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Bundesliga - Nach den "brutalen Szenen" bei Dortmund gegen Leipzig: Das muss jetzt passieren

Marc Hlusiak

Update 07/02/2017 um 19:13 GMT+1 Uhr

Brutale Gewalttaten Dortmunder Chaoten rund um das Topspiel zwischen dem BVB und RB Leipzig lösten in Fußball-Deutschland breites Entsetzen aus. Die Polizei spricht aufgrund rücksichtsloser Gewaltszenen sogar von einem neuen "Hass-Gipfel" und auch Bundesinnenminister Thomas de Maizière meldete sich zu Wort. Eurosport.de zeigt auf, was nun passieren muss.

Transparente auf der Süd-Tribüne im Spitzenspiel zwischen Borussia Dortmund und RB Leipzig

Fotocredit: Imago

Sportlich hatte das Bundesliga-Duell vom Samstag-Abend alles zu bieten, was ein Spitzenspiel braucht. Rassig geführte Zweikämpfe, Traumtor samt Traumvorarbeit und ein dramatisches Ende mit einem irregulären Abseitstreffer zum Ausgleich in letzter Sekunde. Hängen bleibt nach dem Spiel jedoch der bitterere Nachgeschmack, der durch die Fan-Ausschreitungen vor, während und nach dem Spiel hervorgerufen wurde.
Es waren hässliche Szenen hemmungsloser Gewalt, produziert von Ewiggestrigen und unverbesserlichen Gewalttätern, die das öffentliche Bild einer größtenteils friedlichen Fangemeinde einmal mehr ins schlechte Licht rückten. Polizei-Einsatzleiter Edzart Freyhoff war ob der Heftigkeit der Ausschreitungen schockiert:
Mit einem massiven Polizeieinsatz, auch unter Einsatz von Pfefferspray und Einsatzmehrzweckstöcken, haben wir noch Schlimmeres verhindert! Solche Bilder, in solche hasserfüllten Fratzen habe ich noch in keinem meiner Polizeieinsätze gesehen - ich bin schockiert!
Auch Bundesinnenminister Thomas de Maizière schaltete sich über die "Bild"-Zeitung in die Debatte ein: "Wer Steine und Getränkekisten auf Polizisten schleudert und dabei nicht mal auf Familien und Kinder Rücksicht nimmt, ist in Wahrheit kein Fußballfan und gehört nicht ins Stadion, sondern hinter Schloss und Riegel."
De Maizière weiter:
Ich hoffe auf eine schnelle und harte Reaktion der Justiz, damit alle wissen, was ihnen droht, wenn man sich so verhält. Die brutalen Szenen vor dem Spiel Dortmund gegen Leipzig lassen einem den Atem stocken.
Das muss jetzt passieren:

1. Harte Strafe mit Signalwirkung

Der DFB-Kontrollausschuss wird aufgrund der im Stadion gezeigten Banner und Schmähplakate Ermittlungen aufnehmen und Sanktionen verhängen. Die Krawalle außerhalb des Stadioninnenraums werden von der örtlichen Polizei in Zusammenarbeit mit dem BVB untersucht. Wie hart die Sanktionen ausfallen werden, bleibt abzuwarten. Fakt ist: der BVB spielte nach mehreren Vergehen in der jüngeren Vergangenheit, unter anderem die Pyroaktion im DFB-Pokalfinale im Mai 2016, auf Bewährung und muss nun mit einer harten Strafe rechnen.
Eine einfache, wenn auch empfindliche Geldstrafe reicht in diesem besonders schweren Fall nicht aus. Es bedarf vielmehr einer Strafe mit Signalwirkung. Ein Zuschauer-Teilausschluss oder sogar die komplette Sperrung der Süd-Tribüne wäre angebracht.

