Lewis Hamilton widersetzt sich Ansage von Mercedes und Toto Wolff

VonMotorsport-Total.com

Update 19/07/2020 um 22:40 GMT+2 Uhr

Pole-Position, Rennsieg, schnellste Runde: Lewis Hamilton hat beim Großen Preis von Ungarn alles abgeräumt, was es abzuräumen gab. Der Brite widersetzte sich in der Schlussphase sogar der Ansage seines Teams und kam noch einmal an die Box, um sich frische Reifen für einen Angriff auf die schnellste Rennrunde zu holen. Mercedes war von diesem Plan nicht begeistert.

Lewis Hamilton (Mercedes)

Fotocredit: Getty Images

"Am Morgen hatten wir vereinbart, dass wir nicht für die schnellste Runde an die Box kommen würden, weil das zu viel Risiko beinhaltet", sagt Motorsportchef Toto Wolff. Außerdem hatte Mercedes dank Valtteri Bottas die schnellste Runde ohnehin bereits in der Tüte und wollte das Risiko daher nicht eingehen.
Doch Hamilton bestand darauf, denn sein Vorsprung auf Max Verstappen war mit rund 25 Sekunden ohnehin groß genug. "Ich fühlte, dass es notwendig war, diesen Punkt zu bekommen", sagt er. Denn: Hamilton weiß, wie es ist, den WM-Titel um einen einzigen Punkt zu verlieren. Und den Zusatzpunkt hielt sein mutmaßlich größter WM-Rivale in den Händen.
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Lewis Hamilton siegte zum achten Mal am Hungaroring

Fotocredit: Getty Images

Safety-Car-Gefahr ein Argument

"Ich weiß daher, wie wichtig es ist, alles aus jedem Moment herauszuholen. Und wir befinden uns in einem Jahr, in dem wir nicht wissen, wie die Zuverlässigkeit aussieht und wie lang die Saison sein wird", so der Brite. Einen Punkt gebe er daher nicht so einfach auf. "Außer ich muss", wie er sagt.
Toto Wolff lässt sich mit dem Argument überzeugen, dass man sich mit dem Boxenstopp vor einem möglichen Safety-Car hätte schützen können. Zwar hätte Hamilton das Rennen laut eigener Aussage auch auf seinen alten Reifen beenden können, doch wenn die anderen während einer Safety-Car-Phase an die Box gefahren wären und frische Reifen aufgezogen hätten, wäre der Brite im Nachteil gewesen.
"In Runde 60 wäre es wohl die richtige Entscheidung gewesen", sagt Wolff, "aber da war die Lücke nicht ausreichend genug. Die Marge war eine oder zwei Sekunden, dann 2,5, und dann sind wir in den Verkehr gekommen. Und dann haben wir mit Lewis kommuniziert und es gab ein bisschen Verwirrung."
Denn auf welchen Reifen man Hamilton rausschickt, war die große Frage. Der Brite wollte Soft-Reifen, doch sein Renningenieur sagte ihm, dass diese nach drei Runden mit Körnen anfangen. Drei Runden vor Schluss holte man ihn schließlich in die Box und gab ihm die gewünschten Softs. "Ich denke, der Soft hätte auch zehn Runden gehalten", meint Hamilton im Anschluss.

Hamilton: Erster Versuch reicht nicht

In der ersten Runde knackte Hamilton Bottas' Zeit von 1:17.665 Minuten knapp mit einer Runde von 1:17.497, hatte dabei aber starken Verkehr. Das reichte ihm aber nicht. "Ich wusste nicht, ob noch jemand anderes in die Box gefahren war und die Zeit schlagen würde", meint er. Und weil er am Ende nicht ohne den Punkt dastehen wollte, nur weil er nicht genügend gepusht hatte, versuchte er es noch einmal.
Die Zeit war eindeutig: 1:16.627 - über eine Sekunde schneller als Bottas und 2,3 Sekunden schneller als der erste Nicht-Mercedes. "Ich habe nicht einmal so viel gepusht, dass ich einen Fehler machen würde. Es war eine vollkommen kontrollierte Runde", betont Hamilton, dass kein Risiko involviert war.
Auch das Risiko beim Boxenstopp hatte er kalkuliert: "Ich weiß aus Erfahrung, wie man es managt und nicht zu viel Risiko eingeht, sodass ich alles verliere. Ich vertraue dem Team bedingungslos", so Hamilton. "Wir sind ein professionelles Team, und solange wir so weitermachen und fokussiert bleiben, glaube ich, dass es die richtige Entscheidung war."
Ende gut, alles gut für Mercedes - nun ja fast. "Ich finde, die Kommunikation war nicht toll", ärgert sich Wolff. "Wir können viel aus der Konversation in der Garage und der Kommunikation zu den Fahrern lernen", sagt er. "Das war mit Sicherheit nicht 1A, aber am Ende zählt das Ergebnis."
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