Drei Dinge, die bei Bayern gegen Gladbach auffielen: Ein Not-Experiment geht schief

Der ersatzgeschwächte, auf etlichen Positionen veränderte FC Bayern kassiert zum Rückrundenauftakt eine bittere 1:2-Niederlage gegen Borussia Mönchengladbach. Ein Not-Experiment scheiterte aufseiten der Münchnern ganz besonders, ein Rekord-Juwel hingegen zeigte verheißunsvolle Ansätze – und die Fohlen wurden ihrem Ruf als FCB-Schreck abermals gerecht. Drei Dinge, die auffielen.

Julian Nagelsmann

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Julian Nagelsmann musste gegen Borussia Mönchengladbach aufgrund von Corona, Afrika-Cup-Abstellungen und Verletzungen auf sage und schreibe 13 Profis verzichten.
Trotzdem bekam der Bayern-Trainer eine namhafte erste Elf zusammen, ein Team, um das die Münchner laut Gladbachs Christoph Kramer von allen anderen Bundesligisten beneidet werden dürften.
Nach einer starken Anfangsphase und der verdienten Führung durch Robert Lewandowski (18.) ließen die Hausherren allerdings die Zügel schleifen und die Fohlen zurück ins Spiel kommen. Binnen weniger Minuten drehte die Elf vom Niederrhein dank Treffern von Florian Neuhaus (27.) und Stefan Lainer (31.) die Partie noch vor der Pause.
Der Sieg über den Dauerdominator aus dem Süden bedeutete einen neuen Bundesliga-Bestwert, ein Langzeitverletzter musste bei den Hausherren plötzlich in ungewohnter Rolle ran – und fühlte sich merklich unwohl. Aber es gab auch einen bayrischen Lichtblick: Eigengewächs Paul Wanner ließ seinen anspruchsvollen Coach ins Schwärmen geraten.
Drei Dinge, die auffielen:

1. Gladbach jetzt alleiniger Bayern-Angstgegner

Bereits zum 108. Mal kam es im deutschen Oberhaus zum Duell Bayern gegen Gladbach. Nur gegen Werder Bremen spielten die Münchner in der Bundesliga noch häufiger (110). Bis zum Freitagabend hatten sich die Fohlen und die Hanseaten einen Bestwert geteilt.
Keinem anderen Klub gelangen mehr Siege gegen die Münchner als ebenjenen beiden Traditionsvereinen (jeweils 26). Dank des 2:1, dem 27. Erfolg, grüßen die Gladbacher nun als alleiniger FCB-Rekordbezwinger von der Spitze.
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FC Bayern - Borussia Mönchengladbach

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Doch damit nicht genug: Obwohl die Mannschaft von Trainer Adi Hütter in der laufenden Saison bislang weit hinter ihren Möglichkeiten bleibt, war für den Rekordmeister und Tabellenführer in dieser Spielzeit nichts gegen Gladbach zu holen.
Am ersten Spieltag stand im Borussia Park ein schmeichelhaftes 1:1 aus Sicht der Bayern zu Buche, Ende Oktober setzte es ebenda ein peinliches 0:5 im DFB-Pokal. Dass es gegen Gladbach häufig nicht allzu gut läuft, war auch Thomas Müller nicht entgangen. "Gladbach ist in dieser Saison nicht unser Lieblingsgegner, grundsätzlich in den letzten Jahren nicht."
Stimmt: Die Bayern gewannen nur drei der vergangenen neun Aufeinandetreffen (fünf Niederlagen, ein Remis).

2. Ein Not-Experiment scheitert

Der Volksmund sagt: "Not macht erfinderisch". Nagelsmann musste aufgrund der prekären Personallage tatsächlich zum Erfinder mutieren und in die taktische Trickkiste greifen.
Sein größtes Experiment war sicherlich, den gelernten Mittelfeldmann Marcel Sabitzer auf die Position des Linksverteidigers zu berufen. Nagelsmann erklärte zwar im Vorfeld der Partie, dass er den Österreicher zu RB-Leipzig-Zeiten schon einmal auf dem defensiven Flügel eingesetzt habe, sonderlich firm ist Sabitzer in dieser Rolle allerdings nicht.
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Marcel Sabitzer

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Das äußerte sich während des Spiels auf eklatante Art und Weise. Gladbach fuhr fast alle Angriffe über Sabitzers Seite, der 27-Jährige wirkte bisweilen heillos überfordert. In der Entstehung des Ausgleichs verteidigte er viel zu zurückhaltend, auch in der Offensive wusste der ehemalige Leipziger nicht zu überzeugen. 29 Ballverluste zählten die Statistiker, die meisten aller Bayern-Spieler.
Wer mag es ihm verdenken? Sabitzer laborierte vor der kurzen Winterpause wochenlang an einer Wadenverletzung, stand letztmals Mitte November in der Startelf. Die Mischung aus langer Abstinenz, fehlender Spielpraxis und ungewohnter Position war offensichtlich etwas zu viel.
"Bei ihm hat man schon gesehen, dass er zehn Wochen nicht gespielt hat", sagte Nagelsmann nach der Partie und schob nach: "Dann kannst du nicht erwarten, dass er 35 Mal die Linie rauf und runterläuft, er war nach 60 Minuten mausetot."

3. Ein Rekord-Juwel gibt seine Visitenkarte ab

Gestatten, Wanner – Paul Wanner. Nur echte Bayern-Insider dürften vor dem Spiel gewusst haben, um wen sich dabei handelt. Wanner kommt üblicherweise in der U19 der Bayern zum Einsatz, aufgrund seines Alters dürfte er sogar noch in der U17 auflaufen.
Mit der U17 des DFB weilte Wanner jedenfalls dieser Tage in Spanien im Wintertrainingslager, ehe die Bayern mit einer aufwendigen Rückholaktion gewährleisteten, dass er und sein Teamkollege Arijon Ibrahimovic den dezimierten Kader auffüllen konnten.
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Paul Wanner und Julian Nagelsmann

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Das Youngster-Duo fuhr am Mittwochabend zunächst aus Andalusien rund fünf Stunden mit dem Auto nach Madrid, verbrachte dort eine kurze Nacht, um morgens in den ersten Flieger in die bayrische Landeshauptstadt zu steigen.
Es sollte sich zumindest für Wanner lohnen. In der 75. Spielminute ersetzte er Marc Roca und avancierte mit 16 Jahren und 15 Tagen zum jüngsten Spieler der Klub- und zum zweitjüngsten Spieler der Bundesligageschichte (nur Dortmunds Youssoufa Moukoko war noch jünger).
Doch damit nicht genug: Wanner hinterließ gleich einen bleibenden Eindruck, reihte sich nahtlos in die Münchner Offensivbemühungen ein. Der gebürtige Regensburger gewann 60 Prozent seiner Zweikämpfe, zeigte mutige Dribblings und schlug brauchbare Flanken.
Kein Wunder, dass Nagelsmann im Nachgang ins Schwärmen geriet. Auf Wanners Darbietung angesprochen, sagte er auf der Pressekonferenz: "Das habt ihr ja selbst gesehen. Wenn er im Kopf klar bleibt, dann stehen ihm Tür und Tor offen. Er ist ein unfassbares Talent, sehr schnell, ballsicher und mutig."
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Quelle: Eurosport

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