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Wertvoll wie nie: Was wäre der FC Bayern München ohne Stürmer Robert Lewandowski?

Johannes Mittermeier

Update 12/02/2016 um 13:47 GMT+1 Uhr

Beim FC Bayern stockt die Angriffsmaschinerie in 2016 noch etwas. Von sieben Toren gehen sechs auf Robert Lewandowski zurück, die Münchner hängen derzeit an seinem Tropf. Lewandowskis sportlicher Wert war nie größer als im Augenblick, dabei beherrschen eigentlich Wechselgerüchte die Gazetten. Dass der Stürmer trotzdem trifft, sagt viel über seinen Charakter aus. Und weckt Erinnerungen.

Robert Lewandowski steht im Fokus

Fotocredit: Imago

In Zeiten der Selbstdarstellung ist es natürlich unerlässlich, ein Instagram-Profil zu unterhalten. Vor allem als Fußballer. Auch Robert Lewandowski hat ein Instagram-Profil, und auch bei Robert Lewandowski schmuggeln sich hier und da Logos der Werbepartner vor die Linse. Muss ja sein.
Allerdings besteht ein gravierender Unterschied zu Fotogalerien anderer Hochglanzspieler: der Gesamteindruck. Lewandowski auf Instagram, das heißt Bilder von Toren, Bilder mit Tennis-Star Novak Djokovic und, besonders oft, herzlich vertraute Bilder mit Ehefrau Anna.
Robert Lewandowski und Novak Djokovic
Manchmal gibt die virtuelle Welt durchaus Auskunft über die Eigenart einer Person. Lewandowski ist ein geerdeter Mensch. Im September 2015 hat er fünf Tore in neun Minuten geschossen und danach einige Tage gebraucht, um zu realisieren, "was ich da getan habe“. So ist er, der Mann. Angenehm normal.

Lewy/Müller wie Müller/Hoeneß

Am Mittwochabend hat er nun zwei Tore in 90 Minuten erzielt, beim DFB-Pokalsieg des FC Bayern in Bochum, es war eine fahrige Vorstellung der Münchner, aber am Ende der Nahrungskette machte sie der Vollstrecker Lewandowski zu einer erfolgreichen. 3:0, Halbfinale. "Es ist nicht so leicht gewesen wie in einer Phase im Oktober, November letzten Jahres", erkannte jedoch Thomas Müller, einfacher Lewandowski-Vorbereiter beim VfL.
Schon beim Bundesliga-Jahresauftakt in Hamburg (2:1) servierte der Weltmeister seinem Sturmpartner zweimal, insgesamt haben sie 33 von 50 Liga-Toren der Bayern markiert. Nach 20 Spieltagen ist das Rekord, nur die Vereinsgranden Gerd Müller und Uli Hoeneß kamen Anfang der 70er auf dieselbe Zahl.
Müller, Vorname Thomas, und Lewandowski verstehen sich. "Wir wissen einigermaßen, wo der andere hinläuft", sagt Müller. "Und wir treffen gut." Problem: Derzeit trifft nur einer gut, Lewandowski nämlich. Das symbolisiert Bayerns stockende Angriffsmaschinerie 2016, von sieben Pflichtspieltoren markierte er sechs; bloß in Bochum tat es ihm Thiago gleich.
29 Tore in 30 Einsätzen. Lewandowskis Bilanzen der Saision 2015/16 sind herausragend, es sind gar Cristiano-Ronaldo-Verhältnisse (29 Spiele, 30 Tore). Andererseits hängt der Meister momentan an Lewandowskis Tore-Tropf, nie war sein sportlicher Wert größer.

"Der beliebteste Pole seit dem Papst"

Das hat Trainer Pep Guardiola registriert und seinem Serientäter verbal getätschelt. Er sei der "professionellste Spieler, den ich getroffen habe. In seinem Kopf sind 24 Stunden richtig essen, schlafen, trainieren. Er ist immer da, nie verletzt, weil er sich auf diese Dinge fokussiert." Jürgen Klopp hätte vermutlich "Mentalitäts-Monster" gesagt.
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Seit 2014 gemeinsam bei Bayern: Robert Lewandowski und Pep Guardiola

Fotocredit: Imago

"Ich bin sehr zufrieden mit ihm, von Anfang an", bemerkte indes Guardiola. Dabei war dieser Anfang nicht komplikationsfrei, 2014 wechselte Lewandowski von Borussia Dortmund nach München und musste sich einfügen ins Pep-System. Guardiola schob in vom Zentrum auf den linken Flügel, zwischendurch auf die Bank und zurück in die Spitze, Lewandowski traf trotzdem 25 Mal in allen Wettbewerben.
Retrospektiv sagt er:
Ich wusste, dass ich bei Bayern besser werden kann.
Das ist ein wichtiger Satz, denn darum geht es ihm, ausschließlich. Er will sich als Sportler entwickeln, individuell und kollektiv, und er ist wahrscheinlich der bescheidenste Weltklassespieler, den man sich vorstellen kann.
Neulich wurde er in Polen als "Fußballer des Jahres" geehrt - zum fünften Mal in Folge. "Robert ist der populärste Pole seit Johannes Paul II.", betonte der polnische Eurosport-Journalist Bartosz Rainka schon im vergangenen Herbst. Warum? "Es gibt keine Skandale, er ist sauber. Deshalb ist er so beliebt.“

Jedes Tor steigert den (Markt-)Wert

Die Antithese wird durch seine beiden Berater gespannt. Cezary Kucharski und Maik Barthel gelten als laut und lästig, sie feilen an der Marke Lewandowski, und sie sind ausdauernd darin. Ihr Klient ist zum Global Player avanciert, durch seine Leistungen, aber auch dank clever positionierter Agenten-Aussagen.
Real Madrid soll ja interessiert sein, zumindest ließ sich Kucharski provokativ in deren Stadion-Loge blicken. "Karl-Heinz Rummenigge weiß um Lewys Qualitäten und wie man solch einen Jungen belohnen sollte", flötet er. Tatsächlich adelte Bayern-Boss Rummenigge seine Nummer neun als "besten Mittelstürmer der Welt", bereits vor der Saison.
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Roy Makaay

Fotocredit: Imago

Dennoch soll Bayern auf Stürmer-Suche sein, Gonzalo Higuain und Paulo Dybala werden kolportiert. Kein Problem für Lewandowski, er ist sich im Klaren, was Bayern an ihm hat. Jetzt mehr als jemals zuvor. Bis 2019 läuft der Vertrag, im Sommer wird er 28. Demnächst sollen Gespräche anberaumt sein, jedes Tor steigert seinen (Markt-)Wert.
Beim FC Bayern spielte mal der Niederländer Roy Makaay, der viele Tore schoss und wenig darüber sprach, dafür häufig lächelte, sympathisch auftrat und deshalb selbst bei konkurrierenden Fanlagern anerkannt war. Vieles erinnert heute an Robert Lewandowski: Er macht halt das, wofür er bezahlt wird.
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