BVB: Verlierer des Moukoko-Märchens - Perspektive verschiebt sich für Reinier und Morey

Marc Hlusiak

Update 24/11/2020 um 10:17 GMT+1 Uhr

Youssoufa Moukoko ist derzeit in aller Munde. Beim 5:2-Sieg des BVB in Berlin avancierte er mit 16 Jahren und einem Tag zum jüngsten Bundesliga-Spieler der Geschichte. Auch dem Champions-League-Kader wird das Ausnahmetalent in Zukunft angehören und vermutlich auch dort den Rekord des jüngsten Spielers brechen. Doch häufig wird vergessen, dass es auch Leidtragende der Traumstory Moukoko gibt.

Spieler von Borussia Dortmund im Training

Fotocredit: Imago

85 Minuten waren gespielt, da stand er plötzlich an der Seitenlinie mit einem breiten Grinsen auf den Lippen bereit. Der 16-jährige Youssoufa Moukoko ersetzte den 20-jährigen Viererpacker Erling Haaland beim Stand von 5:2 im Berliner Olympiasstadion gegen Hertha BSC. What a time to be alive!
Der fünfminütige Auftritt Moukokos in Berlin wird nicht das letzte Debüt gewesen sein, das der in Kamerun geborene Stürmer in seiner hoffentlich langen Karriere geben wird. Wenn der BVB am Dienstag den FC Brügge im heimischen Signal Iduna Park empfängt, könnte der nächste besondere Moment warten.
Moukoko wird nach der Bundesliga auch für die Champions League, dem wohl prestigeträchtigsten Wettbewerb im Vereinsfußball, spielberechtigt sein. Bis 24 Stunden vor Anpfiff, sprich Montag um 21 Uhr, hat der BVB die Möglichkeit, sein Supertalent über die sogenannte B-Liste nachzumelden.
Das bedeutet, dass Moukoko am Dienstag-Abend (ab 21:00 Uhr im Liveticker bei Eurosport.de) die Chance hat, neben seinem Heimspiel- und Königsklassen-Debüt auch zum jüngsten Spieler der Geschichte dieses Wettbewerbs aufzusteigen. Bislang hält Celestine Babayaro den Rekord. Am 23. November 1994, also fast exakt vor 26 Jahren, debütierte der nigerianische Linksverteidiger für den RSC Anderlecht beim 1:1 gegen Steaua Bukarest mit 16 Jahren, zwei Monaten und 25 Tagen. Moukoko würde also auch ein Einsatz im abschließenden Gruppenspiel am 8. Dezember in St. Petersburg noch reichen, um den Nigerianer zu verdrängen.
"Wir warten das Training ab. Wir haben vorne viele Möglichkeiten", ließ Trainer Lucien Favre einen Einsatz des Youngsters am Dienstag gegen Brügge auf der Pressekonferenz am Montag offen.

Reinier ist der große Verlierer

Abgesehen von den Rekordlisten in diversen Wettbewerben verändert sich durch den unaufhaltsamen Moukoko-Aufstieg auch die interne Hierarchie. 20 Spieler (elf auf dem Feld, neun auf der Bank) fasst ein Bundesliga-Spieltagskader seit Beginn der Saison 2019/20 (vorher 18 Spieler). Nicht genug Platz für alle Akteure beim BVB.
In Berlin waren der junge Spanier Mateu Morey und Real-Leihgabe Reinier die großen Verlierer, die auf der Tribüne Platz nehmen mussten. Gerade für den 18-jährigen Brasilianer, der sich ganz nebenbei auch noch von der Position her in direkter Konkurrenz zu Moukoko befindet, dürften die jüngsten Entwicklungen ein Schlag ins Gesicht gewesen sein.
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Reinier, Borussia Dortmund

Fotocredit: Getty Images

Ohnehin kommt der Stürmer, für den Real Madrid im Januar 2020 rund 30 Millionen Euro an den brasilianischen Erstligisten Flamengo bezahlte, in Dortmund noch überhaupt nicht zurecht. Läppische 39 Minuten Bundesliga und deren 17 in der Champions League - der Frustlevel beim U23-Nationalspieler der Seleção dürfte groß sein.
Denn ganz nebenbei wurde er nun auch noch nach seiner Rückkehr von der Nationalmannschaft positiv auf das Coronavirus getestet und wird sich nun in häusliche Quarantäne begeben müssen.

Real wollte Leihe vorzeitig abbrechen

Bis Sommer 2022 ist der 18-Jährige vorn Real Madrid an den BVB ausgeliehen. Die Spanier erhofften sich natürlich, dass der Youngster beim BVB Spielzeit bekommen und wie so viele Talente vor ihm den nächsten Schritt machen würde.
Stattdessen verbringt Reinier die meiste Zeit auf der Bank oder Tribüne, kommt wettbewerbsübergreifend bislang auf magere 105 Minuten. Einem Bericht der spanischen „AS” zufolge ist Real mit der Entwicklung der Leihe derart unzufrieden, dass es erwägt, Reinier schon im Winter zurück nach Madrid zu holen.
Ausgang offen.

Mateu Morey: Hochveranlagt, kaum Spielpraxis

Ein weiterer Verlierer ist Morey, der in der Sommervorbereitung wie schon im vergangenen Jahr einen exzellenten Eindruck hinterließ, sich dann zum Saisonstar - auch wie im vergangenen Jahr - verletzte und den Rückstand derzeit nicht aufholen kann.
Als Mann für die rechte Seite könnte der 20-Jährige eigentlich die Rolle des zu Inter Mailand abgewanderten Achraf Hakimi einnehmen. Im Gegensatz zu Thomas Meunier, der Probleme hat im 3-4-3-System als Schienenspieler auf der rechten Seite zu glänzen, wäre er eine junge, hochveranlagte Alternative.
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Borussia Dortmund: Piszczek, Hazard, Schmelzer und Morey (v.l.n.r.)

Fotocredit: Imago

Aktuell aber ist er erst einmal außen vor. In der Bundesliga wurde er bislang nur zehn Minuten im Derby gegen den FC Schalke eingesetzt, in der Champions League durfte er in Brügge für sechs Minuten aufs Feld. Gegen Berlin fehlte er dann komplett im Kader.
Der Hype um Moukoko dürfte Moreys Situation nicht einfacher machen.
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