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Der Dino ist tot - doch das HSV-Herz schlägt noch

Daniel Rathjen

Update 13/05/2018 um 11:50 GMT+2 Uhr

Der Hamburger SV hat nun Gewissheit. Der erste Abstieg der Vereinsgeschichte ist trotz des 2:1-Erfolgs gegen Borussia Mönchengladbach besiegelt, der "Dino" gestorben. Ein trauriger Tag für den HSV, in den sich aber gegen Ende plötzlich überraschend eine gehörige Portion Optimismus mischte. Dem Trainer sei Dank.

HSV

Fotocredit: Imago

Direkt nach dem 2:1 des Hamburger SV gegen Borussia Mönchengladbach am 34. Bundesliga-Spieltag, der den direkten Abstieg bedeutete, weil der VfL Wolfsburg sein Spiel gegen den 1. FC Köln gewann, gab es zunächst kaum einen Lichtblick.
Zu frisch war die Gewissheit über den nun nicht mehr abzuwendenden Gang in die zweite Liga, zu präsent noch die Eindrücke des schwarzen Pyro-Nebel-Eklats in der Nachspielzeit. Nach 54 Jahren und 261 Tagen hat es das letzte der 16 Gründungsmitglieder erwischt - der HSV ist erstmals abgestiegen. Statt Bayern, Dortmund und Schalke heißen die Gegner nun Paderborn, Sandhausen und Bielefeld.

Krachender Schluss-Akkord im HSV-Drama

Der Abstieg ist der krachende Schlussakkord eines jahrelangen HSV-Dramas. Trotz Millionenausgaben krebsten die Hamburger zuletzt fünf Jahre lang im Tabellenkeller der Bundesliga herum, zwei Mal schafften sie die Last-Minute-Rettung in der Relegation. Vom Glanz der 80er Jahre, als der HSV mit Größen wie Horst Hrubesch, Manfred Kaltz oder Felix Magath Titel in Serie gewann und als Schwergewicht in Europa galt, ist nichts geblieben. Dabei spielten die Rothosen noch in den 2000er-Jahren als Dauergast auf internationalem Parkett.
"Ich hätte nicht gedacht, dass ich noch einen Abstieg des HSV erlebe, so lange ich auf dieser Erde bin", sagte Klub-Idol Uwe Seeler, der wie viele Fans bis zuletzt gehofft hatte. HSV-Kapitän Gotoku Sakai sagte mit Tränen in den Augen:
Das ist richtig, richtig bitter. Es ist nun ganz wichtig, dass der ganze Klub nach vorne schaut und alles für den Aufstieg gibt.

HSV zerfällt nicht

Soweit so normal bei einem derart historischen Abstieg. Was jedoch "nicht normal" an diesem Tag war, beobachtete nicht nur Kyriakos Papadopoulos. Doch der Grieche brachte es auf den Punkt, als er sagte: "Wir sind abgestiegen und wurden beklatscht…"
Tatsächlich war die Atmosphäre im Hamburger Volkspark zuletzt auch von einer Spur Zuversicht durchzogen, denn in den vergangenen Wochen unter Trainer Christian Titz scheint die davor herrschende Resignation wieder einer gewissen Nähe zwischen Anhängern und Mannschaft gewichen zu sein. Es ist ein neuer Geist entstanden, durch den nicht der Eindruck erweckt wird, dass der Traditionsklub nun zerfalle. Das Team agiert wieder als solches und bietet ansehnlichen Fußball.
Im Hintergrund arbeitet Neu-Präsident Bernd Hoffmann seit Wochen an der strategischen Ausrichtung, die Lizenz hat der HSV ohne Auflagen erhalten. Trainer Titz soll bleiben, der Vertrag in der kommenden Woche unterschrieben werden.
"Er wird die Mannschaft anführen und die Mission 2. Liga mit einem noch zu benennenden Sportvorstand angehen", sagte HSV-Aufsichtsratschef Bernd Hoffmann bei Sky Sport News HD.
Bei der Position des Sportvorstands ließ sich Hoffmann nicht in die Karten gucken. "Wir machen unsere Hausaufgaben und sind mit einigen Kandidaten im Gespräch. Es wird zeitnah entschieden", sagte der Chef des Kontrollgremiums:
Wir werden am Ende einen richtig guten Kandidaten präsentieren, der auch wieder Lust und Spaß macht auf das Gesamtgebilde HSV in der kommenden Saison.

Trainer Titz weckt Optimismus

Viele Spieler - darunter Sakai, Papadopoulos, Tatsuya Ito, Lewis Holtby, Jann-Fiete Arp - begrüßen das und sehen unter diesem Coach plötzlich wieder eine Perspektive an der Elbe. Noch vor wenigen Wochen war das geradezu unvorstellbar. Der Eindruck, dass der Abstieg zum Neuanfang gehört, rückt in den Vordergrund.
Sakai kündigte jedenfalls bereits seinen Verbleib bei den Hanseaten an. "Ich habe für mich entschieden, dass ich verlängere und auch nächste Saison für den HSV spielen werde", sagte der 27 Jahre alte Japaner. Sakai hat ein Vertragsangebot des HSV vorliegen. Kyriakos Papadopoulos wollte ebenfalls nicht ausschließen, den Gang in Liga zwei mit anzutreten. Möglich erscheint auch, dass Nicolai Müller bleibt.

Abstieg als Chance auf Reanimation

HSV-Vorstand Frank Wettstein kündigte indes Gespräche mit allen Spielern an, bevor sie in die Sommerpause gehen. Der 44-Jährige rechnet auch damit, dass ein Großteil des Teams beisammen bleiben könnte.
"Wenn man beim Schlusspfiff in die Augen der Spieler geschaut hat, sieht man viele, die sich der Verantwortung bewusst sind", sagte Wettstein und fügte an:
Ich glaube, dass sie den Klub und die Atmosphäre hier schätzen und dass sehr viele bereit sind, das wieder zu korrigieren.
Der Abstieg mag der "Worst Case" für den HSV sein. Er könnte tatsächlich aber auch eine Chance sein, um den Verein endgültig zu reanimieren.
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