FC Bayern: Der unfassbare Thomas Müller

Um diese Erkenntnis ist man nach Müllers Kunstschuss von Piräus nun also reicher.

Der 26-Jährige erzielt unfassbare Tore, die eigentlich gar nicht fallen dürfen, in unfassbaren Situationen, die eigentlich gar nicht entstehen können, aus unfassbaren Positionen, in denen man sich eigentlich gar nicht befinden kann.

Schon häufiger musste er deshalb die Frage beantworten, was ihn in besagter Situation den nun schon wieder geritten hatte: unfassbare Genialität, oder unfassbarer Zufall?

Normalerweise steckt ein Plan hinter dieser unorthodoxen Schlitzohrigkeit. Doch in Piräus gab Müller grinsend zu, bei seinem folgenschweren Querschläger zum 1:0 tatsächlich doch auch "ein bisschen Glück" gehabt zu haben.

Er wollte gar kein Tor erzielen, erzielte es aber dennoch – typisch Müller. Im Moment klappt bei dem polyvalenten Offensivspieler schlichtweg alles.

Olympiakos gab als Mannschaft insgesamt acht Torschüsse ab, Müller kam allein schon auf sieben. Sein Doppelpack beim 3:0-Auftaktsieg in Piräus war schon sein vierter in der Champions League, wo er bislang in 69 Spielen fantastische 30 Treffer erzielte. In den vergangenen sieben Pflichtspielen schoss Müller bislang elf Tore.

Müller ist der erste Spieler in der Geschichte des FC Bayern, der in acht aufeinanderfolgenden Spielzeiten in der Champions League traf.

Unfassbar, nicht nur seine Quote, sondern Thomas Müller ansich.

Der Nationalspieler hatte sich selbst einst als "Raumdeuter" bezeichnet und damit einen völlig neuen Spielertypus erschaffen, von dem es weltweit nur äußerst wenige Exemplare gibt - eigentlich nur eines. Müllers Aktionsradius ist so unberechenbar, dass er selbst für Mitspieler zur Herausforderung wird.

Für den Gegner wird der "Unfassbare" damit aber zum taktischen Albtraum. Ein Spieler, den man kaum fassen, stellen und greifen kann, weil er überall zu sein scheint und doch auch nirgendwo. Wer Gerd Müller gerne martialisch als Bayerns "Bomber der Nation" bezeichnet, dürfte in Thomas Müller die raffinierte Weiterentwicklung zur Tarnkappen-Variante erkennen.

Wenn man derlei kriegerischem Vokabular im Sport aber eher kritisch gegenübersteht, erkennt man in Thomas Müller lieber das, wofür Louis van Gaal und Manchester United gerne kolportierte 120 Millionen Euro ausgegeben hätten: unfassbare Weltklasse!

Beim FC Bayern hat man zudem erkannt, dass dieser Thomas Müller für den Verein noch weitaus mehr ist. Mit seiner Vita ist Müller das wertvollste Molekül der Bayern-DNA, mit seinem Mundwerk der unnachahmliche Imageträger und Imagepräger.

Für den FC Bayern ist diese unbezahlbare Kombination aus Identität und Weltklasse vor allem eines: absolut unverkäuflich!