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Drei Dinge, die bei SC Paderborn gegen Borussia Dortmund auffielen: Sancho rockt

Marc Hlusiak

Update 01/06/2020 um 08:53 GMT+2 Uhr

Borussia Dortmund besteht den Charaktertest in Paderborn und schlägt den Aufsteiger fünf Tage nach der bitteren 0:1-Niederlage gegen den FC Bayern München mit 6:1 (0:0). Mann des Spiels war Jadon Sancho, der sich bei seinem Startelf-Comeback in bemerkenswerter Form zurückmeldete. Doch nicht alles war gut - in der ersten Hälfte zeigte der BVB jedenfalls ein längst vergessenes Gesicht. Was auffiel.

Mats Hummels (li.) beglückwünscht Jadon Sancho (re.)

Fotocredit: Getty Images

1. Ein längst vergessenes Gesicht

6:1 in Paderborn, hört sich nach einem rundum gelungenen Fußball-Abend des BVB in Ostwestfalen an. In Wahrheit war es aber nur eine rundum gelungene zweite Halbzeit, denn vor dem Seitenwechsel zeigte der BVB ein längst vergessenes Gesicht.
Nach einem Zusammenprall mit Schiedsrichter Tobias Stieler im Spiel gegen den FC Bayern (0:1) fehlte Stürmerstar Erling Haaland dem Team von Trainer Lucien Favre in der Benteler-Arena. Ein Ausfall, den der BVB in den ersten 45 Minuten nicht zu kompensieren konnten. Ohne Brecher Haaland in der Spitze ging dem BVB die Strafraumpräsenz ab. Bei Durchbrüchen über die Flügel fehlte der Zielspieler in der Mitte. Gefährlich wurde es nur dann, wenn flache Hereingaben vorbei an den Verteidigern in den Rückraum gelegt wurden.
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Borussia Dortmund

Fotocredit: Getty Images

Doch mit Haaland fehlte auch der unermüdliche erste Pressingspieler der Borussia. Torwart Roman Bürki fühlte sich gar an das Hinspiel erinnert: "Wir haben in der ersten Halbzeit genau das falsch gemacht, was wir im Hinspiel in der ersten Halbzeit auch falsch gemacht haben. Wir waren nicht druckvoll genug und haben sie nicht früh genug angegriffen. Zum Glück haben wir das in der zweiten Hälfte geändert."
Doch vielleicht war diese erste Halbzeit auch Teil des Matchplans von Coach Favre - immerhin befand dieser, man habe den Gegner vor der Pause mit gutem Pressing "müde gemacht". Er habe daher in der Halbzeit nur "einen Satz" sagen müssen: "Wir müssen weiter so spielen, das werden sie nicht durchhalten bis zum Ende."
Der Fußballlehrer sollte recht behalten.

2. Sancho meldet sich bemerkenswert zurück

Jadon Sancho stand in den ersten drei Spielen nach der Corona-Pause nicht in der Startelf des BVB. Der 20-Jährige hatte nach 66 Tagen Wettkampfpause mit muskulären Problemen zu kämpfen, war nicht fit für 90 Minuten Bundesliga-Fußball. Dennoch überraschte es, dass der Topscorer der Schwarz-Gelben auch gegen den FC Bayern, im Bundesliga-Topspiel um die deutsche Meisterschaft, zunächst auf der Bank saß. Denn Sancho hebt sein Team schon an einem normalen Tag auf ein höheres Niveau. Erwischt der Engländer gar einen guten Tag, schaut der Gegner meist in die Röhre.
Nachzufragen beim SC Paderborn.
Sancho zeigte sich bei seinem Startelf-Comeback in bester Spiellaune, auch wenn er im ersten Durchgang noch die letzte Zielstrebigkeit vermissen ließ. Nach dem Seitenwechsel jedoch drehte Dortmunds bester Torschütze auf und traf gleich drei Mal. Es war Sanchos erster Dreierpack in der Bundesliga, seine Tore 15 bis 17 in der laufenden Spielzeit. Zudem legte er ebenfalls bereits 17 Tore für seine Kollegen auf. Absolute Traumwerte.
Neben seiner sportlichen Glanzleistung zeigte Sancho auch Haltung und sendete eine politische Botschaft in die Welt. Nach seinem Treffer zum 2:0 nahm er eine Gelbe Karte in Kauf und zog sein Trikot aus. Die TV-Kameras und Fotografen hatten so beste Sicht auf die Aufschrift seines T-Shirts: "Justice for George Floyd".
In jeglicher Hinsicht ein bemerkenswerter Auftritt des jungen Flügelstürmers.

3. Baumgart ist der Richtige

Die Benteler-Arena in Paderborn ist das kleinste Stadion in der Bundesliga. Nur gut 15.000 Zuschauern finden dort während eines normalen Fußballspiels Platz. Es hätte also auch bei vollem Haus durchaus die Chance darauf bestanden, die verbalen Aktivitäten von SCP-Trainer Steffen Baumgart deutlich zu verstehen. In der menschenleeren Arena jedenfalls hörte man jedes Wort - und jeder Zuschauer am TV-Gerät konnte erkennen, mit welcher Leidenschaft der 48-Jährige die Spiele seiner Mannschaft verlebt.
Baumgart setzt dabei nicht nur auf motivierende Ausrufe à la: "Super, Jungs. Und jetzt alle!" oder "Uuuuund ab, uuuuund los" - Baumgart kämpft auch für Gerechtigkeit, wenn er Selbige nicht gegeben sieht. Er prangert Schiedsrichterentscheidungen an, wenn nötig, wird er auch beim vierten Offiziellen vorstellig oder schickt seinen Assistenten, wenn er das Gefühl hat, eine Verwarnung zu riskieren.
In Zeiten, in denen alle von abgerissenen Kilometern der Spieler sprechen, sei an dieser Stelle zudem eine Lanze für den wohl laufstärksten Trainer der Liga gebrochen. Baumgart war von der ersten bis zur letzten Minute in Bewegung, durchpflügte die Coaching-Zone wie ein Flipperball, der zwischen zwei Banden hin- und herspringt.
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Steffen Baumgart lobt sein Team: "Größtes Herz"

Fotocredit: SID

Sein Enthusiasmus für die Aufgabe in Paderborn sprießt ihm aus allen Poren und ist auch der Grund dafür, dass man beim Tabellenletzten keineswegs darüber nachdenkt, im Abstiegskampf den Trainer zu wechseln. Baumgart erreicht seine Mannschaft und gibt auch trotz eines häufig offensichtlichen Qualitätsunterschieds niemals auf.
Das beweist nicht zuletzt sein "Weiter Männer, weiter Männer" beim Stand von 1:6 in der 90. Spielminute gegen Borussia Dortmund.
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Schaut der BVB in die Röhre? Wunschspieler zieht angeblich Frankreich-Wechsel vor

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