Top-Sportarten
Alle Sportarten
Alle anzeigen

FC Bayern München: Die 5 wichtigsten Fragen nach dem Aus von Niko Kovac

Tom Müller

Update 04/11/2019 um 12:19 GMT+1 Uhr

Der FC Bayern München hat sich nach dem 1:5 in Frankfurt von Coach Niko Kovac getrennt und damit auf die anhaltende spielerische Krise der vergangenen Wochen reagiert. Der Zeitpunkt der Entlassung lässt den Verantwortlichen wenig Spielraum und wirft einige Fragen auf. Am Samstag steht zudem der Bundesliga-Gipfel gegen den BVB vor der Tür. Wie geht's beim deutschen Rekordmeister nun weiter?

Niko Kovac und Hansi Flick

Fotocredit: Getty Images

Nun also doch. Am Sonntagabend um 20:52 Uhr veröffentlichte der FC Bayern München einen Bericht auf der vereinseigenen Website mit der Nachricht, die nicht wenige nach der 1:5-Pleite in Frankfurt erwartet hatten: Niko Kovac ist seinen Job als Trainer des deutschen Rekordmeisters los.
Der Klub zieht also die Reißleine nach den enttäuschenden Auftritten in den vergangenen Wochen. Es bestand "Handlungsbedarf" wird Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge in der Pressemitteilung zitiert. Er, Uli Hoeneß und Sportdirektor Hasan Salihamidzic hätten die Entscheidung gemeinsam mit Kovac in einem "offenen und seriösen Gespräch" erörtert und seien zu einem "einvernehmlichen Ergebnis" gekommen. Wobei man davon ausgehen darf, das Kovac bei diesem Gespräch eher nur Zuhörer war.
"Ich denke, dass dies zum jetzigen Zeitpunkt die richtige Entscheidung für den Klub ist", sagte der Geschasste am Ende brav selbst zu seiner Entlassung. Dabei hatte er am Sonntagmorgen noch das Training an der Säbener Straße geleitet.
Knapp eine Woche vor dem Bundesliga-Gipfel gegen Borussia Dortmund tun sich dadurch zwangsläufig Fragen auf. Wie geht es weiter mit den Münchenern - sowohl kurzfristig als auch langfristig? Eurosport.de beantwortet die wichtigsten Fragen.

1.) Wer sitzt in den kommenden Spielen auf der Bank?

Hansi Flick. Der bisherige Co-Trainer (neben dem ebenfalls freigestellten Robert Kovac) wird die Mannschaft als Interimscoach in der kommenden Woche betreuen und damit sowohl am Mittwoch im Champions-League-Heimspiel gegen Olympiakos Piräus als auch am Samstag gegen den BVB auf der Bayern-Bank Platz nehmen.
Flick war erst im vergangenen Sommer nach dem Ausscheiden von Peter Hermann zum FCB gestoßen. Auch auf Kovacs Wunsch hin. "Hansi hat enorme Qualitäten, sowohl fußballfachlich, als auch im menschlichen Bereich", hatte der 48-Jährige zu Saisonbeginn die Entscheidung pro Flick in höchsten Tönen gelobt.
Flick arbeitete von 2006 bis zum WM-Triumph 2014 als Co-Trainer der DFB-Elf an der Seite von Joachim Löw und gilt als gut vernetzt und als Taktikfachmann.
Als Cheftrainer hat der 54-Jährige bislang nur Erfahrung im Amateurbereich. Von 2000 bis 2005 leitete er die Geschicke bei der TSG Hoffenheim und führte den heutigen Bundesligisten in die Regionalliga.
Von 1985 bis 1990 lief Flick bereits als Spieler für den FC Bayern auf, absolvierte unter anderem 104 Bundesligaspiele (5 Tore).
picture

Hansi Flick übernimmt als Interimscoach beim FC Bayern

Fotocredit: Getty Images

2.) Wird Flick eine Dauerlösung?

Schwer abzusehen. Nach dem Duell gegen den BVB steht eine knapp zweiwöchige Länderspielpause an, die Rummenigge und Salihamidzic sicherlich nutzen werden. Sie böte einem neuen Trainer Zeit zur Eingewöhnung an der Säbener Straße.
Bis dahin wird aber Flick die Möglichkeit bekommen, sich zu beweisen. Gegen Piräus können die Münchener mit einem Sieg das Achtelfinale der Champions League fix machen.
Holt Flick auch gegen den BVB einen (überzeugenden) Sieg und haucht dem in den vergangenen Wochen blutleeren Team neues Leben ein, besteht eine reelle Chance, dass er mindestens bis Winter in der Verantwortung bleiben darf. Laut "kicker" soll die Tendenz schon jetzt in diese Richtung gehen - offenbar auch mangels konkreter Alternativen.
picture

"Wirst noch Großes bewegen": So reagieren Schweiger und Co. auf das Kovac-Aus

3.) Wer könnte sofort übernehmen?

