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Drei Dinge, die bei BVB-Augsburg auffielen: Spanische Eröffnung, stumpfe Offensive und Taktik-Wu(s)t

Florian Bogner

Update 21/12/2016 um 09:13 GMT+1 Uhr

Borussia Dortmund beendet das Jahr 2016 mit einem mauen 1:1 (0:1) gegen den FC Augsburg. Thomas Tuchel versucht dabei mehr, als seine Mannschaft umsetzen kann. Fünf Offensivspieler bekommen nur acht Schüsse aufs Tor zustande; in der Abwehr geht mit Marc Bartra ein bisschen was schief, während sich Mikel Merino Zuspruch verdient. Was uns auffiel.

Mario Götze nach dem Spiel Borussia Dortmund gegen den FC Augsburg

Fotocredit: Eurosport

Viele Offensive, wenig Ertrag

Trotz vieler Personalsorgen war das schon anständig, was Borussia Dortmund aufbieten konnte: mit Pierre-Emerick Aubameyang, Shinji Kagawa (für den gelbrotgesperrten Marco Reus), Ousmane Dembélé, Mario Götze und Christian Pulisic bot Thomas Tuchel gleich fünf Offensivspieler auf.
Während Dembéle - am Freitag noch mit einer Oberschenkelprellung vom Platz getragen, aber offenbar wieder fit - und Pulisic zu Beginn eifrig die Flanken tauschten und Kagawa den "Zehner" hinter Aubameyang mimte, gab Götze halblinks das Bindeglied zwischen Sechser Julian Weigl und den vier davor, was ihm leidlich gelang. Immerhin ein Pfostenschuss (9.) sprang heraus.
Doch egal, was Tuchel auch noch von außen zu managen versuchte, irgendwie stotterte die BVB-Offensive gegen das asymetrische 5-3-2 der Augsburger, die mit Georg Teigl vor allem die rechte Angriffsseite der Hausherren dicht machte.
Nach einem guten Start ins Spiel war bis zur Pause Flaute; nach dem Ausgleich durch Dembélé (47.) gab es nur noch eine kurze Drangphase, ehe der BVB in der Schlussphase wieder stumpf daher kam. "Am Ende konnten wir das Tempo und den Druck nicht mehr halten", sagte Tuchel.
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Borussia Dortmund vs. FC Augsburg

Fotocredit: AFP

Vor allem Aubameyang kam kaum in Abschlusssituationen. Insgesamt acht Schüsse aufs Tor (von 23) waren zu wenig, um Augsburg zittern zu lassen.
Tuchel bilanzierte:
Die Hauptgründe liegen zwischen der 15. und 45. Minute. Da haben wir völlig unseren Faden verloren und wahnsinnig viele Fehlpässe gespielt. Mir ist schleierhaft, wieso das so war. Da haben wir uns selber komplett verunsichert.
Dass Dortmund zudem wieder einem Rückstand hinterherlaufen musste (Tuchel: "Wahnsinn, schon wieder!"), wenn auch nicht lange, geht in Summe dann auch irgendwann an die Substanz.
Und so beendete Dortmund das Jahr 2016 mit vier Pflichtspiel-Remis in Folge. "Das ist bitter. Die Pause tut uns in der jetzigen Situation gut", meinte Götze.
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Schweigeminute vor Dortmund gegen Augsburg

