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Wie abhängig will sich Bayern München von Trainer Pep Guardiola machen?

Sven Busch

Update 08/06/2015 um 18:06 GMT+2 Uhr

Die Bayern haben ein Dilemma. Nach der vorläufigen Absage von Pep Guardiolas Wunschspieler Ángel Di María stellt sich mehr denn je die Frage: Wie abhängig wollen sich die Bayern-Bosse bei der Kaderplanung von ihrem Star-Trainer machen, der nach wie vor kein Treue-Bekenntnis über 2016 hinaus gegeben hat? Wie Matthias Sammer hält auch Superstar Arjen Robben einen Radikalumbau für völlig unnötig.

Wie stark ist die Position von Coach Pep Guardiola bei den Bayern?

Fotocredit: Imago

Pep Guardiola ist im Urlaub. Abschalten nach dieser kräftezehrenden Saison und neue Strategien entwickeln, wie er sein emotionales Versprechen einlösen kann. "Nächste Saison werden wir stärker zurückkommen", prophezeite er auf dem Marienplatz. "Ich hoffe auf den bestmöglichen Kader."
Die Weiterentwicklung des ohnehin teuren Luxuskaders ist ein hochsensibles Thema beim deutschen Rekordmeister, über das die Bayern-Verantwortlichen durchaus kontrovers diskutieren.
Klub-Boss Karl-Heinz Rummenigge hat einen Top-Transfer in Aussicht gestellt und will "die Hierarchien in Frage stellen". Sportvorstand Matthias Sammer warnt vor Aktionismus und sieht höchstens Bedarf für "punktuelle Veränderungen" - und Guardiola?
Guardiola fordert bei allen Transfers ein gehöriges Mitspracherecht. So ein Missverständnis wie bei seinem Amtsantritt 2013 soll es nicht mehr geben. Der Katalane wollte damals eigentlich Neymar und bekam stattdessen Mario Götze, mit dem er nicht so richtig zufrieden ist.
Das Offensiv-Dilemma
Für seine dritte Saison bei den Bayern machte er sich für Wolfsburgs Kevin De Bruyne oder Ángel Di María von Manchester United stark. Die Causa De Bruyne scheint für die kommende Spielzeit erledigt zu sein.
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Bayern-Coach Pep Guardiola machte sich für Wolfsburgs Kevin De Bruyne und ManUniteds Ángel Di María stark

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VW-Vorstandschef Martin Winterkorn, zudem VfL-Boss und Bayern-Aufsichtsrat in Personalunion, legte sein Veto ein. Di María will nach eigener Aussage beim englischen Rekordmeister bleiben und sich dort durchsetzen.
ManUnited-Coach Louis van Gaal hat allerdings laut englischen Medienberichten etwas dagegen und soll den Verkauf des argentinischen Vize-Weltmeisters forcieren. Zur Debatte stehen 60 Millionen Euro Ablöse und ein Jahresgehalt von acht Millionen Euro netto.
Was nun FC Bayern? Die Verantwortlichen scheinen sich beim Kurs nicht einig zu sein.
Die Personalie Di María zeigt gleich das nächste Dilemma auf. Als Alternative für Arjen Robben und Franck Ribéry würde im Offensivbereich nur ein internationaler Hochkaräter die Mannschaft wirklich weiterbringen. Dafür müssten die Münchner eine Rekordablöse locker machen (bisher 40 Millionen Euro für Javi Martínez) und auch ein Topsalär bezahlen, das die interne Gehaltshierarchie durcheinander bringen könnte.
Mahner Sammer
"Die Struktur ist wichtig. Mit einem verrückten Transfer kann auch die Hygiene in der bestehenden Mannschaft gefährdet werden", erklärte Sammer.
Rummenigge denkt offenbar wesentlich offensiver. "Wir sind immer bemüht, auf jeden Fall was zu machen", sagte der Vorstandsvorsitzende. "Erst mal um die Qualität, die ohne Frage schon vorhanden ist, nochmal ein bisschen zu verbessern und auch - da mach ich keinen Hehl daraus - um die Hierarchien in Frage zu stellen."
Aber um welchen Preis? Wollen die Bayern den bisherigen Weg des vernünftigen Wirtschaftens für Guardiola wirklich verlassen? Noch dazu, wenn der Coach den deutschen Branchenführer nach dem Ende seines bis Sommer 2016 laufenden Vertrags möglicherweise selbst verlässt?
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Bayern-Trainer Pep Guardiola (re.) und Sportvorstand Matthias Sammer (li.)

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Auch zu dieser Thematik gibt es eine klare Sammer-Aussage: "Der FC Bayern hat nie nach einer Trainer-Wunschliste eingekauft. Ein Trainer muss immer gehört werden, aber wir müssen auch für den FC Bayern agieren. Der FC Bayern ist größer als jeder Einzelne.“
Und noch ein unmissverständliches Sammer-Statement steht im Raum. "Der Mix der Mannschaft ist außergewöhnlich und muss meiner Meinung nach noch einmal zum Gewinn der Champions League führen, ob in diesem oder im nächsten Jahr", sagte er bereits vor dem Beginn der Rückrunde der Spielzeit 2014/15.
Also was jetzt? Frischzellenkur oder doch Vertrauen in den derzeitigen Kader? Die langzeitverletzten Stars Martínez, David Alaba und Ribéry wollen in der neuen Saison von Beginn an wieder Vollgas geben, Holger Badstuber könnte von August an wieder dabei sein.
"Ich habe sehr viel Vertrauen in den Kader, der da ist. Es ist nur wichtig, dass wir kommende Saison von Anfang an mit dem kompletten Kader trainieren können", sagte Robben in einem "kicker"-Interview. "Javi Martínez steht dann im Saft. Thiago kann eine richtige Vorbereitung machen, Franck Ribéry und ich sind zurück, David Alaba wird dann gesund sein. Dann kann kommen, wer will, wir greifen an."
Die Suche nach möglichem Ersatz für Robben und Ribéry bleibt schwierig. Der französische Flügelspieler Antoine Griezman von Atlético Madrid oder der Brasilianer Felipe Anderson (Lazio Rom) sollen bei den Bayern intern bereits durchgefallen sein. Der brasilianische Nationalspieler Roberto Firmino von 1899 Hoffenheim war bereits im März ein Thema und ist es nach Eurosport-Informationen weiterhin.
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Hoffenheims Brasilianer Robert Firmino soll bei den Bayern ein Thema sein

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Ähnlich schwierig gestaltet sich die Suche nach einem geeigneten Innen- und Außenverteidiger. Guardiola will sich erst nach seinem Urlaub zu Personalien äußern.
Bisher haben die Münchner lediglich den 20 Jahre jungen Perspektivspieler Joshua Kimmich verpflichtet und den ausgeliehenen Dänen Pierre-Emile Höjbjerg vom FC Augsburg zurückgeholt.
Die Bayern 2015/2016 bleiben ein Projekt der vielen Fragezeichen.
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