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FC Bayern gegen BVB: So bereitet Tuchel den FCB auf das Top-Spiel gegen Dortmund vor - "Aufstellung wird unfair"

Florian Bogner

Update 01/04/2023 um 11:18 GMT+2 Uhr

Es ist schon eine Ironie des Schicksals, dass Thomas Tuchel in seinem ersten Spiel als Trainer des FC Bayern München gleich auf seinen Ex-Klub Borussia Dortmund trifft. Am Tag vor dem Spitzenspiel der Bundesliga gibt sich der neue Bayern-Coach auf der Pressekonferenz vielschichtig und viel von seinen Erlebnissen der letzten Tage preis. In Sachen Aufstellung baut er schon mal Kritik vor.

Duell mit dem BVB: Tuchel kündigt "unfaire Aufstellung" an

Tuchel sieht ein bisschen müde aus, als er am Freitag an der Säbener Straße zur Pressekonferenz Platz nimmt. Das schwarze Cäppi hat der 49-Jährige tief in die Stirn gezogen, der Trainingsanzug mit dem Bayern-Emblem auf der linken Brust signalisiert Arbeitseifer: Es gibt viel zu tun.
Es sei nach wie vor "eine große Freude, hier zu sein", berichtet der Bayern-Trainer über die erste Woche als Feuerwehrmann. Der Auftrag: Er, Thomas Tuchel, soll den FC Bayern wieder aufs Gleis setzen, ausrichten aufs Triple, bestehend aus Meisterschaft, Pokalsieg und Champions-League-Triumph.
"Tempus fugit", sagt der Lateiner - Zeit fliegt. In etwa so muss Tuchel seine erste Woche an der Säbener Straße vorgekommen sein. "Work, eat, sleep - repeat", so sah sein Tagesablauf aus, schildert er: "Ich wollte so viel aufsaugen wie möglich in der kurzen Zeit. Es war sehr anspruchsvoll, ich war abends gut müde."
Eben weil der Tag auch nur eine begrenzte Anzahl an nutzbaren Stunden hat. Dazu kam die Länderspielwoche und der Umstand, dass die meisten Profis erst am Donnerstag wieder zur Verfügung standen. "Trainingsmäßig fühlt es sich so an, als hätte es nur einen Tag geben. Bei allem anderen hat es sich angefühlt wie ein Monat Arbeit", meinte Tuchel.
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Tuchel sucht Gespräch mit Hoeneß

Kaum Zeit hatte der 49-Jährige seit seinem Amtsantritt vergangenen Samstag, um die Größe des Klubs und die Bedeutung seines Auftrags zu überreißen. Ein persönliches Treffen mit dem Übervater des Klubs, Aufsichtsrat Uli Hoeneß, habe es gegeben, erzählte er frei. "Ich wollte ihn wissen lassen, dass ich mein Bestes gebe, um gut auf seinen Klub aufzupassen", so Tuchel.
Es sei ein "ungewöhnlicher Zeitpunkt, in so einen Klub zu kommen, aber jetzt ist es nun mal so", sagt er. Förmlich reingeworfen wurde er in den Kampf um drei Titel, die man in München nur allzu gerne holen würde, spät in der Saison, direkt vor den richtungweisenden Spielen gegen Borussia Dortmund (Meisterschaft), SC Freiburg (Pokal) und Manchester City (Champions League).
"Es sind die Wochen der Wahrheit. Ab April wird die Luft dünn, da zählt jeder Schritt bei den Vereinen, die sich über Titel definieren. Es entsteht ein großer Druck, aber auch ein großer Anspruch", sagt er. Das Beste sei, "das anzuerkennen und damit umzugehen".
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Tuchel und seine Münchner Vergangenheit

Während der knapp halbstündigen PK gibt sich der neue Bayern-Trainer vielschichtig: Mal bleibt er charmant oberflächlich, mal geht er nachdenklich ins Detail. "Ganz dünnes Eis!", ruft er zudem einen Journalisten scherzhaft zu, als der ihn auf seinen anstehenden 50. Geburtstag anspricht.
Locker wird’s, als er auf seine Münchner Fußballvergangenheit angesprochen wird. Tuchel lebte einst in einer WG in Schwabing, kickte in einer Freizeitliga für den "FC E-Garten". Eine "glorreiche Karriere" habe er in der Royal Bavarian Liga hingelegt, meinte er flachsend.
"Mit Freunden kicken - es gibt für uns halt nichts Schöneres. Ich verbinde da noch viel damit, kann mich aber auch an ein Spiel erinnern, in dem ich mich selbst ausgewechselt habe, weil ich das Gefühl hatte, ich bin der Hemmschuh und es läuft besser ohne mich. Das war nicht so schön", sagte er.
Als er damals in der Nachwuchsabteilung des FC Augsburg trainierte, sei er "jahrelang an der Allianz Arena vorbeigefahren". Nun "Teil von so einem Klub zu sein, gibt mir viel Energie. Ich spüre, dass es mein Leben deutlich bereichert. Es ist verrückt, dass man plötzlich die Gelegenheit hat, so einen großen Verein zu trainieren", erklärt Tuchel.
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Tuchel und Watzke: Bruch nach dem Bombenanschlag

