz vor dem Rennen verletzt und war zunächst untröstlich angesichts des vierten Platzes: "Und dann versuchen wir, sie schon im nächsten Winter an die Lenkseile zu setzen. Sie muss dann selbst entscheiden, ob das etwas für sie ist. Wir werden sie voll unterstützen." Denn das Rennen um den nächsten Olympiasieg hat längst begonnen.
Mehr als 3 Mio. Sportfans nutzen bereits die App
Bleiben Sie auf dem Laufenden mit den aktuellsten News und Live-Ergebnissen
Download
Diesen Artikel teilen
Werbung
Werbung