Bayer Leverkusen: Kasper Hjulmand bringt die Bayer-DNA mit - Nachfolger von Erik ten Hag als Menschenfänger gefeiert
Update 10/09/2025 um 15:02 GMT+2 Uhr
Das Projekt Erik ten Hag ist gescheitert und Bayer Leverkusen hat innerhalb kürzester Zeit die Reißleine gezogen. Mit Kasper Hjulmand fand der Double-Sieger der Saison 2023/24 einen Nachfolger mit einer relativ unbekannten Vita - doch der Däne überzeugt auch ohne die ganz großen Titel. Der 53-Jährige gilt als Menschenfänger und soll wie einst Xabi Alonso die Herzen seiner Spieler erobern.
Hjulmand und Rolfes freuen sich auf Start
Quelle: Perform
Kasper Hjulmand betrachtet den Fußball als das, was er ist. Es gibt schließlich noch wichtigere Dinge als den Sport.
Nachdem Christian Eriksen bei der EM 2021 einen Herzstillstand erlitten hatte und nur knapp dem Tod entkommen war, entwickelte sich der damalige dänische Nationaltrainer zu einer Art Fels in der Brandung. Für seine Profis und eine ganze Fußballnation.
"Ich bin einfach ich selbst. Ich spreche mit den Spielern, wie ich mich fühle, über Emotionen", meinte er in jenem Sommer. Es sind genau diese Soft Skills, die ihn vielleicht von einigen verbisseneren Kollegen unterscheiden.
Inmitten der Tragödie zeigte der 53-Jährige stets seine feinfühlige Art, er offenbarte seine Emotionen öffentlich - und überzeugte damit auch die Verantwortlichen von Bayer Leverkusen, die ein solches Auftreten bei Vorgänger Erik ten Hag vermisst hatten.
Bayer Leverkusen: Hjulmand, der Menschenfänger
"Von dem transparenten, kommunikativen und empathischen Stil" werde die komplett runderneuerte Werkself "profitieren", glaubt jedenfalls Klubchef Fernando Carro.
Bei Bayer setzen sie darauf, dass Hjulmand ab dem ersten Training am Mittwoch wie Xabi Alonso die Herzen der Spieler und Fans erobert.
Viele von denen, die in den vergangenen Jahren mit Hjulmand arbeiteten, schwärmen in den höchsten Tönen. Hjulmand, der seinen Posten als Nationalcoach nach dem EM-Aus gegen Deutschland im Vorjahr aufgegeben hatte, sei "ein richtig guter Trainer, aber dazu auch ein Freund der Spieler", sagt etwa Wolfsburgs dänischer Nationalspieler Joakim Maehle.
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Kasper Hjulmand tritt die Nachfolge von Erik ten Hag bei Bayer Leverkusen an
Fotocredit: Getty Images
Simon Kjaer, lange Kapitän der Nationalelf, bezeichnete seinen Ex-Coach als "außergewöhnlich". Er denke "rund um die Uhr an Fußball". Aber: Hjulmand habe auch gezeigt, "dass er viel mehr als das ist".
Die Fußballwelt habe nach dem Eriksen-Drama "verstanden, was die fundamentalen Werte im Leben sind. Vielleicht sind wir ein Symbol dafür", meinte Hjulmand damals, gelassen blickte er auf den Druck, der sich im EM-Verlauf 2021 über ihm zusammenbraute. Na und? Er habe "eine Frau und drei Kinder. Nichts ist größer, als Vater zu werden".
In Mainz gescheitert, im Norden ein Held
Sein Naturell wurde Hjulmand aber auch schon negativ ausgelegt.
Zu lieb sei er zu den Spielern, zu ruhig, zu wenig emotional für den Abstiegskampf - so lauteten die Vorwürfe 2015, als Hjulmand als Nachfolger von Thomas Tuchel beim FSV Mainz 05 nach knapp acht Monaten schon wieder gehen musste.
Böses Blut gab es auf seiner Seite aber nicht. In Mainz habe er "eine Menge gelernt, so wie ich bei jeder Station eine Menge gelernt habe", lautete sein eigenes Fazit. Vor seinem ersten Intermezzo in der Bundesliga katapultierte er sich mit einem besonderen Coup auf die Fußball-Landkarte.
Im Juli 2011 übernahm der Däne beim FC Nordsjaelland das Amt des Cheftrainers und führte den Klub in seiner Premierensaison zur ersten Meisterschaft der Vereinsgeschichte.
Das damalige Erfolgsrezept basierte auf einem mutigen, nach vorne gerichteten Fußball. Die Inspiration dafür holte er sich bei einem niederländischen Top-Klub.
"Ich war in den Neunzigern oft bei Ajax Amsterdam und habe dort viel über Taktik gelernt", erklärte er einst in einem Interview mit "Goal" und führte aus: "Ajax wollte das Spiel kontrollieren. Das hat mich sehr geprägt. Ich bin fest davon überzeugt, dass man erfolgreicher spielt, wenn man neben einem durchdachten Defensiv-Konzept auch ein ebenso wohlüberlegtes für die Offensive in der Schublade liegen hat."
Hjulmand bringt die neue Bayer-DNA mit
Mittlerweile sind 13 Jahre seit dem historischen Triumph mit Nordsjaelland vergangen - und auch Hjulmand selbst erlebte in dieser Zeit einen Wandel. "Ich versuche immer, morgen besser zu sein als heute. Ich bin immer in einem Lernprozess, um Dinge besser zu machen", schilderte er.
So entwickelte sich sein System stetig fort: Bei Nordsjaelland (2011-2014) und dem 1. FSV Mainz 05 (2014-2015) versuchte er sich an der 4-2-3-1- und 4-3-3-Formation, seine zweite Periode beim FCN war von seinem Wechsel zur Dreier-Kette geprägt. Zwischen 2020 und 2024 sorgte Hjulmand mit der dänischen Nationalmannschaft für Furore - ebenso mit drei Mann in der Abwehr.
Mit Blick auf das von Leverkusen präferierte System passt das wie die Faust aufs Auge. Unter Xabi Alonso holte die Werkself in der Saison 2023/24 mit einer 3-4-2-1-Formation das Double, im zurückliegenden Transferfenster wurde der Kader insofern umgeformt, dass die Dreierkette auch in Zukunft umgesetzt werden kann.
"Ich glaube, dass es ein gutes System ist, dass wir eine große Stabilität in dem System haben und wir die Spieler dafür haben", meinte Sportchef Simon Rolfes im Gespräch mit der "Bild".
An der Kommunikation und der Spielphilosophie war Vorgänger ten Hag innerhalb kürzester Zeit gescheitert. Mit Menschenfänger Hjulmand scheint Bayer im zweiten Anlauf ein besseres Match gefunden zu haben.
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(mit SID)
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Quelle: Perform
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