Dass es direkt mit dem Duell mit seinem Ex-Klub Borussia Dortmund losgeht, ist Ironie des Schicksals. "Die Bedeutung ist mir sehr wohl bewusst", sagt Tuchel. Natürlich kam am Freitag auch sein Verhältnis mit den Dortmundern zur Sprache. 2017 war er mit dem BVB Pokalsieger geworden, nur wenige Monate nach dem zum Glück fehlgeschlagenen Attentat auf den Mannschaftsbus musste Tuchel damals dennoch seine Koffer packen.
Das Verhältnis zu Klubboss Hans-Joachim Watzke war nach dem 11. April 2017 nachhaltig gestört. Tuchel hätte sich damals "mehr Zeit" gewünscht, das Trauma zu verarbeiten. Watzke stellte sich auf die Seite der UEFA, die das Champions-League-Spiel gegen die AS Monaco (2:3) schon am nächsten Tag durchführen wollte und das auch durchsetzte.
"Es ist besser, wir lassen es ruhen", meint Tuchel, am Freitag darauf angesprochen. "Es ist sechs Jahre her und es macht wenig Sinn, den Bodensatz öffentlich nochmal aufzurühren." Dennoch spricht er weiter. "Natürlich hatten wir unterschiedliche Meinungen und natürlich war dieser Tag ein ganz maßgeblicher Tag, den ich auf eine komplett andere Weise erlebt habe als er", gibt er Einblick.
"Der Hauptunterschied bei der Sache war, dass ich ihn im Bus erlebt habe und andere Verantwortungsträger bei Borussia Dortmund haben ihn nicht im Bus erlebt und deshalb haben wir eine komplett unterschiedliche Auffassung von diesem Tag."
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Tuchel will Sicherheit vermitteln

Froh ist Tuchel drum, dass es bei Bayern erstmal nur um Fußball geht. Die Trainingswoche sei gut gelaufen, es ging aber auch zunächst nur darum, "sich kennenzulernen. Ich hatte das Gefühl, das jeder Bock draufhat, jeder möchte sich zeigen."
Nach turbulenten Tagen mit der Entlassung von Nagelsmann wollte er sich "unverfälscht mein eigenes Bild machen", aber auch nicht gleich an zu vielen Stellschrauben auf einmal drehen. "Es war eine unruhige Woche, eine überfrachtete. Deswegen ist weniger mehr."
Die Spieler sollten eher Vertrauen denn Unsicherheit verspüren. "Wir wollen der Mannschaft das Gefühl vermitteln, dass alles gut es und es keiner großen Maßnahmen bedarf."

Tuchel spricht von "unfairer Aufstellung"

Wer spielt, hat er schon im Kopf, fühlt sich dabei aber nicht ganz wohl. "Es wird eine sehr unfaire Aufstellung werden morgen, weil mir natürlich die Eindrücke fehlen und ich auch die letzten Spiele nicht tot analysieren wollte", sagt er.
Der Schlüssel zum Sieg gegen den BVB läge "im Vertrauen in uns selbst". Stärken stärken, so das Motto. Und Gefühle entfachen. Denn: "Runtergedimmt kriegen wir das morgen nicht hin. Wir brauchen Emotionalität, das wird ein heißes Match."
Tuchel appelliert aber auch an seine neuen Spieler, sich maximal einzubringen. "Wenn du beim FC Bayern unterschreibst, erfordert das mentale Stärke und einen außergewöhnlichen Sportsgeist. Das hat nicht jeder", sagt er.
Die Akteure müssen dabei "gar nicht ans große Ganze denken, sondern nur: Wie nutze ich den Tag, um mich ans Limit zu bringen?"
"Carpe diem" sagt der Lateiner dazu. Weil die Zeit eben nur so fliegt.
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