FC Bayern - Knifflig und kitzelig: Warum das Duell mit Borussia Dortmund für den deutschen Rekordmeister ein Spagat ist

Was macht Vincent Kompany am Samstag im schwarz-gelb gewürzten Sandwich-Spiels des FC Bayern beim BVB inmitten des Champions-League-Viertelfinals gegen Inter Mailand? Viel Rotation ist angesichts der Verletztenmisere nicht möglich. Er habe, so der Trainer, nur "15 Spieler mit Bundesliga-Erfahrung zur Verfügung". Warum der 39 Jahre alte Belgier diese Not dennoch gar nicht so schlecht findet.

Duell mit BVB mittlerweile glanzlos? Kompany bezieht Stellung

Quelle: Perform

Mit seinem Treffer zum 1:1-Ausgleich als Joker sorgte Thomas Müller für den Gänsehaut-Moment im Champions-League-Viertelfinalhinspiel des FC Bayern München gegen Inter Mailand und bewies zwei Dinge: Wie er den Ball reindrückte, elastisch und ungelenk zugleich, war typisch Müller. Und: Auch künftig eingespartes Geld schießt Tore. 
Der 35-Jährige erhält keinen Vertrag mehr für die kommende Saison und befindet sich, auch wenn er das selbst so nicht wahrhaben will, auf einer Abschiedstournee durch die Stadien.
Darf er am Samstag gegen Borussia Dortmund (18:30 Uhr im Liveticker) von Beginn an ran? In seinem 29. und letzten deutschen Clásico? Mit einem Einsatz wird Müller zum Rekordspieler dieses Duells und überholt seinen Kumpel Mats Hummels, der für beide Vereine auflief.
In seinen bisherigen 28 Klassiker-Partien verlor Müller nur acht Mal, gewann 16 - was Rekord ist - und steuerte acht Tore und neun Vorlagen bei. Folgt am Samstag ein weiteres, spezielles Müller-Kapitel? "Die Situation ist kitzelig, die Meisterschaft noch nicht entschieden", meinte er, "wir brauchen jeden Punkt, also ist da Druck drauf." Kitzelig. Auch typisch Müller, so eine Formulierung der Gemengelage, in der sich der FC Bayern aktuell befindet.

Duell mit BVB zum falschen Zeitpunkt?

Zum 112. Mal in der Bundesliga-Geschichte steigt der deutsche Clásico. Für die Münchner der perfekte Zeitpunkt? Der falscheste Zeitpunkt? Auf jeden Fall ein schwarz-gelb gewürztes Sandwich-Spiel zwischen zwei K.o.-Spielen der Königsklasse.
Vincent Kompany hat einen schönen Satz geprägt in seiner ersten Saison als Cheftrainer des FC Bayern, den er bereits mehrfach zum Besten gegeben hat. "Ein verlorenes Spiel können wir nicht mehr gewinnen. Das nächste Spiel schon." 
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Davide Frattesi schoss Inter Mailand zum Sieg beim FC Bayern

Fotocredit: Getty Images

Jedes Spiel, jedes Ergebnis und jedes Erlebnis prägt und beeinflusst das darauffolgende Spiel. Das 1:2 gegen Inter im Hinspiel des Champions-League-Viertelfinale war ein Rückschlag – ja, aber nur ein Teil der wohl wichtigsten neun Tage der Saison. "Es fühlt sich noch nicht an wie eine Niederlage, wir haben noch ein Rückspiel", sagte Kompany am Freitagvormittag an der Säbener Straße mit Blick auf den Mittwoch. Zwischendrin, an diesem Samstag, kommt Borussia Dortmund vorbei. 
Ebenfalls mit einer Vorgeschichte. Mit einer krachenden Niederlage im Kopf und in den Gliedern - 0:4 beim FC Barcelona. Das verunsichert, die Wut gärt.

BVB in der Champions League ohne Druck

Aber es kann auch befreien, weil das Rückspiel (am Dienstag in Dortmund) wohl eine chancenlose Angelegenheit zu werden droht. Für die Bayern und Kompany ist das Spiel am Samstag eher eine Etappe und eine Chance, Energie aufzuladen.
"In Spiel gegen Inter gab es viel Gutes", sagte Kompany und führte fort: "Nur: Wir haben nicht gewonnen, aber wir haben noch nicht verloren." Kurze Pause. Er blickte in die Gesichter der Reporter im fensterlosen Presseraum an der Säbener Straße. Der 39-Jährige knüpfte an: "Versteht Ihr das? Das ist auch eine wichtige Einstellung. Am Samstag haben wir eine Möglichkeit, etwas Besonderes zu machen – und das ist auch viel wert." Kompany könnte Führungskräfte-Seminare zum Thema "Positives Denken" geben.
In seinem Job als Bayern-Trainer aber muss er Spiele gewinnen. Am besten alle. Den Klassiker sowieso. Hat er auch noch nicht. Im Herbst gab’s ein 1:1 im Signal-Iduna-Park, als Jamal Musiala in der 85. Minute die Führung von Gittens noch ausgleichen konnte.

