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GP Eifel - Hamilton bewegt: "Nicht irgendein Sieg"

VonMotorsport-Total.com

Publiziert 12/10/2020 um 10:01 GMT+2 Uhr

Lange Zeit spielte Lewis Hamilton die Bedeutung seiner eigenen Rekordjagd für sich selbst herunter. Auch die Chance, die 91 Grand-Prix-Erfolge von Michael Schumacher erreichen zu können, schien ihn nicht besonders zu interessieren. Doch als er am Sonntag nun tatsächlich mit Schumacher gleichzog, wurde er emotional. Das lag sicherlich auch am besonderen Geschenk, das Mick Schumacher überreichte.

Lewis Hamilton bekam zu seinem 91. Grand-Prix-Sieg von Mick Schumacher einen Helm von Vater Michael geschenkt. Hamilton war von dieser Geste sichtlich gerührt

Fotocredit: Getty Images

Lewis Hamilton hat die Bedeutung des Rekords für sich immer heruntergespielt. 91 sei auch nur eine Zahl, und "ich bin keiner, der sich was aus Rekorden macht", lautete sinngemäß seine Standardantwort auf Fragen nach dem großen Moment, wenn er Michael Schumacher eines Tages einholen würde.
Jetzt, wo es passiert ist, mit dem Sieg beim Grand Prix der Eifel am Nürburgring, auf einer Strecke, auf der eine Kurve Michael-Schumacher-S heißt, ist dann aber doch alles ein bisschen anders. "Das ist nicht einfach irgendein Sieg", gab der bald siebenmalige Formel-1-Weltmeister sichtlich bewegt zu.
Von außen beobachtet hatte man den Eindruck, dass es ihm eine Spur mehr bedeutet hat, als er in Montreal 2017 mit seiner 65. Pole mit seinem großen Idol Ayrton Senna gleichgezogen ist. Auch damals gab's einen Helm als Anerkennung. Trotzdem waren es bewegende Bilder, als ihm ausgerechnet Mick Schumacher einen Helm seines Vaters überreichte.
Hamilton absolvierte nach dem Meilenstein in seiner Karriere zuerst die Siegerehrung, dann ein paar TV-Interviews und anschließend die FIA-Pressekonferenz. Er gehört jetzt zu den größten Sportikonen aller Zeiten. Als er sich um kurz nach 18:00 Uhr vor einen Laptop setzte, um mit ein paar Journalisten via Zoom-Meeting das Rennen zu besprechen, hatte er die ersten Emotionen bereits verarbeitet.

Hamilton: "Mir fällt es schwer, die richtigen Worte zu finden"

"In dieser Stunde oder so, seit das Rennen zu Ende ist, habe ich wirklich versucht nachzudenken und zu realisieren, was wir da eigentlich geschafft haben, was ich geschafft habe", sagte er. "In den nächsten Tagen wird sich das sicher in meinem Kopf festsetzen. Aber jetzt gerade fällt es mir noch schwer, die richtigen Worte zu finden und das alles zu verarbeiten."
Es sei auf jeden Fall ein besonderer Sieg, räumte der 35-Jährige ein. "A special one." Und das war dann doch ehrlich gemeint. Hamilton rief gleich nach dem Rennen seinen Vater Anthony und seine Stiefmutter Linda an, um den Moment zu würdigen und sich für die Unterstützung in all den Jahren zu bedanken. "Viele Emotionen heute", stammelte er.
Als er jung war, ein kleiner Knirps mit einem Go-Kart aus dem verschlafenen Stevenage im Norden von London, da hätte er sich eine solche Weltkarriere nie träumen lassen. Stars wie Schumacher hat er immer bewundert: "Nicht nur für ihre Qualität als Fahrer, sondern weil sie jedes Jahr aufs Neue erfolgreich waren, Rennen für Rennen, Woche für Woche - gemeinsam mit ihrem Team."
"Ich erinnere mich noch daran, dass ich ein Computerspiel als Michael gespielt habe. Ich glaube, das war Grand Prix 2", grinste Hamilton. "Er war über einen so langen Zeitraum so dominant, und ich glaube, niemand hätte sich vorstellen können, jemals auch nur in die Nähe von Michaels Rekorden zu kommen. Vor allem ich nicht."

