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FC Bayern vs. BVB - Terzic pusht: Die Dortmunder und die Chance ihres Lebens

Florian Bogner

Update 31/03/2023 um 15:50 GMT+2 Uhr

Borussia Dortmund fiebert dem Spitzenspiel der Bundesliga beim FC Bayern München entgegen. Ein Statementsieg in der Allianz Arena, das wär's - nur leider blickt der BVB nach einer Dekade erdrückender Bayern-Dominanz auf eine wahre "Horrorserie" in München zurück. Trainer Edin Terzic weiß die Situation deshalb gut einzuschätzen - und doch hoffen sie beim BVB alle auf ein Ende der Tristesse.

Terzic selbstbewusst: "Wollen beweisen, dass wir anders sind"

Jonas Hofmann wandte sich mit ausgebreiteten Armen der Nordtribüne zu und ließ sich vom schwarz-gelben Anhang gebührend feiern.
So eben hatte ihm Sokratis Papastathopoulos einen weiten Flugball perfekt in den Lauf gelegt und Hofmann ließ sich die Chance nicht entgehen: aus 14 Metern überwand er Manuel Neuer kaltschnäuzig - 3:0 für Borussia Dortmund in der Allianz Arena gegen den FC Bayern München, Game over.
Das Bundesliga-Spiel am 12. April 2014 ist aus heutiger Sicht aus zweierlei Gründen als historisch einzuordnen: Zum einen war es bis dato der höchste Sieg von Jürgen Klopp in einem direkten Trainer-Duell mit Pep Guardiola, zum anderen war es der bis dato letzte BVB-Sieg in einem Bundesliga-Spiel in München.
Randnotiz: Er war unbedeutend, Bayern stand damals schon als Meister fest.

Acht Klatschen für den BVB

Seither gab es acht Spiele mit meist höherer Brisanz in München, achtmal ging Bayern als Sieger vom (eigenen) Platz - lediglich im DFB-Pokal-Halbfinale der Saison 2016/17 (3:2) konnte Dortmund nochmal in der Allianz Arena feiern, mit Trainer Thomas Tuchel, übrigens. Ansonsten war da: Tristesse pur.
1:2, 1:5, 1:4, 0:6, 0:5, 0:4, 2:4, 1:3 (6:33 Tore) lauten die Kennzahlen der "Horrorbilanz", wie sie Ex-BVB-Manager Michael Zorc bereits 2019 nannte und die dem BVB-Anhang für das Spitzenspiel am Samstag (18:30 Uhr im Liveticker) nichts Gutes erahnen lassen.
Und so ist das Top-Spiel für BVB-Trainer Edin Terzic auch ein ständig wechselnder Blick zwischen Horizont und Rückspiegel. Die in der letzten Dekade vom FC Bayern zur Schau gestellte Dominanz fungiert als recht stabiles Gaffer Tape für allzu weit aufgerissene BVB-Münder.
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Terzic weiß den BVB "richtig einzuschätzen"

"Wir sehen uns immer noch in der Position des Jägers, weil wir nicht vergessen dürfen, was im letzten Jahrzehnt in deutschen Fußball passiert ist", sagte Terzic am Freitag: "Wir stecken immer noch mitten im Umbruch, mitten in der Entwicklung. Das will vor dem Spiel keiner hören, ich weiß. Aber wir wissen unsere Situation einzuschätzen."
Zum "richtig einschätzen" gehört aber auch die Tatsache, dass Dortmund seit der WM zehn Punkte auf die Bayern aufgeholt und just vor dem direkten Duell die Tabellenspitze erklommen hat.
"Wir sind in einem richtig guten Lauf. Wir haben es geschafft, einige Dinge abzustellen und füreinander Fußball zu spielen", hielt auch Terzic auf der Pressekonferenz fest: "So hoffe ich auch, dass wir morgen den Fußball, den wir die letzten Wochen gespielt haben, 'gebäudeunabhängig' zeigen können."
Ein sperriges, stark versachlichtes Wort für "den Bayern im eigenen Haus die Lederhosen ausziehen".
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BVB und die Probleme in Top-Spielen

Doch Terzic weiß um die Gefahren. Zum einen gibt auch ein Sieg in München längst nicht die Garantie dafür aus, am Ende die Meisterschale in den Händen zu halten.
Zum anderen lautet Dortmunds Saisonziel weiterhin "Champions-League-Platz", der Blick ist also eher auf Rang fünf denn auf Rang eins gerichtet, auf den man, das weiß Terzic natürlich "aktuell acht Punkte Vorsprung" hat.
Diese Saison hat Dortmund außerdem bei RB Leipzig (1:2), als mit Marco Rose ebenfalls ein Ex-BVB-Trainer frisch installiert wurde, und in der Königsklasse beim FC Chelsea (0:2) auf Top-Top-Top-Level unterperformt.
"Daraus möchte ich lernen", sagte Terzic und wies seine Mannschaft an, sich eher am Hinspiel gegen die Bayern und am Champions-League-Auftritt bei Manchester City ein Beispiel zu nehmen. Allein: der BVB gewann auch diese zwei Partien nicht (2:2/1:2).

Die Dortmunder und die Chance ihres Lebens

Und dennoch glauben sie an ihre Chance, vielleicht sogar die Chance ihres Lebens. Man dürfe schließlich "auch nicht vergessen, was uns jetzt mit so viel Hoffnung, Euphorie und Zuversicht in das Spiel gehen lässt, nämlich dass wir demütig geblieben sind und unsere Fehler analysiert haben und nicht, weil wir die Klappe groß aufgerissen haben", sagte Terzic.
"Ich finde, ein gewisses Understatement passt auch besser zu Dortmund und seinen Spielern", sagte auch Ex-BVB-Spieler Jürgen Kohler im Interview mit Eurosport.de. Dortmund habe bereits zu Beginn der Saison "seine Schwachstellen genau analysiert und entsprechend Spieler geholt".
Mit den Transfers der deutschen Nationalspielern Karim Adeyemi, Niklas Süle, Nico Schlotterbeck sowie Stürmer Sébastien Haller habe man einen Grundstein gelegt. "Es war klar, dass es sehr gut laufen würde, wenn alles zusammenpasst. Dafür hat Edin Terzic gesorgt", so Kohler.
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BVB: Seit der WM hat es "Klick" gemacht

So richtig "Klick" gemacht hat es beim BVB aber erst nach der WM. Seitdem ging nur das Spiel bei Chelsea verloren, das Derby auf Schalke war ein weiterer kleiner Schönheitsfleck (2:2) - ansonsten gab's ausschließlich BVB-Siege, darunter einige überzeugende wie gegen Leverkusen (2:0), Freiburg (5:1) und Leipzig (2:1).
Das Wort "Trauma" ist deshalb aus dem BVB-Wortschatz gestrichen. Zumindest bis Samstag.
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Vor dem Klassiker: Terzic schwärmt von Tuchel

Terzic: "Was mich zuversichtlich macht, ist die Energie, die wir und in den letzten Wochen und Monaten erarbeitet haben. Wir wissen um die Bedeutung, aber wir wissen auch um unsere riesige Chance. Diese Chance wollen wir nicht nur beschützen, sondern auch wahrnehmen."
Für den BVB gehe es am Samstagabend "darum, ein Zeichen zu setzen - nicht nur an die Bayern. Wir wollen mit derselben Euphorie auch wieder zurückfliegen." Und zuvor entsprechend auch mal wieder BVB-Spieler vor der Nordtribüne der Allianz Arena jubeln sehen.
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