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Bayern-Bonus? Das ist dran am Vorwurf von Pal Dardai

Carsten Arndt

Update 19/02/2017 um 11:07 GMT+1 Uhr

Robert Lewandowski rettet dem FC Bayern mit seinem Tor in letzter Minute einen Punkt beim 1:1 in Berlin. Der Zeitpunkt des Treffers in der sechsten Minute der Nachspielzeit erhitzt die Gemüter der Herthaner. Während Bayern-Keeper Manuel Neuer den Gastgeber Schauspielerei unterstellt, wittert Berlins Coach Pal Dardai einen Bayern-Bonus. Hat der Berliner Trainer mit seinem Vorwurf recht?

Pal Dardai beschwert sich über die Nachspielzeit gegen Bayern

Fotocredit: Imago

Es gibt ihn, den Bayern-Bonus. Nachweislich. Zumindest auf Wikipedia. Dort ist der These, die Deutschlands erfolgreichsten Fußball-Klub seit Jahrzehnten umgibt, ein Abschnitt im Artikel über den "Bayern-Dusel" gewidmet.
Zur Erklärung: Bayern-Dusel ist, wenn der Rekordmeister kurz vor Schluss noch einen entscheidenden Treffer erzielt. Bayern-Bonus ist, wenn der Schiedsrichter "Goliath" im eh schon ungleichen Duell mit "David" vermeintlich noch bevorzugt.
Bei Bayerns Gastspiel in Berlin kam in den Augen von Pal Dardai beides zusammen. Was Herthas Trainer dazu veranlasste, die vermeintliche Bevorzugung der Münchner anzuprangern.

Dardai wittert Bayern-Bonus

"So viel Nachspielzeit! Ich glaube, das ist ein Bayern-Bonus", wetterte Dardai:
Sorry, da kann jeder beleidigt sein, aber nach fünf Minuten Nachspielzeit muss ein Spiel abgepfiffen werden. Das ist kein Pokalspiel, wir spielen nicht 120 Minuten.
Und schon ist die Debatte wieder eröffnet. Eine Diskussion, die selbst Wissenschaftler bereits beschäftigte.

Studie "belegt" Bayern-Bonus

Eberhard Feess, Volkswirtschaftsprofessor an der Frankfurt School of Finance and Management, untersuchte mit seinen Kollegen Schiedsrichterentscheidungen zwischen den Jahren 2000 und 2014. Sie analysierten Tor- und Elfmeterentscheidungen aus allen 4.248 Bundesliga-Partien in diesem Zeitraum. Darunter waren 2000 aberkannte Tore und 666 falsch gegebene Elfmeter. Im Frühling 2016 veröffentlichten sie ihre Studie.
Ergebnis: Spielt der FC Bayern München gegen eine Mannschaft, die in der 'ewigen Tabelle' der Liga keinen Spitzenplatz einnimmt, ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein Elfmeter dem schwachen Team fälschlicherweise nicht gegeben wird, drei Mal höher als im statistischen Mittel.
Womit wir bei der Frage wären, auf welcher Stufe Hertha BSC angesiedelt ist? Provokant gefragt: Ist die Hertha schwach genug, dass Schiedsrichter unbewusst eher eine Fehlentscheidung zu Ungunsten der Berliner treffen würden, ehe sie in Gefahr geraten den großen FC Bayern zu benachteiligen?

Schiedsrichter hielt sich an die Regeln

Eine Frage, die sich nicht final beantworten lässt, zumal es in diesem Fall weder um eine Elfmeter- noch eine Torentscheidung ging. Wohl aber die Frage, ob Schiedsrichter Patrick Ittrich wider den Regeln gehandelt hat. Klare Antwort: Nein. Grundsätzlich liegt die nachzuspielende Zeit im Ermessen des Unparteiischen.
Wie sie sich zusammensetzt? In Regel 7 zur "Dauer des Spiels" des DFB heißt es: "In jeder Spielhälfte wird die Zeit nachgespielt, die verloren geht für Auswechslungen, Verletzungen von Spielern, Transport verletzter Spieler vom Spielfeld, Zeitschinden oder jeden anderen Grund."
Was denkt Ihr? Gibt's einen "Bayern-Bonus" in der Bundesliga?
Bis zum Ende der regulären Spielzeit gab es in Berlin nach der Halbzeit drei Gelbe Karten und vier Auswechslungen (zwei davon zeitgleich).
Dazu kam eine Behandlungspause von Vedad Ibisevic nach einem Duell mit David Alaba und eine weitere Unterbrechung, als gut fünf Minuten vor Schluss gleich mehrere Hertha-Spieler über Krämpfe klagten.
"Die haben da reihenweise mit Krämpfen gelegen, das war ja auch die Mannschaft, die in den letzten Wochen englische Wochen hatte und Champions League gespielt hat", spottete Bayerns Torhüter Manuel Neuer in Richtung der Berliner.

Zwei Auswechslungen = eine Minute Verlängerung

Fünf Minuten Nachspielzeit hatte der vierte Offizielle Dr. Martin Thomsen angezeigt. Innerhalb dieser fünf Minuten hatte Dardai erst Maximilian Mittelstädt und dann Fabian Lustenberger eingewechselt.
Im Regelwerk des DFB steht dazu: "Für jede Auswechslung, welche nach dem Anstoß vorgenommen wird, hat der Schiedsrichter die Spielzeit um 30 Sekunden zu verlängern." Ergo: sechs Minuten Nachspielzeit.
Nach 5 Minuten und 59 Sekunden stocherte Lewandowski den Ball über die Linie. Ob Ittrich früher abgepfiffen hätte, wenn der FC Bayern in Führung gelegen hätte? Möglich. Aber nicht belegbar.
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