Besonders lang ist die Liste an Top-Trainern, die aktuell in keinem Beschäftigungsverhältnis bei einem anderen Klub stehen, nicht. Dass Jupp Heynckes zum vierten Mal die Kohlen aus dem Feuer holen wird, ist ausgeschlossen.
José Mourinho, zweimaliger Champions-League-Sieger mit Stationen bei unzähligen Top-Klubs (u.a. Chelsea, Inter Mailand, Real Madrid), ist seit seiner Entlassung im Dezember 2018 bei Manchester United vereinslos. Allerdings hatte der Portugiese zuletzt wenig Erfolg mit seinen Teams, gilt als schwieriger Charakter, der die komplette Verantwortung für einen Kader braucht und auch nicht davor zurückschreckt, sich mit der Vereinsführung anzulegen, um seine Ideen umzusetzen.
Deutlich besser, zumindest von seiner Art und vom Spielstil her, dürfte da Arsenal-Legende Arsène Wenger passen. Auch der Franzose ist seit Sommer 2018 ohne Job und wurde bereits während der Bayern-Krise im vergangenen Herbst als Nachfolger von Kovac gehandelt. Der 70-Jährige spricht fließend deutsch und hat bereits angekündigt, dass er in Zukunft gerne auf die Trainerbank zurückkehren möchte.
Ebenfalls sofort verfügbar wäre Ex-Juve-Coach Massimiliano Allegri, der laut dem italienischen "Corriere dello Sport" der Top-Kandidat an der Isar sein soll. Allerdings spricht dieser kein Deutsch und nicht besonders gut Englisch. Allegri soll seit seinem Aus bei Juventus im Sommer aber fleißig Englisch lernen - weil er angeblich einen Job in der Premier League anpeilt.

4.) Wer könnte mittelfristig interessant sein?

Der Name, der in den vergangenen Monaten immer wieder im Zusammenhang mit einem Engagement in München fiel, ist Erik ten Hag. Der 49-Jährige, der von 2013 bis 2015 die Bayern-Amateure trainierte steht derzeit bei Ajax Amsterdam unter Vertrag. Ajax-Sportdirektor Marc Overmars verkündete jüngst, dass der Klub bei einer Anfrage des FC Bayern "großzügig" sein würde, was ten Hag angeht. Der Niederländer soll vor allem bei Rummenigge hoch im Kurs stehen, hat aber noch keinen "größeren" Klub trainiert.
Auch Ex-Bayern-Star Mark van Bommel genießt in München hohes Ansehen, leistet bei PSV solide Arbeit und wurde schon mehrfach als Bayern-Trainer der Zukunft genannt. Allerdings fehlt dem ehemaligen Weltklasse-Sechser bislang die große internationale Erfahrung, zuletzt lief es in Eindhoven auch nicht mehr ganz so rund.
picture

Mark van Bommel (Chefcoach von PSV Einhoven)

Fotocredit: Getty Images

Ein weiterer Kandidat ist Mauricio Pochettino, derzeit Teammanager der Tottenham Hotspur. Salihamidzic soll sich schon mehrfach mit dem Argentinier ausgetauscht haben. Allerdings läuft dessen Vertrag in London noch bis 2023 - und er steht bei Real Madrid auf dem Zettel. Auch wenn die Spurs wie die Bayern zuletzt strauchelten (unter anderem 2:7 gegen den FCB), ist es unwahrscheinlich, dass Teambesitzer Daniel Levy zeitnah einer Vertragsauflösung zustimmt.
Laut "kicker" werden zudem Thomas Tuchel (PSG, Vertrag bis 2021), Zinédine Zidane (Real Madrid, 2022) und Xabi Alonso (Real Sociedad B, 2021) in München diskutiert - alle drei sind derzeit aber gebunden.
Wer soll Kovac-Nachfolger bei Bayern werden?

5.) Was muss sich jetzt ändern?

Trotz des 1:5 in Frankfurt steht der FC Bayern auf dem Papier gar nicht so schlecht dar: drei Siege aus drei Spielen in der Königsklasse und Platz vier in der Bundesliga mit "nur" vier Punkten Rückstand auf Tabellenführer Borussia Mönchengladbach. Auch im DFB-Pokal hat man durch den 2:1-Sieg in Bochum das Achtelfinale erreicht und somit, zumindest theoretisch, noch alle Chancen auf das Triple.
Spielerisch tritt die Mannschaft dagegen seit dem 7:2 bei Tottenham auf der Stelle. Nur die Tore von Robert Lewandowski (20 in 16 Pflichtspielen) und gute Leistungen von Manuel Neuer und Serge Gnabry retteten den Rekordmeister in den vergangenen Wochen zu Stolper-Siegen.
"Ich erwarte jetzt von unseren Spielern eine positive Entwicklung und absoluten Leistungswillen, damit wir unsere Ziele für diese Saison erreichen", wird Salihamidzic im Bayern-Bericht zitiert.
picture

Diese Zahlen sorgten für das Kovac-Aus

Vor allem Führungsspieler wie Thiago, Thomas Müller oder Jérôme Boateng sind jetzt gefragt, müssen nicht nur auf dem Platz, sondern auch in der Kabine vorangehen, um die lahmenden Offensiv-Virtuosen Kingsley Coman und Philippe Coutinho wieder in die Spur zu bringen.
Eine 1:5-Pleite sollte auch den Stolz des hochdekorierten Kaders verletzt haben. Gegen Dortmund dürften die Roten deshalb besonders motiviert und auf Widergutmachung aus sein.
Zumindest die Erinnerung an die vergangene Saison macht den Münchenern Mut. Da schossen furiose Bayern den direkten Konkurrenten mit 5:0 aus der Allianz Arena - und legten damit den Grundstein für den späteren Meister-Titel.
picture

Kovac-K.o.! Flick übernimmt beim FC Bayern

Mehr als 3 Mio. Sportfans nutzen bereits die App
Bleiben Sie auf dem Laufenden mit den aktuellsten News und Live-Ergebnissen
Download
Diesen Artikel teilen
Werbung
Werbung