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Bundesliga-Kolumne: Ist Eintracht Frankfurt jetzt der große Titelrivale für den FC Bayern München?

Thilo Komma-Pöllath

Update 23/01/2023 um 12:20 GMT+1 Uhr

Neues Jahr, neuer Rivale? Eintracht Frankfurt setzt seine Serie fort und klettert in der Bundesliga nun schon bis auf Rang zwei - kann die SGE den FC Bayern München im Titelrennen ärgern? Der Europa-League-Sieger hat sich in den letzten Jahren besser entwickelt als jeder andere deutsche Klub und könnte dem FCB auch im direkten Duell die Grenzen aufzeigen. Ein Kommentar von Thilo Komma-Pöllath.

Eintracht Frankfurt jubelt mit Mario Götze, Sebastian Rode, Kevin Trapp

Fotocredit: Getty Images

Liebe FußballfreundInnen,
kaum ist die Bundesliga zurück, zeigt sie auch schon ihre ganze Einfallslosigkeit. Und wieder diskutiert man das ewig gleiche Überthema, das man schon seit zehn Jahren diskutiert, obwohl auch 2023 die Antwort längst gegeben ist. Nein, liebe Liga, diesen Bayern kann hierzulande absehbar niemand gefährlich werden. Und daran ändert auch der 16. Spieltag nichts.
Tatsächlich könnte man in der Berichterstattung den Eindruck bekommen, als hätte man ihn endlich gefunden, den Bayern-Rivalen auf Augenhöhe, der über die Gesamtlaufzeit einer ganzen Saison den Bayern Paroli bieten könne.
"Eintracht Frankfurt erster Bayern-Verfolger", titelt Sportschau.de nach dem Sieg gegen Schalke. "SGE jetzt Bayern-Jäger", weiß Spox. Aus dem Stand wird eine Rivalität herbeiphantasiert, die es bisher nicht gegeben hat. Und auch nur deshalb, weil die Eintracht den zweiten Tabellenplatz ganz neu übernommen hat – punktgleich mit Union Berlin und dem SC Freiburg.
Gut, der Abstand zu den Bayern ist immer noch groß (5 Punkte), aber der Phantasie keine Grenzen gesetzt, wenn man seinem Publikum endlich wieder eine konkurrenzfähige Liga verkaufen will. Vermutlich stimmt, was Uli Hoeneß im TV-Studio in einer Selbstgewissheit erklärt, als wäre es ein Naturgesetz, dass man natürlich wieder Deutscher Meister werde und was der Rest so mache, dafür interessiere man sich einfach nicht.

Yann Sommer - das kann nur Bayern

In diesem Selbstverständnis badet der FC Bayern nun schon seit einer Dekade und länger und für dieses Selbstverständnis, wenn es wirklich noch eines Beweises bedurft hätte, war das Theater um Yann Sommer das beste Beispiel. Wenn sich der eigene Torhüter verletzt, dann nehmen wir nicht unseren Ersatztorhüter, sondern kaufen bei der Konkurrenz einfach den zweiten besten Torhüter der Liga ein, koste es, was es wolle, gegen jede Kritik und alle Widerstände.
Der Gesamttransferwert in der Personalie Sommer wird sich auf rund 20 Millionen Euro belaufen (inklusive Ablöse und Gehalt), das kann kein anderer deutscher Klub leisten. Und solange sich daran nichts ändert, sind die herbeiphantasierten Konkurrenzen mit dem BVB, Leipzig oder jetzt der Eintracht reine Placebo-Diskussionen: mehr Wunsch als Wirklichkeit.

Frankfurt, eine deutsche Spitzenmannschaft!?

Dabei will ich das, was der ewig unaufgeregte Oliver Glasner in Frankfurt macht, gar nicht kleinreden. Im Gegenteil: Keine andere Bundesliga-Mannschaft hat sich in den letzten knapp zwei Jahren sportlich so positiv entwickelt wie Frankfurt. Das, was Adi Hütter und Fredi Bobic nur angefangen haben, wollen Glasner und der neue Sportdirektor Markus Krösche offenbar perfektionieren. Heißt: Eine deutsche Spitzenmannschaft werden.
Neun Siege in 16 Ligaspielen und ein Selbstbewusstsein, das sich nicht über Nacht einstellt, sondern das durch den Europa League-Sieg im letzten Jahr und dem Erreichen des Champions League-Achtelfinales gegen Neapel (Hinspiel in vier Wochen) gespeist ist. Da ist ein Bewusstsein gewachsen, wie anders könnte Jesper Lindström tun, was er gegen Schalke getan hat. Sein Tor zum 1:0, dieser unwiderstehliche Sprint, diese Geschwindigkeit und Entschlossenheit, der überlegte, technisch feine Abschluss – da wehte den Fan mehr als einen Hauch von großer Fußballwelt an. Das war internationale Spitze!

Den Bayern die Grenzen aufzeigen

Nur, was heißt das jetzt? Die Eintracht kann Meisterschaft? Die SGE wird gar Meister? Wohl kaum! Während die Frankfurter am oberen Leistungslimit spielen, haben die Bayern im Laufe der Saison schon viele Punkte überraschend liegen gelassen, dennoch liegen sie fünf vorne.
Die Limits der Bayern liegen auf einem anderen Feld. Was nicht heißt, dass man ihnen nicht die Grenzen aufzeigen könnte. Punktuell, als Vorwarnung für die Zukunft, als Antwort auf Hoeneß‘ TV-Studio-Arroganz. Kommenden Samstag zum Beispiel, 18:30 Uhr in München (und hier im Liveticker). Bin gespannt!

ZUR PERSON THILO KOMMA-PÖLLATH:

Der Sportjournalist und Buchautor ("Die Akte Hoeneß") beleuchtet in seinem wöchentlichen Blog "Der LIGAstheniker" das Geschehen in der Fußball-Bundesliga für Eurosport.de. Oft skeptisch, ironisch, kritisch - aber einer muss schließlich den Ball flach halten.
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Eintracht-Coach Glasner: "Schalke hat mir fast besser gefallen"

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