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FC Bayern München - Borussia Dortmund | Lucien Favres größter Fehler

Marc Hlusiak

Update 07/04/2019 um 09:10 GMT+2 Uhr

Der FC Bayern München lässt dem BVB im Ligagipfel keine Chance und erobert die Tabellenspitze nach einem 5:0 (4:0) mit Pauken und Trompeten zurück. Lucien Favre verzockte sich dabei in der Defensive, während Bayern-Verteidiger Mats Hummels einen Sahnetag erwischte und ein echtes Statement setzte. Außerdem: Von wegen Solidargemeinschaft FC Bayern. Drei Dinge, die auffielen.

Lukasz Piszczek im Duell mit Kingsley Coman

Fotocredit: Getty Images

1. Favre-Fehlgriffe in der Verteidigung

Mit Spannung wurde vor Anpfiff erwartet, wie BVB-Trainer Lucien Favre seine ersatzgeschwächte Defensivreihe im Spitzenspiel gegen den FC Bayern zusammenstellt. Wenig überraschend war, dass Manuel Akanji und Dan-Axel Zagadou das Innenverteidiger-Pärchen bildeten.
Verwunderlich war es jedoch, dass Favre den zuletzt soliden Marius Wolf aus der Startelf nahm und stattdessen den nicht ganz fitten Routinier Lukasz Piszczek hineinwarf, der aufgrund einer langwierigen Wadenverletzung mehr als zwei Monate kein Pflichtspiel für die Borussia machte. Ausgerechnet im wichtigsten Spiel der Rückrunde.
Ein Schuss, der komplett nach hinten losging, wie Favre nach dem Spiel selbst zugab:
Man hat gesehen, dass er zwei Monate nicht gespielt hat. Vielleicht war es zu früh.
Aufgestellt habe er ihn, weil er "die ganze Woche gut trainiert" hatte.
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Lukasz Piszczek (li.) im Zweikampf mit Kingsley Coman (re.)

Fotocredit: Getty Images

Doch Training ist kein Pflichtspiel - und vor allem kein Pflichtspiel gegen den FC Bayern München. Der Pole fand nie in selbiges, wirkte lethargisch und behäbig. Schlicht nicht spritzig genug, um mit dem pfeilschnellen Kingsley Coman, mit dem er es auf der rechten Verteidigerposition zutun bekam, mitzuhalten.
Auch am 0:1 durch Ex-Kollege Mats Hummels hatte er Aktien, weil er besser postiert im Kopfballduell nicht richtig hoch und so auch nicht ins Kopfballduell kommt. Nach 69. Minuten hatte Favre ein Einsehen und brachte Wolf.
In der Innenverteidigung korrigierte der Schweizer eine weitere Fehleinschätzung schon in der Halbzeit. Zagadou erwischte dort einen rabenschwarzen Tag. Unsicherheiten zeigte er in jeder Fassette seines Spiels. So war es auch eines seiner vielen ungenauen Abspiele im Spielaufbau, das zum 2:0 durch Robert Lewandowski führte und den BVB endgültig auf die Verliererstraße brachte. Zuvor verlor der 19-Jährige diverse Kopfballduelle nach Standardsituationen, wirkte mental nicht auf der Höhe.
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Dan-Axel Zagadou (li.) im Zweikampf mit Robert Lewandowski (re.)

Fotocredit: Getty Images

"Wir haben Fehler gemacht, die manche Spieler das letzte Mal in der A-Jugend gemacht haben", analysierte Sportdirektor Michael Zorc und meinte damit wohl Zagadou, der die zweite Halbzeit von der Bank aus zuschaute.

2. Bayern ist ein Team

Oft wird der FC Bayern München als große Ansammlung von Einzelkönnern beschrieben. Als eine Art Solidargemeinschaft, in der jeder einzelne nur an sein eigenes Wohl und die eigene Weltkarriere denkt. In der Tat gab es in der aktuellen Saison des Öfteren Grund zur Annahme, den Münchnern fehle es an Teamgeist und Zusammenhalt.
Gegen den BVB sah das komplett anders aus. Der FC Bayern präsentierte sich von Beginn an als Einheit. Schmollende Stars auf der Ersatzbank? Fehlanzeige! Ob James Rodríguez, Rafinha oder Franck Ribéry - bei Torchancen der eigenen Mannschaft sprinteten die Ersatzspieler aufgeregt in Richtung Seitenlinie. Bayern als Einheit.
Auch auf dem Platz half man sich uneigennützig aus. Als beispielsweise Mitte der zweiten Hälfte Innenverteidiger Mats Hummels bei einem Konter zum Sprint ansetzte, sicherte Javi Martínez beim Stand von 4:0 völlig selbstverständlich hinten ab.
Die von Niko Kovac zuletzt - vor allem nach der 5:4-Wild-West-Veranstaltung im DFB-Pokal gegen den 1. FC Heidenheim geforderte Bereitschaft zu verteidigen - gegen den BVB war sie vollumfänglich vorhanden.

3. Hummels mit sportlichem Statement

Über mangelnde Schlagzeilen konnte sich Mats Hummels in den vergangenen Wochen nicht beschweren. Beim FC Bayern stand er in dieser Saison aufgrund nachlassender Schnelligkeit in der Kritik, von Bundestrainer Joachim Löw wurde er mit gerade einmal 30 Jahren aus der Nationalmannschaft aussortiert.
"Seit der WM ist alles komisch. Da werden viele gute Dinge nicht mehr gesehen und nur noch auf schlechten rumgehakt", erklärte Hummels nach dem Spiel bei "Sky" und fügte an:
Wir sind alle 30 und spielen deutlich besser als wir gemacht werden. Da muss ich deutlich sagen, dass das sehr anders gesehen wird, wie ich das sehe.
Seine Gala-Vorstellung gegen den ehemaligen Arbeitgeber bestätigte diese These und dürfte sich für Hummels daher nach Genugtuung angefühlt haben.
Hummels gab ein Statement ab - und zwar ein sportliches, auf dem Rasen. Nicht nur, weil ihm der Dosenöffner zum 1:0 gelang, sondern weil er zu jedem Zeitpunkt des Spiels, auf jedem Quadratmeter des Feldes überzeugte. Ein Tor, fünf Torschüsse, 90 Prozent Passquote, 70 Prozent gewonnene Zweikämpfe - Statistiken, die beeindrucken.
Während sein zuletzt ebenfalls viel gescholtener Kollege Jérôme Boateng vornehmlich wegen einer von langer Hand geplanten Party anlässlich der zweiten Ausgabe seines Magazins "BOA" für Unruhe sorgte, spielt sich Hummels langsam aber sicher zurück in die Rolle des Abwehrchefs beim FCB.
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