Bayern gegen Dortmund zweimal ohne Sieg

Insgesamt sind die Münchner seit zwei Spielen ohne Siege gegen die Dortmunder: An Ostern 2024 gewann Edin Terzic das Trainerduell in der Allianz Arena gegen Thomas Tuchels Bayern mit 2:0, es bedeutete das Ende einer Strecke von elf sieglosen Duellen aus BVB-Sicht.
"Wie es letzte Saison gelaufen ist in diesem Spiel ist für uns noch einmal eine Extramotivation", betonte Kompany, "daran fehlt es nicht, auch nicht an der Energie - die Fans werden wir auch brauchen, die sind auch heiß drauf."
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Thomas Müller (l.) im Gespräch mit Vincent Kompany

Fotocredit: Getty Images

Beim Wiedersehen mit BVB-Trainer Niko Kovac, von Sommer 2018 bis November 2019 auf der Bayern-Bank. Kovac übrigens konnte in der Bundesliga als Coach noch kein Spiel gegen die Münchner gewinnen – bei einem Remis und sieben Niederlagen. 
Aktuell hat der FC Bayern in der Meisterschaft sechs Punkte Vorsprung (plus die weitaus bessere Tordifferenz) auf Verfolger und Titelverteidiger Bayer Leverkusen, das am Samstagnachmittag zu Hause gegen Union Berlin mit einem Dreier vorlegen kann.
Vor den letzten sechs Partien können sich die Münchner keine Schonung, keinen Ausrutscher erlauben. Kompany erwartet von seiner Mannschaft "eine Reaktion. In dieser Situation sind wir am gefährlichsten."

Kompany sieht keinen verblassten Glanz

Macht es die Aufgabe leichter, dass der BVB lediglich als Tabellen-Achter und frisch gerupft von Barça daherkommt? Dieses Duell habe "überhaupt nicht" an Glanz verloren, so Kompany, der – für seine Verhältnisse - ungewöhnlich offensiv anmerkte: "Ich bin ein Fan davon, dass diese Spiele extra scharf und besonders sind. Diese Wichtigkeit müssen wir in unser Spiel tragen."
Mit welchem Personal? Mit wie viel Rotation? Wenig. Stammkräfte schonen, mit dem Risiko, Punkte gegenüber Verfolger Leverkusen liegenzulassen? Oder die volle Kapelle ins Gefecht schicken mit dem Risiko, Verletzungen zu riskieren bzw. zu viele Körner liegenzulassen?
Das ist Kompanys Spagat im kniffligen Klassiker. "Wir sind in einer Saisonphase, in der alles wichtig ist, jeder Moment, jede Minute", sagte der Belgier, "wir können nicht richtig priorisieren - alles ist wichtig und hat seine Priorität."
Zu den Langzeitverletzten Jamal Musiala, Dayot Upamecano, Alphonso Davies und Hiroki Ito kommen die Ausfälle von Torhüter Manuel Neuer (Kompany: "Auch für das Inter-Rückspiel können wir da noch nichts sagen. Wenn es eine Chance gibt, wäre das sehr optimistisch") sowie Kingsley Coman und Aleksandar Pavlovic, die zwar wieder ins Training eingestiegen sind, aber höchstens eine (vage) Option von der Bank sind.

Kompany: "Bereitet weniger Kopfschmerzen"

Er habe nur "15 Spieler mit Bundesliga-Erfahrung zur Verfügung", sagte Kompany und erklärte – wieder das Gute im Schlechten betonend: "Das bereitet weniger Kopfschmerzen. Du brauchst jeden, du musst dir nicht so viele Gedanken machen." Mit Sacha Boey, Joao Palhinha, Serge Gnabry und Thomas Müller könnten vier Einwechselspieler vom Mittwoch reinkommen. 
Bringt Kompany den Energizer Müller auf der Zehn anstelle von Raphael Guerreiro, der gegen Inter meist eher im Niedrigstrom-Modus unterwegs war? Dazu Gnabry auf dem linken Flügel? So könnten entweder Leroy Sané oder Michael Olise vor dem Inter-Rückspiel eine wertvolle Pause erhalten, der andere agiert als Rechtsaußen.
Palhinha wäre auf der zweiten Sechser-Position der erste Ersatzkandidat für Leon Goretzka, falls dieser, in den letzten Wochen angeschlagen, eine Pause benötigt. Und Abwehrspieler Boey? Nun ja, der Franzose ist ohne Rhythmus, wirkt verunsichert. Ansonsten sitzen nur Talente auf der Bank wie Gabriel Vidovic oder der erst 17-jährige Lennart Karl. Auch wenn der dribbelstarke Außenstürmer ein Riesen-Talent ist. 
Die Zeit für Debüts und Experimente ist der April nicht. Man ist mitten in der Crunchtime. "Es ist schön, dass wir alle drei Tage Highlight-Spiele haben", sagte Joshua Kimmich., "man genießt als Spieler den April, wenn die Höhepunkte kommen. Aber wir müssen natürlich auch die Ergebnisse einfahren." Auch im kniffligen und so kitzeligen Klassiker. 
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SotipptderBoss: FC Bayern besiegt BVB im deutschen Clásico

Quelle: Eurosport


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