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FC Bayern München | Warum Thomas Müller den Verein verlassen sollte

Thilo Komma-Pöllath

Update 09/10/2019 um 11:40 GMT+2 Uhr

Der LIGAstheniker macht sich in seinem Bundesliga-Blog Gedanken um die Zukunft von Bayerns ehemaligem Aushängeschild Thomas Müller. Der 30-Jährige spielt beim Rekordmeister - dessen Aushängeschild und DNA er einst war - seit Wochen nur noch eine Nebenrolle. Trainer Niko Kovac baut auf andere und unterstreicht dies öffentlich. Müller bleibt nur eine Option: der Vereinswechsel.

Thomas Müller vom FC Bayern

Fotocredit: Imago

Liebe Fußballfreunde,
angenommen, man hätte nichts mitbekommen vom Wochenende des FC Bayern, weil man, nur mal angenommen, selbst seinen letzten Wies'n-Rausch mit allen Faszien zelebrierte, dann kann man heute, anhand der offiziellen Bilder, die die Bayern vom Oktoberfest-Besuch ihrer Mannschaft freigegeben haben, die entstandenen Personalverwirrungen des Klubs mustergültig in Augenschein nehmen.
Keiner reckt seine Maß Bier so offensiv und mit einem so breiten Grinsen dem Fotografen entgegen wie Philippe Coutinho, dessen Zähne so weiß blitzen, dass man gar nicht glauben mag, dass dieser schmächtige Brasilianer imstande ist, die große Identifikationsfigur des FC Bayern einfach wegzubeißen.
Die sitzt, im Körper von Thomas Müller, in einer Box im Käferzelt nebenan und lächelt gequält. Er wirkt auf dem Bild so lustlos, als wolle oder könne er den Maßkrug nicht länger in der Luft halten. Symbolik wohin das Auge reicht.
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Leon Goretzka und Thomas Müller auf dem Oktoberfest - FC Bayern München

Fotocredit: Getty Images

Der letzte große Bayer im Team des FC Bayern wird gerade abgewickelt, so hat es den Anschein und nach der Vertreibung des Klubidols Bastian Schweinsteiger steht den Bayern eine neue Debatte über das eigene Selbstverständnis ins Haus. Es müllert nix mehr in München.

Spiel und Vertrauen verloren

Auch gegen Hoffenheim saß der unorthodoxe Überraschungsfußballer Müller von Beginn an auf der Bank, zum fünften Mal in Folge. Für ihn spielte "Zahnfee" Coutinho, der millionenteure Neuzugang, wieder einmal.
Nach einer Stunde durfte auch Müller ran, man könnte also sagen ein ganz normaler Spieltag, mit Ausnahme der Münchner Heimniederlage. Für Müller aber scheint am Samstag mehr verloren gegangen zu sein als nur ein Spiel - das Vertrauen in den eigenen Trainer.
In den 60 Minuten auf der Ersatzbank dürfte für Müller die Einsicht gewachsen zu sein, dass er hier, bei seinen geliebten Bayern, in Zukunft wohl nur noch den Notnagel geben darf. Anders konnte man die Ausführungen seines Trainers Niko Kovac vor dem Hoffenheim-Spiel gar nicht verstehen.
Selbst wenn der Trainer in der für die Bayern so wichtigen Personalie nicht diplomatisch genug war, so meinte er doch was er sagte. Sonst hätte er es doch ganz anders formuliert. Müller werde, "wenn Not am Mann sein sollte, noch seine Minuten bekommen. Die wenig respektvolle Wortwahl, noch dazu der Konjunktiv – nach diesem Satz müsste Kovac Müller gar nicht mehr bringen, auch das steckt in diesen fünf Worten drin.
Jetzt hat es ausgerechnet Müller, dieser Karl Valentin des deutschen Fußballs, der einzige, der mit seinem Schmäh als bodenständiges Korrektiv dieser Übertriebenheitsbranche empfunden wurde, die Sprache verschlagen.
Sollte Thomas Müller mehr Einsatzzeit beim FC Bayern bekommen?

Müller ist die DNA des Klubs

17:37 Uhr vermeldete das Brancheninnungsblatt "Kicker", habe Thomas Müller die Mixed Zone in der Allianz Arena nach dem Hoffenheim-Spiel verlassen. Das waren exakt 19 Minuten nach Abpfiff. Geduscht kann er nicht haben in der kurzen Zeit.
Es gebe nichts zu sagen, sagte Müller auf Englisch, und zog dann wortlos am Journalistenspalier vorbei. Dass Müller einmal nicht seinen humorigen Senf dazugeben will, ist selten genug. Vor ziemlich genau einem Jahr hatte seine Ehefrau Lisa via Instagram einmal gegen Kovac gestänkert, weil der schon damals keine große Lust hatte auf Müller.
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Nach Hoffenheim-Frust: Bayern-Stars feiern auf der Wiesn

Das Thema wurde groß, Frau Müller entschuldigte sich, bald darauf spielte ihr Mann wieder regelmäßig. Thomas gehe sehr, sehr gut mit der Situation um, erklärte Sportdirektor Salihamidzic nach Hoffenheim, der es offenbar bevorzugt, dass sein mündigster Spieler im Kader lieber die Klappe hält.
Dass Müller qua Herkunft, sportlicher Sozialisation und als Fanidol nicht irgendein Bayern-Spieler ist, ist dem Sportdirektor offensichtlich egal. Auch Vorstandsboss Rummenigge, der sich immer mal wieder als Müller-Fan outete und große Sympathien äußerte, wenn Müller immer spielte, weil er für die DNA des Klubs unersetzlich sei, blieb am Wochenende stumm.
Müller unersetzlich? Das ist vorbei.
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Kovac relativiert brisante Müller-Aussage

Eindruck: Der Müller kann gehen

Es verfestigt sich der Eindruck, dass der globalisierte Coutinho-Thiago-Tolisso-Coman-Lewandowski-FC Bayern die Dienste des bayerischen Originals Thomas Müller nicht mehr bedürfe.
Der Müller hat seine Schuldigkeit getan, der Müller kann gehen.
Das sollte er dann auch, am ersten Januar öffnet das nächste Wechselfenster. In Mailand wie in Manchester besteht nach wie vor großes Interesse an dem 30-Jährigen, wie man hört. Ein letzter großer Vertrag, für den Mann mit dem Schmäh, dem das Grinsen in München vergangen ist.

Zur Person Thilo Komma-Pöllath:

Der Sportjournalist und Buchautor ("Die Akte Hoeneß") beleuchtet in seinem wöchentlichen Blog "Der LIGAstheniker" das Geschehen in der Fußball-Bundesliga für Eurosport.de. Oft skeptisch, ironisch, kritisch - aber einer muss schließlich den Ball flach halten.
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