Fotocredit: AFP

Spanische Eröffnung

Öfter mal was Neues, dachte sich Tuchel (notgedrungen) bei der Besetzung der Innenverteidigung: dort bot er zu Beginn erstmals die beiden Spanier Mikel Merino (20) und Marc Bartra (25) auf. Bender saß draußen, weil es laut dem Coach "maximal verantwortungslos" gewesen wäre, dem zuletzt lange Verletzten zwei Starts in vier Tagen zuzumuten.
Während Merino in seinem ersten zweiten Spiel für den BVB von Beginn an ein wenig wackelig begann, sich dann aber fing, zeigte Bartra eine seiner schwächeren Leistungen im BVB-Trikot.
Der ehemalige Barça-Verteidiger gewann im ersten Durchgang nur eins von vier Kopfballduellen und gerade mal die Hälfte seiner Zweikämpfe. Bis zur Pause spielte Bartra zwar die meisten Pässe auf dem Feld, seine Zuspiele ins Angriffsdrittel waren jedoch ziemlich ungenau.
Dazu patzte er vorm 0:1 (33.) gleich doppelt: Erst spielte er Martin Hinteregger den Ball in den Fuß, dann ließ er den Torschützen Dong-Won Ji aus den Augen - wobei mindestens zwei Dortmunder nach einem vermeintlichen Foul an Merino einfach zu spielen aufhörten.
Tuchel ließ Bartra daraufhin zur Halbzeit in der Kabine. "Er ist sehr ehrgeizig und will alles sofort maximal perfekt können", sagte Tuchel, meinte aber auch, dass er die Intensität der Bundesliga noch nicht adaptiert habe:
Wir müssen anerkennen, dass er es auch nicht gewöhnt ist, alle drei Tage zu spielen und für das Spiel die absolute Verantwortung zu tragen. Das sieht dann manchmal verkrampft oder überambitioniert aus. Er hat dennoch unsere volle Unterstützung.
Mit Sven Bender stellte der BVB auf Dreierkette um, womit sich der BVB defensiv leichter tat.
Merino machte ab da als linkes Glied der Dreierkette viel richtig, forderte immer wieder den Ball, bewegte sich gut und hatte am Ende mit weitem Abstand die meisten Ballkontakte auf dem Feld (154) - kurz: er war einer der wenigen Lichtblicke an diesem Abend.
Weigl jedenfalls war mit dem Ertrag nicht zufrieden:
Ich bin schon enttäuscht. Wir sind erst in der zweiten Halbzeit so aufgetreten, wie wir uns das vorgestellt hatten. Wir wollten unseren Fans mit einem Sieg ein kleines Weihnachtsgeschenk machen.
Klappte nicht.
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Schürrle Aubameyang Tuchel - Borussia Dortmund-Augsburg - Bundesliga 2016/2017 - Imago

Fotocredit: Eurosport

Tuchels Taktik-Wu(s)t

Wer beim BVB spielt, muss taktisch einiges draufhaben. Trainer Tuchel verlangte seinem jungen Team gegen Augsburg jedenfalls wieder allerhand ab; los ging's in einer Art 4-1-4-1, mit Götze wie beschrieben als Wandler zwischen Defensive und Offensive.
Zu Beginn der zweiten Halbzeit stellte Tuchel dann auf Dreierkette um; vor Matthias Ginter, Bender und Merino formierte sich eine Mittelfeldraute mit Kagawa offensiv, Götze links, Dembélé rechts und Weigl als Sechs; Pulisic (rechts) und Marcel Schmelzer (links) gaben derweil die Außenbahnflitzer.
So entwickelte der BVB den meisten Druck. Doch weil Kagawa alsbald die Puste ausging, Götze nicht mehr ins Angriffsdrittel kam und auch Dembélé pumpte, griff Tuchel zum nächsten System; mit Gonzalo Castro für Kagawa, der sich fortan eher halbrechts rumtrieb, zerfiel das offensive Mittelfeld vollends in Rochaden.
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Ousmane Dembélé a marqué face à Augsbourg

Fotocredit: AFP

Was blieb, war ein zerknirschter Tuchel. "Wir brauchen mehr Belastungsresistenz, mehr Konkurrenzkampf und die Schlüsselspieler zurück - sonst kann's so aussehen wie die letzten Wochen. Es ist ein weiter Weg zurück zu dem, wo wir hinwollen", bilanzierte er recht ehrlich.
Dass der BVB elf Punkte weniger auf dem Konto hat als zum selben Zeitpunkt der Vorsaison sei laut Tuchel "ein Vergleichsmaßstab, der dazu einlädt, enttäuscht zu sein. Die Messlatte liegt extrem hoch. Aber wir haben auch viele Punkte liegen lassen."
Immerhin hat der BVB-Coach Ansätze:
Ich glaube zu wissen, was nötig ist, um konstanter und besser zu werden. Das ist eine ganze Menge. Wir haben eine große Aufgabe vor uns.
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