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Robert Lewandowski beim FC Bayern: Da bahnt sich etwas an

Johannes Mittermeier

Update 08/05/2018 um 17:20 GMT+2 Uhr

Die schwelende Debatte um Robert Lewandowski beim FC Bayern wurde am Wochenende gleich mehrfach entzündet, nicht zuletzt vom Stürmer selbst. Es scheint sich etwas anzubahnen. Lewandowski wird bald 30, und die Münchner stehen vor einer richtungsweisenden Entscheidung. Blind auf den Vertrag beharren? Die aktuellen Entwicklungen einkalkulieren? Oder: Abgeben, wenn der Preis stimmt?

Robert Lewandowski vom FC Bayern

Fotocredit: Getty Images

Schon paradox, dass einer 150 Tore in 193 Spielen für ein und denselben Klub schießt, zum dritten Mal die Bundesliga-Torjägerkanone gewinnt, in seiner Heimat gottesgleiche Züge annimmt - und solche Sätze hören muss:
Die Mannschaft wird sich fragen, ob das ein Typ ist, den wir weiter bei uns haben wollen. Es wird immer schwieriger für ihn, in der Mannschaft die richtige Unterstützung zu haben.
Paul Breitner hat sich bei "Sport1" in kratzbürstiger Laune präsentiert, und es wirkte fast, als hätte ihn der FC Bayern ins Fernsehstudio vorgeschickt, um mal etwas klarzustellen in der schwelend-zündelnden Debatte um Robert Lewandowski.

Lewandowski und seine Sozial(un)verträglichkeit

Manchmal scheinen 150 Tore in 193 Spielen nicht zu reichen. Zumindest, wenn es zu viele gegen den HSV und zu wenige gegen Real Madrid sind. Wobei das ja nur ein Teil der Wahrheit ist.
"Ich glaube, dass Lewandowski zum Problem wird", unkt Ex-Bayer Dietmar Hamann bei "Sky" und meint dessen Sozial(un)verträglichkeit. Seit 2014 spielt der Pole in München, in regelmäßigen Intervallen wurde er woanders gehandelt (nicht zuletzt aufgrund umtriebiger, zuweilen nervtötender, aber letztlich erfolglos fuhrwerkender Berater).
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Robert Lewandowski vom FC Bayern

Fotocredit: Getty Images

Jüngst driftete das Ganze eher in umgekehrte Richtung ab, die Frage war nicht länger, ob Bayern groß genug für Lewandowski ist, sondern Lewandowski gut genug für Bayern - überspitzt formuliert. Klasse illustriert sich auf Elite-Niveau, zur Champions-League-Crunchtime; da bildete Lewandowski einen Faktor von bemerkenswerter Blässe. Der Gegner hieß übrigens Real, nicht HSV.
Naja, und dann kam Köln.

Bayern-Legende Breitner keilt gegen Lewandowski

Erst verballerte Lewandowski drei Chancen, die seine Defizite in Eins-gegen-Eins-Duellen darlegten (auf hohem Niveau, aber trotzdem), später schoss er sein 29. Bundesliga-Tor der Saison, noch später holte ihn Bayern-Trainer Jupp Heynckes vom Feld.
Lewandowskis mürrische Reaktion, sein verweigerter Handschlag, der Heynckes-Rüffel - all das vermengte die Diskussionsfetzen am Stammtisch und höchstwahrscheinlich auch im Verein. Womit wir wieder bei Breitner wären, früher ein wilder Rabauke, heute eine Legende. So einer darf durchaus vorpreschen. Oder: Er soll.
Lewandowski, bemängelte Breitner, habe "nicht gelernt, was Respekt dem Trainer und der Mannschaft gegenüber ist". Er erinnerte ans Vorjahr, damals hatte sich der Angreifer darüber mokiert, dass ihm die Kollegen zu wenig Bälle auflegen. Also sagte Breitner, dass er als "Mitspieler schon mit Vorsicht in die neue Saison gegangen" wäre.

"Heynckes bügelt ihn öffentlich wie einen Schüler"

Lewandowski gilt als Eigenbrötler und Einzelgänger, recht isoliert im Team; sein Status definiert sich durch Leistung. Für einen, der 2017 forderte, dass Bayern öfter Weltklassespieler kaufen müsse, um mithalten zu können mit Granden wie Real, waren seine Vorstellungen in den Halbfinals ein ironischer Bumerang. Breitner dazu:
Ein Stürmer, der glaubt, er wäre auf einer Ebene mit Cristiano Ronaldo, muss es dann beweisen. Da fehlt es bei ihm eben. Er hat ein Riesen-Problem mit seiner Selbsteinschätzung.
Was das alles für die Zukunft bedeutet? Möglicherweise gar nichts. Vielleicht alles.
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Robert Lewandowski vom FC Bayern

Fotocredit: Getty Images

"Heynckes bügelt ihn öffentlich zusammen wie einen Schüler. Damit ist er im Schaufenster", sagt der ehemalige TV-Kommentator Marcel Reif. Und über Köln: "Mit dieser Szene ist das Kapitel Lewandowski beim FC Bayern dabei, beendet zu werden." Weil Heynckes qua Reputation eine Autorität ausstrahlt, die es erleichtert, derlei Unannehmlichkeiten zu moderieren - und der künftige Trainer Niko Kovac nicht.

Lewandowski: Da war doch was mit Berater Zahavi

Wenn Arjen Robben und Franck Ribéry wie erwartet ihre Einjahresverträge unterschreiben, es aber nicht ganz so dufte finden, nurmehr 20 Spiele pro Saison zu machen, hätte Bayern gleich drei Personalien mit Reizpotential.
Reif sagt zu Lewandowski:
Da stellt sich jemand ziemlich deutlich außerhalb. Wenn ich Verantwortung hätte, würde ich mir genau überlegen, was ich diesem jungen Trainer und dieser Mannschaft zumuten kann.
Lewandowski wird bald 30, und die Münchner stehen vor einer richtungsweisenden Entscheidung. Blind auf den Vertrag bis 2021 beharren? Die aktuellen Entwicklungen einkalkulieren? Abgeben, wenn der Preis stimmt? Für den Hinterkopf: Zu Jahresbeginn hatte sich Lewandowski mit Pini Zahavi einen neuen Agenten geholt, der Mann besitzt exzellente Kontakte auf dem Transferbasar.
Vielleicht tut's mitunter sogar ein Handschlag.
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