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FC Bayern: Das sind die Verlierer des Coutinho-Transfers

Florian Bogner

Update 26/09/2019 um 18:24 GMT+2 Uhr

Philippe Coutinho nimmt beim FC Bayern München Fahrt auf, genießt bereits taktische Privilegien bei Trainer Niko Kovac und wird überschwänglich vom Vorstandsvorsitzenden Karl-Heinz Rummenigge gelobt. Doch wo ein Gewinner, da auch Verlierer: Thomas Müller muss sich beispielsweise mit Jobsharing begrüßen, andere bekommen noch weniger Chancen, sich zu zeigen. Ein Überblick übers Bayern-Mittelfeld.

Philippe Coutinho und Thomas Müller

Fotocredit: Getty Images

Am Mittwoch feierte Karl-Heinz Rummenigge seinen 64. Geburtstag - nicht in Ruhe. "Ich werde vormittags im Büro sein. Am Nachmittag ist die ECA zu Gast, da werden wir am Abend zusammen aufs Oktoberfest gehen", erklärte der Vorstandsvorsitzende des FC Bayern München via fcbayern.de.
Die European Club Association (ECA) ist die selbstständige und unabhängige Interessenvertretung der europäischen Fußballvereine, der Rummenigge bis 2017 vorstand und die nun von Andrea Agnelli (Juventus) angeführt wird.
Rummenigges Begehr: Abschalten - im Kreis der Mächtigen. "Heute ist der perfekte Zeitpunkt dafür", sagte er über das Geburtstagstreffen. Und außerdem:
Das ist keine Arbeit. Alles was mit Fußball zu tun hat, ist für mich angenehm.

Rummenigge zufrieden mit Saisonstart

Zuletzt war es ja wieder durchaus turbulent zugegangen beim FC Bayern, rund um die Nationaltorhüter Manuel Neuer und Marc-André ter Stegen hatte Rummenigge vor- und Präsident Uli Hoeneß vergangene Woche polternd nachgelegt.
Die Auswirkungen spüren sie bis heute. Auch wenn der FC Bayern am Mittwoch in Sachen Hoeneß zurückruderte - ein schaler Beigeschmack bleibt. Für Rummenigge wohl auch ein Grund, am Mittwoch via Vereinshomepage den Fokus wieder auf rein sportliche Themen zu lenken.
Das tat er und zog trotz der Niederlage im Supercup beim BVB (0:2) sowie der Liga-Remis gegen Hertha BSC (2:2) und bei RB Leipzig (1:1) ein positives Zwischenfazit. Man könnte mit dem Start "sehr zufrieden sein", sagte der 64-Jährige. Denn: "Wir haben einen Top-Kader und können optimistisch in die Zukunft schauen."

Coutinho als "Weltklasse" geadelt

Vor allem die Neuzugänge überhäufte Rummenigge mit Lob. Keiner blieb unerwähnt, doch einer bekam besonders viel Liebe ab:
"Philippe Coutinho steht sicherlich an der Spitze, er hat Weltklasse-Format. Das ist immer deutlicher zu erkennen."
Der vom FC Barcelona ausgeliehene Brasilianer stand zwar erst 275 Pflichtspielminuten für die Bayern auf dem Platz, steuerte "erst" ein Elfmetertor und eine Torvorlage bei. Rummenigge scheint dennoch sehr angetan:
Er macht den Unterschied und hat in Robert Lewandowski den perfekten Partner gefunden. Von diesen beiden können wir uns für die Zukunft noch viel erhoffen.

Müller und Coutinho kaum zusammen auf dem Platz

Doch wo ein klarer Gewinner, da auch Verlierer. Durch Coutinhos Leihwechsel nach München musste Trainer Niko Kovac seinen Traum vom 4-3-3-System wieder hintenanstellen.
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Kovac schwärmt: "Coutinho macht den Unterschied"

Spielt Coutinho, dann als klarer "Zehner" hinter Lewandowski (4-2-3-1) - eine Rolle, die Thomas Müller so auch gerne spielen würde. Ihn setzte Kovac jedoch vor dem Coutinho-Transfer eher auf der Halbposition im 4-3-3 ein. Coutinho hat offenbar andere Privilegien.
Aufgrund des ähnlichen Habitats - am liebsten zentral, hinter der Spitze - hat Müller durch den Coutinho-Transfer deutlich an Spielzeit eingebüßt. In drei von fünf Spielen startete der Brasilianer, zweimal begann Müller.
Wäre Coutinho vor dem Spiel in Leipzig nicht erst am Donnerstag von seiner Länderspielreise heimgekehrt, hätte Müller vielleicht nicht mal dort von Beginn an spielen dürfen. Zusammen standen beide nur in den letzten 19 Minuten gegen Köln auf dem Platz.