2. Lückenlose Aufklärung des BVB

Die BVB-Verantwortlichen haben die Aufgabe, im Rahmen ihrer Möglichkeiten, für Aufklärung zu sorgen und die Polizei nach bestem Wissen und Gewissen zu unterstützen. Zudem muss der Verein den Dialog mit seinen Ultragruppierungen intensivieren und Präventionsmaßnahmen für die Zukunft evaluieren.
BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke hat bereits erste Ermittlungserfolge bestätigt, die Öffentlichkeit aber auch um Geduld gebeten. "Wir arbeiten mit Hochdruck an der Aufklärung dieser nicht so tollen Dinge. Wir haben auch erste Erfolge, wir haben das Gefühl, dass wir erste Täter ermitteln konnten", sagte Watzke in einer Video-Stellungnahme auf der BVB-Internetseite.
"Ich bitte sie da aber um ein paar Tage Geduld, weil jetzt Genauigkeit vor Schnelligkeit geht", sagte Watzke weiter:
Sie können wirklich sicher sein, dass wir alles, aber auch wirklich alles in unserer Kraft stehende tun werden, um diesen Dingen ein für alle Mal einen Riegel vorzuschieben.
Der anerkannte Hannoveraner Sportpsychologe und Fanforscher Gunter A. Pilz hat Watzke derweil einen Vorwurf gemacht und den BVB-Boss in die Pflicht genommen. "Es bleibt zu hoffen, dass neben den Strafen, die er ausspricht, dann auch er selbst sich ein bisschen mehr zurücknimmt", sagte der 72-Jährige am Montag im Gespräch mit "Sky".
Den Vorwurf des Leipziger Fanklubs Bornaer Bullen, Watzke habe die Vorgänge mit seinen Aussagen kontra RB Leipzig befeuert, wollte Pilz nicht so stehen lassen. "Ein Auslöser war es, glaube ich, nicht. Denn der Hass gegenüber Leipzig ist schon tiefer, und da braucht es keinen Herrn Watzke, um solche Dinge auszulösen", sagte der Soziologe.
Richtig sei aber, so Pilz weiter, "dass natürlich diese Äußerungen überhaupt nicht dazu angetan sind, bei denen, die diese Hasskultur pflegen, auch nur ein Stück weit zurückzudenken oder zu besänftigen. Sondern eher natürlich noch einen Schuss Öl ins Feuer gießen." Insofern müsse man Herrn Watzke "schon einen Vorwurf machen, dass er da eigentlich durchaus etwas gemacht hat, was bei dem Ganzen nicht zur Befriedung beigetragen hat."

3. Eigeninitiative der Fans

Einen erheblichen Beitrag zur Aufklärung der Geschehnisse müssen auch die Fans selber leisten. "Wir werden zusammen mit der Staatsanwalt anhand von Videoaufzeichnungen jedes Plakat darauf hin überprüfen, ob weitere Maßnahmen einzuleiten sind", sagte Freyhoff dem "SID". Der Einsatzleiter appellierte an friedliche BVB-Fans "sich nicht nur durch Worte zu distanzieren, sondern zur Aufklärung beizutragen":
Ich erwarte von Borussia Dortmund, dass der Zeugenaufruf auch in der Fanszene deutlich unterstützt wird und Ross und Reiter genannt werden.
DFB-Präsident Reinhard Grindel schließt sich diesem Appell an und fordert einen "Aufstand der Anständigen". "Angesichts der gewalttätigen Ausschreitungen und massiven Gefährdung von Familien und Kindern außerhalb des Stadions sowie der menschenverachtenden Transparente auf der Tribüne dürfen wir nach der ersten Empörungsrhetorik nicht zur Tagesordnung übergehen", hieß es in einer Stellungnahme des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) am Montag.
"Wichtig ist jetzt vielmehr eine grundlegende Debatte, an deren Ende eine gemeinsame Linie gegen jede Form physischer und psychischer Gewalt stehen muss. Wir brauchen den Aufstand der Anständigen in den Kurven, klare Distanzierungen von Gewalt", hieß es in dem Statement weiter.
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