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FC Bayern | Joshua Kimmich und die Frage: Mittelfeld oder Rechtsverteidiger?

Florian Bogner

Update 12/09/2019 um 11:20 GMT+2 Uhr

Joshua Kimmich macht sich wichtig: Bei der deutschen Nationalmannschaft ist der Dauerbrenner mittlerweile ausschließlich im Mittelfeld zu finden. Auch beim FC Bayern München nahm Kimmich zuletzt wieder vermehrt einen Platz im Zentrum des Geschehens ein. Der 24-Jährige wurde zudem von Trainer Niko Kovac in den Mannschaftsrat berufen. Im Bayern-Trikot droht Kimmich aber nun eine Hybrid-Rolle.

Joshua Kimmich - FC Bayern München

Fotocredit: Getty Images

Joshua Kimmichs Bekennerschreiben kam aus dem rechten Fußgelenk.
Ein Chip-Pass des deutschen Nationalspielers sezierte am Freitagabend die komplette Elftal, mit seinem Zuspiel auf den rechts gestarteten Lukas Klostermann durchs Herz der Niederländer überspielte Kimmich tatsächlich alle zehn Oranje-Feldspieler. Resultat: Führung für Deutschland durch Serge Gnabry (9.). Und Nachweis, dass Kimmich im DFB-Mittelfeld gut aufgehoben ist.
Für Joachim Löw ist das ohnehin seit der WM 2018 keine Frage mehr: in allen zwölf Länderspielen seit dem blamablen WM-Aus gegen Südkorea spielte Kimmich im zentralen Mittelfeld, jedes Mal über die vollen 90 Minuten (in DFB-Pflichtspielen wurde er ohnehin noch nie ausgewechselt).
Kurzum: Kimmich ist in der Nationalmannschaft immer mehr ins Zentrum des Geschehens gerückt. Das zeigt auch die Tatsache, dass Kimmich mittlerweile oft in DFB-Pressekonferenzen zu Gast ist und meist zu den ersten Spielern gehört, die nach einer Partie zum TV-Interview geschickt werden. Und wenn er im "SZ"-Interview sagt, alle Nationalspieler müssen ab sofort wieder "häufiger ans Limit ran", ist es nicht mehr nur eine Randnotiz. Sondern Gesprächsthema.

Joshua Kimmich: Sein Wort hat bei Bayern Gewicht

Beim FC Bayern München ist das mittlerweile ähnlich: Wessen Wort im Kader des Rekordmeisters am meisten Gewicht hat, zeigt der neu besetzte Mannschaftsrat. Unter Carlo Ancelotti einst abgeschafft, hat Niko Kovac dieses hierarchische Element im Kader nun wiederbelebt.
"Ich habe den Mannschaftsrat wieder eingeführt und so bestimmt, dass er das ganze Team repräsentiert", erklärte Kovac der "Sport Bild".
Neben den drei Kapitänen - Manuel Neuer (33), Thomas Müller (29) und Robert Lewandowski (31) - setzte der Bayern-Coach Thiago (28), David Alaba (27) und als jüngsten des Sextetts eben Joshua Kimmich (24) ein. Letzterer vertrete "die jüngere Generation", sagte Kovac als Begründung.

Kimmichs Wurzeln liegen im Zentrum

Zum wachsenden Einfluss passt, dass Kimmich zuletzt auch bei Bayern wieder vermehrt im Mittelfeld auftauchte. Beim 3:0 gegen Schalke aufgrund des kurzfristigen Thiago-Ausfalls "aus der Not geboren" (Kovac) in die Zentrale beordert, stellte ihn Kovac beim 6:1 gegen Mainz 05 bewusst an der Seite des Spaniers auf die Doppel-Sechs.
Eine Rolle, die sich Kimmich insgeheim von Beginn an im Bayern-Spiel ausgerechnet hatte: im Zentrum des Spiels liegen schließlich seine Wurzeln, hier schaffte er einst bei RB Leipzig den Sprung in den Profi-Fußball.
Sein ehemaliger RB-Trainer Alexander Zorniger bekräftigte kürzlich im "11 Freunde"-Interview Kimmichs Eignung für die Zentrale.
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Serge Gnabry, Joshua Kimmich (FC Bayern München)

Fotocredit: Getty Images

Kimmich als DFB-Kapitän der Zukunft?

"Jo ist ein Sechser, ganz klar. Er muss den Ball haben, er muss am Spiel beteiligt sein. Sonst ist er wie im Käfig gefangen", sagte Zorniger da. Kimmich suche "Lösungen, an die andere Spieler gar nicht denken".
Zudem spiele er "clever, mit Übersicht" und habe "ein herausragendes Stellungsspiel". Zorniger geht sogar so weit, Kimmich für noch höhere hierarchische Sphären ins Gespräch zu bringen:
Er hat Führungsqualitäten und kann der Kapitän der deutschen Nationalmannschaft werden.

Bayern fehlt es an Personal rechts hinten

Bei Bayern hat Kimmichs glorreiche Zukunft im Zentrum jedoch zwei "Aber" anhaften: Zum einen fehlt es den Bayern an entsprechendem Personal, das den 24-Jährigen vollumfänglich auf der rechten Abwehrseite ersetzen könnte: Nach dem Abgang von Rafinha bietet sich einzig Benjamin Pavard für die Rechtsverteidigerposition an. Der Franzose ist jedoch auch als weiterer Innenverteidiger eingeplant.
Im zentralen Mittelfeld wiederum kloppen sich mit Thiago, Corentin Tolisso, Leon Goretzka, Javi Martínez, Michael Cuisance, Philippe Coutinho und Thomas Müller gleich sieben weitere Spieler um maximal drei Plätze.
Dass Kovac Pavard gegen Schalke und Mainz Spielzeit rechts hinten gab, war nachzuvollziehen; gegen Leipzig wird aber wahrscheinlich wieder Kimmich auf seiner angestammten (Bayern-)Position spielen.

Kimmich Top-Vorbereiter auf rechts

"Auf der rechten Seite hat er offensiv unglaubliches Potenzial. Er war dort in den letzten beiden Jahren der beste Scorer. Wenn man ihn dort wegnimmt, verliert man den besten Scorer", hatte der Bayern-Trainer schließlich schon vor dem Mainz-Spiel gesagt:
Deswegen muss man ein gutes Mittel finden. Er wird diese Position nicht endgültig verlassen, dafür ist er zu gut. Er kann immer wieder in der Mitte spielen, aber rechts bringt er verdammt viel mit.
Anders als in der Nationalmannschaft wird Kimmich bei Bayern also wohl oder übel eine Hybrid-Rolle einnehmen: Zum einen punktuell wie im Nationaltrikot (Kroos) einen spielstarken Konterpart (Thiago) im Mittelfeld unterstützen, aber auch weiterhin die 1a-Besetzung rechts hinten mimen.
Für Kovac ist klar: rechts hinten nutzt Kimmich den Bayern generell (noch) mehr als im Mittelfeld. Wohl auch aufgrund Kimmichs Länderspiel-Erfahrungen.
Gegen die Niederlande waren im zweiten Durchgang nämlich auch Abstimmungsdefizite in der Zentrale zu erkennen gewesen. So grätschte Kimmich vor dem 2:3 am entscheidenden Steilpass vorbei. Ein Gegentor, von dem sich Deutschland nicht mehr erholte.
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