Müller verhält sich tadellos

Für die kommenden Wochen ist voraussichtlich Jobsharing angesagt - mit Tendenz pro Coutinho, der voraussichtlich auch beim nächsten echten Gradmesser, dem Champions-League-Match bei Vorjahresfinalist Tottenham Hotspur (Di., 21:00 Uhr im Liveticker), von Beginn an auflaufen wird.
Müller könnte indes am Wochenende in Paderborn die nächste Chance kriegen. Überhaupt verhält sich der Vize-Kapitän tadellos, klagt nicht, sagte zuletzt über seine Lage:
Ich bin lange genug dabei, um zu wissen, dass es selten Perioden gab, in denen dauerhaft ein und dieselbe Mannschaft gespielt hat. Wir wollten, dass wir die Breite des Kaders verbessern und von außen nachlegen können.
So sieht es auch Bayern-Legende Giovane Elber im "Bild"-Interview:
"Innerlich ist er vielleicht mal angefressen, aber er lässt es sich nicht anmerken. Er macht auch mal einen Spaß, so muss es sein: positiv sein, positiv denken. Müller hat das bisher super gemacht. Er hat zuletzt ein Tor geschossen in der Champions League als Joker. Das brauchst du, um dem Trainer zu zeigen: 'Ich lebe noch, ich bin noch da.'"

Goretzka muss zusehen

Ein weiterer Verlierer, wenn auch noch nicht offensichtlich, ist Leon Goretzka.
Der deutsche Nationalspieler kann aktuell gar nicht in den Konkurrenzkampf um Plätze im Bayern-Zentrum eingreifen, weil er nach einer Oberschenkel-Operation erst wieder fit werden muss.
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Leon Goretzka ist erneut am linken Oberschenkel verletzt

Fotocredit: SID

Der 24-Jährige, eigentlich prädestiniert für eine Halbposition im 4-3-3, muss sich fortan mit Einsätzen auf einer der Sechser-Positionen abfinden.
Dort hat er jedoch in Thiago, Corentin Tolisso, Javi Martínez, Michael Cuisance und zuletzt auch Joshua Kimmich einiges an Konkurrenz - keine optimale Ausgangsposition für einen Rekonvaleszenten.

Javi Martínez komplett aus der Rotation

Nicht unmittelbar durch Coutinho bedingt, jedoch merklich seltener auf dem Platz steht derweil Martínez - seine kümmerlichen 69 Einsatzminuten in drei Kurzeinsätzen werden lediglich von Cuisance (30 Min.) unterboten.
War der Spanier, vor Tolisso immerhin Rekordeinkauf der Bayern, in der vergangenen Saison noch die 1a-Lösung im 4-3-3 auf der Sechs, ist er nun in der Hackordnung durchgereicht worden - auch, weil Thiago und Tolisso seit dem Coutinho-Transfer im 4-2-3-1 nur noch auf der "Sechs" spielen.
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FC Bayern München | Javi Martinez

Fotocredit: Imago

Wie unzufrieden der Spanier damit ist, stellte beim 6:1 gegen den 1. FSV Mainz 05 recht offen zur Schau.

Coutinho will sich integrieren

Dass Coutinho bei Kovac weiterhin Priorität genießt, davon ist auszugehen. Was auch Elber goutiert. "Ich habe ihn getroffen, er ist ein guter, bescheidener Junge, steht mit beiden Füßen auf dem Boden", sagte der 47-Jährige zuletzt:
"Er hat gesagt, die Sprache ist sehr schwer. Aber er macht trotzdem einen Kurs, das finde ich sehr gut. So zeigt er seinen Mitspielern, ich will einer von euch sein. Ich bin nicht hergekommen, um Geld zu kassieren und dann ab nach Hause nach Barcelona. Ich will von dem Land was mitnehmen."
Am letzten Wiesn-Sonntag nimmt ihn Rummenigge dann auch mal aufs Oktoberfest mit. Nach dem Heimspiel gegen Hoffenheim steht nämlich der obligatorische Team-Besuch der Bayern an.
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Coutinho total begeistert: "Natürlich gehe ich aufs Oktoberfest"

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