FC Bayern - Roca, Tolisso und Co. spielen sich ins Rampenlicht: Bayerns Reservisten mucken auf

Bevor er die Rückreise nach München antrat, wollte Julian Nagelsmann noch eine wichtige Information loswerden.

Gerade hatte der Kölner Kollege Steffen Baumgart über die Details seines Textiltauschs mit Bayern-Kapitän Manuel Neuer Auskunft gegeben. Dabei hatte Baumgart ("Von Manu will ich schon seit sehr langer Zeit ein Trikot haben") den grünen Torwartdress von Neuer abgestaubt. Der Nationalkeeper ("Die Kappe ist schon legendär") bekam von seinem Bewunderer im Gegenzug dessen berühmte Schiebermütze in die Hand gedrückt. Ein Zuwachs für die Neuer’sche Garderobe, zu dem FCB-Coach Nagelsmann beim Verlassen des Kölner Stadions dann berichtete: "Die steht ihm auch gut, übrigens."

Gut zu Gesicht stand dem gesamten Ensemble aus dem Freistaat das klare 4:0 in der Domstadt, an dem übliche Verdächtige wie Robert Lewandowski (drei Treffer) oder Thomas Müller (zwei Torvorlagen) erheblichen Anteil hatten – bei dem aber auch Akteure aus der zweiten Münchner Garde auf sich aufmerksam machten.

Besonders nachdrücklich gelang dies dem französischen Nationalspieler Corentin Tolisso – nicht nur wegen seines technisch erstklassigen Treffers zum 2:0 Mitte der ersten Halbzeit, mit dem er die schönste Kombination der Gäste in der gesamten Partie krönte.

Die starke Leistung des 27-Jährigen im defensiven Mittelfeld war seinem Vereinscoach natürlich nicht entgangen. Schon vor der Dienstreise ins Rheinland hatte Nagelsmann deutlich gemacht, dass er Tolisso gerne auch über diese Saison hinaus an der Säbener Straße trainieren würde.

Dessen 75-minütiger Auftritt in Köln unterstrich diese Einschätzung vehement, Nagelsmann betonte nun: "Er ist ein sehr guter Spieler, von dem ich sehr viel halte."

Der Vertrag dieses sehr guten Spielers läuft allerdings aus, und die französische Sporttageszeitung "L’Équipe" berichtete kürzlich, es habe seitens der Bayern bislang keinerlei Versuche gegeben, Tolisso längerfristig zu binden. Der aus der Weinbauregion Beaujolais stammende Mittelfeldakteur, im Sommer 2017 von Olympique Lyon zum deutschen Rekordmeister gewechselt, tendiere demnach zu einer Fortsetzung seiner Karriere in Spanien oder England.

Der Spieler sei "alt genug", um seine Zukunft zu klären, fiel Nagelsmann dazu nach dem Sieg am Samstag ein, zugleich machte der 34-Jährige seine Sicht der Dinge sehr deutlich: "Ich bewerte das alles sportlich – und sportlich hat er eine große Bedeutung für uns. Und natürlich würde man gerne mit seinen Spielern weiterarbeiten, das ist ganz normal."

Ganz ähnlich äußerte sich Schlussmann Neuer. "Er ist ein feiner Fußballer, hat einen guten Abschluss und ein gutes Gefühl fürs Spiel", listete er Tolissos Qualitäten auf und sprach sich indirekt für eine Vertragsverlängerung mit dem Franzosen aus: "Es ist wichtig, dass wir gute Spieler haben."

Tolisso konnte sich zuletzt wegen der langwierigen Patellasehnen-Probleme von Leon Goretzka beweisen. Aufgrund der personellen Engpässe – bei Linksverteidiger Alphonso Davies, zuletzt mit dem Corona-Virus infiziert, wurden gerade Anzeichen einer leichten Herzmuskelentzündung festgestellt, der Kanadier fällt länger aus – traten die Münchner, wie schon beim 1:2 zum Rückrundenstart gegen Gladbach, in Köln mit der ungewohnten Außenverteidiger-Kombination Joshua Kimmich und Marcel Sabitzer auf.

Sabitzer wirkte dabei deutlich sicherer als noch gegen Gladbach. Und auch bei Marc Roca, der an der Seite von Tolisso wieder Kimmichs Sechser-Position einnahm, zeigt die Leistungskurve klar nach oben. Der 25-jährige Spanier war präsent, zweikampfstark – und rechtfertigte das Vertrauen, das Nagelsmann in ihn gesetzt hatte.

Nach einer schwierigen ersten Spielzeit beim FCB mit nur 13 Einsätzen wurde Roca vor Saisonbeginn von einer Knöchelverletzung weit zurückgeworfen. Als er dann kurz vor Weihnachten beim 5:0 in Stuttgart zu seinem ersten Startelfeinsatz in dieser Runde kam, sprach ihm Nagelsmann anschließend vor versammelter Mannschaft ein Sonderlob aus.

Damals lobte der Trainer sowohl Rocas menschliche Qualitäten wie auch sein "Riesenherz" – und betonte: "Ich liebe solche Spieler." Eine offen bekundete Zuneigung, die der gebürtige Katalane dem Oberbayern Nagelsmann nun auch in Köln wieder ein Stück weit zurückgab.