Auch im größten Triumph: Hamilton vergisst nie sein Team

"Es wird ein bisschen dauern, bis ich das wirklich begriffen habe. Mir ist erst klargeworden, dass ich das jetzt geschafft habe, als ich nach Rennende in den Parc ferme gefahren bin. Ich hatte es noch gar nicht richtig verarbeitet", sagte Hamilton und legte Wert auf die Feststellung: "Ohne dieses unglaubliche Team hätte ich das nie geschafft."
"Ich weiß nicht, wie es anderen Fahrern geht, wenn sie solche Siege feiern. Aber bei mir dauert es immer ein bisschen, bis ich es verarbeitet habe und bis ich realisiere, was das eigentlich bedeutet", gibt er zu. "Mein erster großer Traum war, das Gleiche zu schaffen wie Ayrton. Aber Michael war damals noch so weit weg."
Hamiltons Statistik ist inzwischen nur noch schwierig einzuordnen. Er hat jetzt 91 Siege aus 261 Grands Prix. Schumacher hat seine Karriere nach 306 Rennen beendet. Bei den Pole-Positions hat er die Ferrari-Legende schon lange überholt (96:68). Bei den Podestplätzen (160:155) auch. Und der 35-Jährige ist noch nicht fertig.
"Es sprengt meine wildesten Träume, hier zu sitzen und mit Michael gleichgezogen zu sein. Ich bin in diesem Moment demütig und dankbar für die Gelegenheit, die mir Mercedes gegeben hat, und ich bin sehr stolz darauf, dass ich die Marke repräsentieren darf und ich ihnen diesen Rekord gebracht habe. Hoffentlich brechen wir noch mehr Rekorde! Dann war es ein gutes Investment für sie."

Hamilton hat bei Mercedes noch keinen Vertrag für 2021 ...

Eine augenzwinkernde Bemerkung mit einem ernsten Hintergedanken, denn Hamilton hat noch keinen Vertrag für 2021 unterschrieben. Das Timing für seinen Rekordsieg, ausgerechnet in der Heimat von Mercedes, hätte nicht besser passen können. Sogar Daimler-Konzernchef Ola Källenius war am Nürburgring. Hamiltons nächster Vertrag könnte richtig teuer werden.
Schumacher, sagte Hamilton, sei "eine Ikone dieses Sports" gewesen: "Er hat in so vielen Bereichen so viel erreicht. Vor allem aber hat er im körperlichen Bereich die Grenzen verschoben. Er war Pionier darin, immer der fitteste Fahrer seiner Zeit zu sein, und was er bei den Teams, für die er gefahren ist, besonders bei Ferrari, erreicht hat, ist einfach bemerkenswert."
91 Siege in der Formel 1 ist eine Zahl, die für Normalsterbliche kaum zu fassen ist. "Das sind viereinhalb Saisons, in denen er jedes Rennen gewinnt, wenn man so will", staunte Daniel Ricciardo. "Das setzt das Ganze ins richtige Verhältnis." Und auch Max Verstappen sagte: "Das wird einmal schwer zu schlagen sein."
"Diese Zahl ist so groß", wunderte sich Hamilton über sich selbst. "Ich kann mir vorstellen, dass viele gar nicht verstehen, wie schwierig es für Michael gewesen sein muss, diese 91 Siege zu erreichen, Wochenende für Wochenende Bestleistungen zu erbringen, Jahr für Jahr, und dabei immer so fit und präzise zu bleiben. Das wird mir immer klarer, je älter ich werde."
"Ich kann nur sagen, dass es nicht leichter wird. Vom ersten Sieg bis zum 91., das ist ein langer, harter Weg", sagte Hamilton. "Ich habe tolle Fahrer um mich herum. Daniel ist heute fantastisch gefahren, Max auch. Er hat so viel Druck gemacht. Aber Michael wird immer eine Legende bleiben. Ich fühle mich sehr geschmeichelt, dass sie mich jetzt mit einem seiner Helme geehrt haben."

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