HSV und Alen Halilovic: Markus Gisdol drückt den Reset-Knopf

Wundersame Kunde aus der Hansestadt. Alen Halilovic soll sich einen Fitnesstrainer leisten, um die physischen Anforderungen zu bewältigen, die ihn beim Hamburger SV erwarten. Und, hoppla: Mit Kroatiens U21-Nationalmannschaft verlor er zwar 2:4 gegen Schweden, stand aber 90 Minuten auf dem Platz. Was ist da los?

Zuletzt hätte das "H" bei "HSV" problemlos das Kürzel von "Halilovic" abbilden können. Kleiner Mann ganz groß. Oder auch nicht.

Hamburgs Promi-Sommereinkauf missfiel mit, so heißt es, durchaus divenhaftem Verhalten, was die nach Traumfußball gierende Anhängerschaft nicht daran hinderte, ihn für die Startelf zu fordern. Jedes Mal. Bruno Labbadia plante anders, bald darauf plante Hamburg nicht mehr mit Labbadia.

"Halilovic ist ein Politikum", erkannte Nachfolger Markus Gisdol, der vor zwei Wochen bei Hertha BSC (0:2) debütierte. Halilovic wurde für 30 Minuten eingewechselt, der HSV verlor. Daraus einen Zusammenhang zu konstruieren, wäre so verkehrt, wie es nur sein kann. "Wir tun alle unglaublich gut daran, den Druck vom Namen Halilovic zu nehmen", sagt Gisdol. "Er wird jetzt gezielt von mir aufgebaut."

Wenn einer vom FC Barcelona kommt, dort mit Lionel Messi spielte und 1,69 Meter misst, eine Zauberzwerg-verdächtige Größe - dann formieren sich die Ansprüche automatisch. Gerade beim HSV. Zumal sich der Protagonist anfangs ziemlich gut fand.

Halilovic wollte zentral ran, Labbadia sah ihn auf dem Flügel, und vor allem sah er ihn als Joker - körperliche Defizite. Stimmt die Sache mit dem Fitnesstrainer, ist Labbadia rehabilitiert.

20 Lenzen zählt dieser Halilovic, erst 20, aber weil er mit Messi spielte, vereinigt er "völlig unangemessene" Hoffnungen, wie Gisdol registriert. 2014 wechselte Halilovic von Dinamo Zagreb zu Barça, spielte exakt 28 Minuten beim A-Team und wurde an Sporting Gijon verliehen (drei Tore, fünf Vorlagen, immerhin). Einer, der im Begriff ist, die Fußballwelt einzureißen, hat andere Konturen. Hamburg holte den Dribbler für fünf Millionen Euro, Vertrag bis 2020.

Halilovic ist: ein Talent mit Vita. Einst avancierte er in Zagreb zum jüngsten Erstligaprofi Kroatiens (16 Jahre, 100 Tage), später zum jüngsten kroatischen Nationalspieler. Mittlerweile sind's neun Länderspiele, das letzte datiert vom Mai.

Neulich in Berlin veränderte Halilovic die Statik des HSV-Auftritts. Dynamische Läufe, feine Ballführung, intelligente Ideen, allein die Tatsache, dass seine Kollegen gedanklich meist einen Schritt zu langsam waren (oder mit den Füßen halt nicht das können, was er kann), verärgerten ihn sichtbar. Das ist kein gutes Zeichen.

So schnell gibt Gisdol nicht auf. "Wenn ich eines kann, dann Talente entwickeln", meint er und verweist auf seine Zeit bei 1899 Hoffenheim, wo Roberto Firmino, Kevin Volland und Niklas Süle zu Stars reiften. Mal sehen, wie sich die Sachlage bei Halilovic entwickelt. Potential ist kübelweise vorhanden, aber in diesem Kontext ein gefährliches Wort - weil es impliziert, dass mehr möglich wäre als momentan möglich ist.

"Er wird diesem Ruf, der ihm vorauseilt, überhaupt nie gerecht werden können", sagt Gisdol, womit er gewissermaßen den Reset-Knopf drückt. Seine Forderung:

Am Samstag reist Hamburg zu Borussia Mönchengladbach. Wetten, dass sich die Blicke auf Halilovic richten...?