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Borussia Dortmund vor dem taktischen Scherbenhaufen: Das Ende von Edin Terzics schwarzer Magie beim BVB

Dennis Melzer

Update 07/12/2023 um 14:38 GMT+1 Uhr

Es rumort beim BVB und rund um den Borsigplatz. Nach einem maximal blutleeren Auftritt beim VfB Stuttgart hat Borussia Dortmund ein erstes großes Saisonziel, nämlich den Gewinn des DFB-Pokals, sang und klanglos verpasst. Dabei fiel vor allem Edin Terzics Angsthasen-Taktik, die die proklamierte Marschrichtung in keinster Weise widerspiegelte, ins Auge. Selbst der Gegner war im Nachgang verwirrt.

Terzic nach Pokal-Aus bedient: "Hat uns gar nicht gefallen"

Edin Terzic avancierte in den vergangenen Monaten zum Twitter- beziehungsweise X-Phänomen, immer wieder machten bearbeitete Memes die virtuelle Runde, auf denen der Trainer von Borussia Dortmund als düsterer Zauberer abgebildet wurde.
Die Aussage: Terzic gelingt es, mit minimalem fußballerischen Aufwand das Maximale herauszuholen. Dass der BVB trotz spielerischer Unterlegenheit regelmäßig als Sieger vom Platz ging, legte nur einen Schluss nahe - schwarze Magie. Black Magic Edin eben.
Doch spätestens nach dem 0:2 beim VfB Stuttgart im Achtelfinale des DFB-Pokals dürfte klar sein, dass der 41-Jährige keineswegs zum Lord Voldemort, zum Meister der dunklen Künste, taugt. Ganz irdisch beziehungsweise unterirdisch war das, was die Schwarz-Gelben an diesem Mittwochabend im Schwabenländle boten, das Aus die nötige Konsequenz aus einem blutleeren, völlig uninspirierten Angsthasen-Auftritt.
Dass der Fast-Meister beim Beinahe-Absteiger wie das Kaninchen vor der Schlange agierte, ist zu großen Teilen Terzic anzulasten. Er gibt seinen Spielern die Taktik an die Hand, er legt den Matchplan zurecht. Und dieser schien – wie schon am vergangenen Sonntag in Leverkusen – zu heißen: Mauern, mauern, mauern und vorne hilft der liebe Gott. Ein Vorgehen, das in keinster Weise das widerspiegelte, was der Übungsleiter proklamiert hatte.

Terzics Taktik-Widerspruch

"Wir wollen mit gutem Ballbesitz verteidigen", gab Terzic vor der Partie am "ZDF"-Mikrofon zu verstehen. Von Ballbesitz war im Anschluss aber nichts zu sehen, sobald die Gäste die Kugel erobert hatten, schenkten sie sie wahlweise bereits im Aufbau oder spätestens in der gegnerischen Hälfte aufgrund mangelnder Kreativität wieder her. Auch in puncto Verteidigen ging Terzics Marschroute nicht auf.
Anders als noch im Duell mit Bayer, bei dem immerhin ein schmeichelhaftes 1:1 herausgesprungen war, glich die Hintermannschaft in Stuttgart (mit Ausnahme von Torhüter Gregor Kobel) einem Hühnerhaufen. Eigentlich war Dortmund gewarnt. Schon vor dreieinhalb Wochen war man beim VfB heillos überfordert. Dass es seinerzeit am Ende "nur" 1:2 aus BVB-Sicht hieß, war einer abermals überragenden Leistung von Kobel zu verdanken.
Stürmer Niclas Füllkrug hatte damals einen "falschen Ansatz" ausgemacht. Zwar wollte der ehemalige Bremer seine Worte nicht als Kritik am Trainer verstanden wissen, ein entsprechendes Geschmäckle hatten seine Aussagen aber dennoch. Emre Can brachte die Diskrepanz zwischen Terzics ausgerufener Ballbesitz-Verteidigung und der Realität im Nachgang auf den Punkt. "Es hat vorne und hinten gefehlt. Wir waren nicht stark genug und fußballerisch eine Katastrophe", schimpfte der Kapitän im "ZDF".

Can: "So kann es nicht weitergehen"

Er schob nach: "So kann es nicht weitergehen." Sein Lösungsansatz: "Wir müssen mehr wollen, mehr Intensität im Spiel haben. Das muss auch von der Mannschaft kommen." Und Terzic? Der wurde umgehend mit Cans deutlichen Worten konfrontiert. "Wenn es so einfach ist ... Wir setzen uns jeden Tag zusammen und gehen sehr offen und ehrlich mit den Themen um. Ich finde es aber erst einmal gut, dass er die Verantwortung übernimmt."
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BVB-Trainer Edin Terzic und Kapitän Emre Cab

Fotocredit: Imago

Die Analyse vermittelt eine gewisse Ratlosigkeit. Eine Ratlosigkeit, die sich auf dem Platz schonungslos offenbart. Dass Terzic in einem derart wichtigen Spiel, in dem Wettbewerb, der vielleicht als einzig realistische Titeloption in dieser Saison galt, plötzlich seine Kreativspieler Julian Brandt und Marco Reus außen vor ließ und stattdessen auf den formschwachen Karim Adeyemi und den aktuellen Dauer-Reservisten Youssoufa Moukoko (insgesamt 279 Einsatzminuten in der ganzen Spielzeit) in der Startelf setzte, passte dabei in den Dortmunder Fragezeichen-Wald.
Bezeichnend, dass selbst der Kontrahent an diesem Mittwochabend mit Blick auf die Dortmunder Taktik rätselte. "Ich weiß nicht, was für Ideen sie hatten", erklärte VfB-Verteidiger Waldemar Anton vielsagend: "Aber wir haben super gepresst. Das war der Schlüssel." Gutes Pressing, hohe Ballgewinne, schnelles Umschaltspiel. Dafür steht traditionell auch Dortmund. Dieser Tage wirkt der Revierklub aber auf einer ständigen Suche nach der eigenen spielerischen Identität.
"Wir sind Dortmund, eine große Mannschaft – und so müssen wir auch auftreten. Das tun wir aktuell nicht", befand Can. Jeder Spieler, auch er, müsse sich deswegen an die "eigene Nase fassen."

Watzke wettert gegen Medien

Vor allem muss die Schönrederei ein Ende haben. "Ich muss mich jede Woche vergewissern, dass wir nicht gegen den Abstieg spielen", wetterte BVB-Boss Hans-Joachim Watzke kürzlich noch gegen die aus seiner Sicht unfaire kritische Berichterstattung. Immerhin stehe man doch rein zahlentechnisch in diesem Kalenderjahr gut da.
Gegen Stuttgart und Leverkusen vermittelte Dortmund sehr wohl den Eindruck eines Abstiegskandidaten, der nur darum bemüht ist, nicht allzu hoch zu verlieren. Dieses Duckmäusertum kann nicht der Anspruch sein. Nicht für diesen Verein, nicht mit diesem Kader.
Jetzt ist schonungslose Aufarbeitung gefragt, von Spieler- aber auch von Trainerseite. Ganz sachlich, gerne auch emotional – und ohne schwarze Magie.
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Hoeneß nach "verdientem" Sieg gegen BVB: "Richtig happy"

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