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Taktik-Check: So funktioniert der Powerfußball von RB Leipzig

Luca Baier

Update 17/09/2016 um 11:08 GMT+2 Uhr

Der Aufsteiger ist mit vier Punkten aus den ersten beiden Spielen gut in der Liga angekommen. Besonders der überraschende Sieg gegen Borussia Dortmund sorgte zu Recht für viel Aufsehen. Vor dem Gastspiel beim Hamburger SV (Samstag, 15:30 Uhr im Liveticker) analysiert Eurosport.de die Spielweise der Leipziger.

Die Neuen Oliver Burke und Naby Keita sorgten für den ersten RB Leipzig-Sieg in der Bundesliga

Fotocredit: Twitter

Es war kein spaßiger Abend für Julian Weigl. Gegen RB Leipzig war der Schlüsselspieler des Dortmunder Aufbauspiels (Julian Weigl: Thomas Tuchels geheimer Schlüsselspieler bei Borussia Dortmund) ständig umzingelt von Gegnern und konnte so nicht wie gewohnt als Fixpunkt vor der Abwehr fungieren.
Die an die erste Liga angepasste Spielweise des neuen Leipziger Trainers Ralph Hasenhüttl dürfte noch viele Gegner vor echte Probleme gegen den ambitionierten Aufsteiger stellen.
"Wir haben jetzt zwei Mal gut gespielt und vier Punkte geholt. Das ist top. Aber der Weg ist noch weit, um ein Spitzenteam in der Bundesliga zu werden", sagt der RB-Trainer. Die Anlagen dazu hat das RB-Spiel aber bereits.

Anpassung im Pressing

Anders als im vergangenen Jahr in der zweiten Liga spielt Leipzig nicht mehr durchgängig aggressives Angriffspressing, sondern übt nun eine Ebene tiefer Druck aus.
Ein riskantes Anrennen der ersten Aufbaulinie des Gegners hätte viele lange Bälle zur Folge – diese werden in Deutschlands Eliteklasse jedoch genauer gespielt als in Liga zwei, zudem lauern im gegnerischen Sturm andere, schnellere Kaliber.
Das Hauptaugenmerk im Pressing aus der 4-4-2-Grundordnung liegt ganz klar auf dem Zentrum, genauer gesagt auf dem aufbaustärksten Mittelfeldspieler des Gegners. Die Leipziger Doppelspitze bewegt sich bei der Arbeit gegen den Ball ständig im Dunstkreis dieses ausgewählten Spielers.
Dabei gibt es keine klassische Manndeckung – im Gegenteil: Der Pass auf den Sechser soll durchaus auch mal zugelassen werden, um dann durch die kurzen Wege direkt Überzahl in Ballnähe herstellen zu können.
In diesen Situationen rückt mindestens einer der Leipziger Sechser mit vor, zudem rücken die Außenbahnspieler nach innen und kesseln den Gegner somit im Zentrum ein. Die Folge: Der Gegner muss direkt wieder zu den Innenverteidigern oder zum Torwart zurückspielen, wenn er sich nicht auf ein riskantes Dribbling mit Gefahr des Konters einlassen will.

"Vordecken" zum Entnerven des Gegners

Ein weiterer auffälliger Aspekt bei der intensiven Arbeit des Aufsteigers gegen den Ball ist das sogenannte "Vordecken". Sobald ein gegnerischer Spieler den Ball mit dem Rücken zum eigenen Tor empfängt, muss ihn mindestens ein Leipziger Akteur im Vollsprint anlaufen.
Auch hier wird der Gegner in der Regel zum Rückpass gezwungen, die Drehung in den heransprintenden Leipziger Spieler birgt nämlich natürlich das Risiko eines folgenreichen Ballverlustes.
Da diese Aktionen in höchstem Tempo ablaufen, kommt es immer wieder zu kleinen Fouls, die für den Gegner einfach nervig sind. Durch diese Maßnahme stellt das Team von Hasenhüttl jedoch sicher, dass der ballführende Gegner nur äußerst selten mehr als eine Sekunde Zeit mit Blick zum Leipziger Tor hat.
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Yussuf Poulsen attackiert Mario Götze direkt bei der Ballannahme

Fotocredit: Imago

4-4-2, 4-2-2-2 und Tempowechsel

Nicht nur bei der Arbeit gegen den Ball zeigt der Aufsteiger interessante Abläufe. In Ballbesitz agieren sie sehr flexibel und setzen ihre verschiedenen Spielertypen passend ein. Die Doppelspitze, zuletzt oft von Yussuf Poulsen und Timo Werner gebildet, bleibt nie statisch im Zentrum.
Immer wieder weicht einer der beiden pfeilschnellen Angreifer auf den Flügel aus und bietet sich hinter dem gegnerischen Außenverteidiger an.
Passend dazu bewegt sich der ballnahe Flügelspieler diagonal ins Zentrum und geht mit in den Strafraum oder besetzt den Rückraum – nicht zufällig agieren mit Kapitän Dominik Kaiser und Marcel Sabitzer Spieler auf den Außenpositionen, die auch problemlos als Zehner durchgehen würden.
Das 4-4-2 ist also eher als 4-2-2-2 zu sehen – ein System, das Roger Schmidt schon bei RB Salzburg praktizieren ließ und nun auch bei Leverkusen nutzt.
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Hasenhüttl setzt mit Leipzig eine ähnliche Spielweise wie zuletzt mit Ingolstadt um

Fotocredit: SID

Der Pass in die Tiefe, Ablagen auf die Mittelfeldspieler und dann wieder Pässe in die Tiefe sind zwar das charakteristischste Merkmal des Leipziger Ballbesitzes, doch hin und wieder gibt es auch längere, kontrollierte Aufbauphasen zu sehen, bei denen der Ball ohne Raumgewinn in den Reihen laufen gelassen wird.
Eurosport-Check: Leipzig gehört taktisch zu den interessantesten Mannschaften der Liga. Die temporeiche, aber nicht kopflose Spielweise gegen den Ball wird jeden Gegner nerven. Hasenhüttls größte Herausforderung wird in Zukunft wohl darin liegen, seinem Team ein besseres Timing für die Tempowechsel zu vermitteln.
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