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3 Dinge, die bei Ingolstadt-Bayern auffielen: Carlo Ancelotti verleiht keine Flügel

Johannes Mittermeier

Update 12/02/2017 um 21:33 GMT+1 Uhr

Der FC Bayern München schleppt sich zu einem abermals pomadigen 2:0 (0:0) beim FC Ingolstadt 04, dank zwei Last-Minute-Toren von Arturo Vidal (90.) und Arjen Robben (90.+2). Dabei verzichtet Trainer Carlo Ancelotti lange auf einen echten Flügelstürmer, was Bayerns Offensivvortrag zusätzlich hemmt. Am Ende kultiviert die ominöse Bayern-Zeit einen Grundsatz gegen den kecken FCI. Was uns auffiel.

Arturo Vidal (FC Bayern München)

Fotocredit: Imago

1. Carlo verleiht keine Flügel

Überraschung in der Aufstellung des FC Bayern München: Mit Blick aufs Hinspiel des Champions-League-Achtelfinals gegen den FC Arsenal am Mittwoch verzichtete Trainer Carlo Ancelotti auf Douglas Costa und Arjen Robben. Weil Franck Ribéry verletzt und Kingsley Coman nur Ersatz war, startete der Meister ohne echten Flügelstürmer in die Partie beim FC Ingolstadt 04.
Stattdessen verordnete Ancelotti den "Tannenbaum", also ein 4-3-2-1-System. Die Dreierreihe bildeten Arturo Vidal (links), Xabi Alonso (zentral) und Joshua Kimmich (rechts); davor agierten Thiago auf der linken Halbposition und Thomas Müller als rechtes Pendant hinter Sturm-Solist Robert Lewandowski. Soweit die Theorie - die sich als pomadiges Praxis-Experiment entpuppte.
Dicht besetztes Zentrum, kaum Stafetten, wenig Struktur, vor allem fehlendes Tempo und mangelnde Präzision: Das war der FC Bayern der ersten Hälfte, die außer einem Lewandowski-Lupfer (20. Minute, Marvin Matip klärte vor der Linie) und zwei harmlosen Thiago-Abschlüssen (37., 39.) so gar nichts hervorbrachte. Frappierend die schlampige Passqualität, mit einer Erfolgsquote von 75 Prozent einiges unter Bayerns Saisondurchschnitt, Tendenz weiter sinkend.
Später reagierte Ancelotti, indem er versuchte, mit Costa (anstelle von Alonso, 64.) und Robben (für Kimmich, 74.) ein paar vernünftige Flügel zu verleihen. An der Spielstatik änderte sich nichts. Optisch überlegen waren sie, aber ohne kreatives Moment und letztlich wie beim Handball - immer um den Strafraum herum, selten bis nie hinein.


"Jeder hat gesehen, dass es auf diesem Platz sehr, sehr schwer war", sagte Bayern-Kapitän Philipp Lahm bei "Sky". Die Mannschaft habe "das Spiel angenommen. Ingolstadt operiert sehr viel mit langen Bällen, da haben wir gut dagegengehalten." Auch eine Ansicht.

2. …und am Ende gewinnen die Bayern

Thomas Müller verzog den Mund zu einem Ansatz von sarkastischem Lachen, nachdem sein von FCI-Keeper Martin Hansen gebremster Ball durch Florent Hadergjonajs Grätsche noch am Überqueren der Torlinie gehindert wurde. Es sollte mal wieder nicht sein, wie bei seinem Kopfball (77., aufs Netz).
Markant, dass Bayerns 2017er Torproduktion stockt. Je zwei Treffer gelangen beim SC Freiburg und Werder Bremen, einer gegen Schalke 04 und im DFB-Pokal gegen den VfL Wolfsburg. An Lewandowski und Müller lag's nicht primär, den Polen trennten bei einem Distanzsschuss mit aller Wut der Verzweiflung bloß Zentimeter zum Glück (83., ans Lattenkreuz).
Und dann kam halt diese 90. Minute, eine ominöse Bayern-Zeit für all diejenigen, die geschichtlich affin sind. Irgendwie strahlt dieser Klub ja eine übersinnliche Last-Minute-Kraft aus, und so verwertete Vidal eine Müller-Flanke (90.), ehe Robben aufzog und zum 2:0 finalisierte (90.+2). Lahm ehrlich:
Wenn man so spät ein Tor macht, muss man auch von Glück sprechen.
Trotzdem ist Fußball ein Spiel, bei dem 22 Männer einem Ball hinterherlaufen und am Ende zumeist die Bayern gewinnen…

3. Wie gegen Dortmund und Leipzig

"Es gibt nichts Leichteres, als gegen Bayern zu spielen", sagte FCI-Coach Maik Walpurgis vor dem Anstoß. Ähnlich keck traten die Seinen dann auf, als unbequemer Widerpart, konsequent beim Anlaufen, giftig-gallig in den Zweikämpfen und die Bayern-Stars oft doppelnd. Wenn Fußball eine Beschäftigung ist, die Spaß machen sollte, dann war Münchens Muße an diesem Tag beschränkt.
Lästige Ingolstädter nervten den Tabellenführer, der sich an einer massiven Abwehr abmühte. So erging's in der Hinrunde schon Borussia Dortmund und RB Leipzig im Audi-Sportpark; während der BVB noch ein 3:3 rettete, kassierte Leipzig beim 0:1 die erste Bundesliga-Niederlage. Damals versprach Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge als Belohnung eine Ladung Weißwürste, kürzlich wurde die Ankündigung in die Tat umgesetzt, und Bayern wie Ingolstädter schlemmten beim bayerischen Nationalgericht.
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Der FC Bayern gewinnt beim FC Ingolstadt - schmucklos

Fotocredit: AFP

Damit aber genug der Nettigkeiten. Der FCI hätte sich ein Remis verdient, obwohl es offensiv bei Versuchen von Marcel Tisserand (39., knapp drüber) und Stefan Lex (90.+3, knapp daneben) blieb. "Wir nehmen das Positive mit, dass wir Bayern einen tollen Fight geboten haben", sagte Matip, während sich Robben fast entschuldigte:
Ich habe Ingolstadts Trainer ein großes Kompliment gemacht. Sie haben super gekämpft, dann ist sowas immer bitter.
Zähe Bayern-Darbietungen gegen die "Schanzer" sind indes nichts Neues. In der Vorsaison unter Pep Guardiola setzten sich die Münchner zweimal dank größerer individueller Klasse durch (2:0, 2:1), im Hinspiel sprang ein wenig überzeugendes 3:1 heraus. Déjà-vu nun im Februar. Manche Dinge ändern sich anscheinend nie.
Arsenal wird's vernommen haben.
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