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FC Bayern gegen Juventus: Für Pep Guardiola ist Scheitern keine Option

Johannes Mittermeier

Update 16/03/2016 um 15:05 GMT+1 Uhr

Der FC Bayern, Pep Guardiola und die Champions League: ein ewiges Spannungsfeld. Der Trainer kam, als die Münchner ganz oben standen, und die Logik befiehlt, dass es von dort nur abwärts gehen kann. Guardiola erreichte zwei Halbfinals, der Triumph ist nicht planbar. Und doch wird die Bewertung seiner drei Jahre genau davon abhängen. Gut so.

Bayern-Coach Pep Guardiola braucht die Champions League

Fotocredit: AFP

Es beginnt schon mit der Frage, ob bei Pep Guardiola überhaupt von einer Ära gesprochen werden sollte. Wenn er am 30. Juni offiziell aus seinem Vertrag beim FC Bayern scheidet, wird er drei Jahre ein Wahl-Münchner gewesen sein. Drei Jahre voller Superlative, Positionswechsel, Designeranzüge. Und irgendwie auch: Missverständnisse.
Ära also? Oder bloß Intermezzo? Was sind denn drei Jahre gegenüber den neun von Udo Lattek, den siebeneinhalb von Ottmar Hitzfeld oder den sechs von Jupp Heynckes? Lattek, Hitzfeld und Heynckes zogen mit ihren Europapokal-Triumphen in die Ruhmeshalle der Bayern. Ob Guardiola es ihnen gleichtut, wird am 28. Mai zu besichtigen sein.
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Jupp Heynckes holte mit dem FC Bayern die Champions League - Pep Guardiola ist gefordert

Fotocredit: Imago

An diesem Abend steigt in Mailand das Finale der Champions League. Es wird, wenn alles gut läuft, Guardiolas Abschiedsspiel als Bayern-Coach. Höhe- und Schlusspunkt, und womöglich eine späte Wende in der Wahrnehmung dieses bemerkenswert unergründlichen Mannes.

Der Anspruch? Abstrus!

"Ich weiß, was die letzten Monate hier passiert, wenn wir nicht die Champions League gewinnen", hat Guardiola vor dem Achtelfinal-Rückspiel gegen Juventus Turin gesagt (ab 20:45 Uhr im Liveticker auf Eurosport.de). So ähnlich äußerte er sich oft, vor Monaten meinte er: "Meine Lebensfreude hängt nicht von der Champions League ab. Im Leben gibt es noch anderes." Das stimmt, und diese Aussage ehrt ihn, weil er doch als Bündel an Fußball-Manie gilt.
Sie könnte freilich genauso den Zweck der Ablenkung und Abschwächung innehaben.
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Pep Guardiola versteht nicht, warum der Meistertitel so wenig Bedeutung findet

Fotocredit: Imago

Der FC Bayern, Guardiola und die Champions League: ein ewiges Spannungsfeld. Der Katalane kam, als sich die Münchner in einer Phase befanden, die keine Steigerung erlaubte. Triple 2013 unter Heynckes. Die Logik befiehlt, dass es vom Gipfel ausschließlich abwärts gehen kann.
Wobei dieser Dreifacherfolg offenbar eine Parallelwelt provoziert hat; eine Anspruchs- und Erwartungshaltung, die nicht mehr normal und auch nicht gesund ist. 2014/15 holte Bayern einen Titel, die Meisterschaft, doch im öffentlichen Meinungsbild war es eine verlorene Saison. Das kann's ja nicht sein.

Mia san international

Was schon sein sollte, ist konstruktive Kritik. Mit Bayern steht Guardiola bei zwei Halbfinal-Teilnahmen in zwei Jahren. 2014 rückte er gegen Real Madrid von seinen Prinzipien ab, indem die Profis die Taktik diktierten. 2015 wagte er sich gegen den FC Barcelona an eine derart riskante Dreierkette, dass sie nach einer Viertelstunde korrigiert werden musste. Die Münchner verschenkten eine Final-Chance durch Kontrollverlust in den Schlussminuten. Kein neues Phänomen.
Die Champions League ist nicht planbar, Krösus-Klub Madrid wartete zwölf Jahre darauf. Andererseits verpflichtete Bayern den vermeintlich weltbesten Trainer nicht als Nachlassverwalter für die 24., 25., 26. oder 117. deutsche Meisterschaft. Das ist nun einmal so, vor allem angesichts der globalen Expansion dieses Vereins. Mia san mia? Ja, sicherlich. Aber gleichermaßen: Mia san international.
Wird es im dritten Anlauf wieder nichts mit der Eliteliga, verblassen - zu ihrer Zeit durchaus berechtigte - Erklärungen wie Pech, Verletzungen oder Tagesform. Unter Guardiola hat Bayern nochmals eine Evolutionsstufe erklommen, was die spielerische Ausrichtung anbelangt; er begreift sich nicht zu Unrecht als Projektmanager.

"Tod oder Guardiola"

Pep hat mal einen unvorsichtigen Satz ausgesprochen: "Nur das Triple ist genug." Großer Quatsch. In 116 Vereinsjahren haben die Münchner diese Dreifaltigkeit exakt einmal errungen.
Und dennoch wird Guardiolas München-Aufenthalt bloß dann eine (kurze) Ära, wenn er am 28. Mai diesen Henkelpott schwenkt. Das ist ein ziemlich undankbarer Druck. Aber dafür wird er ja ziemlich gut bezahlt.
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Ottmar Hitzfeld gewann mit Bayern 2001 die Champions League

Fotocredit: Imago

Hoffnung machen just die Legenden, denen er nacheifern soll. Hitzfeld hat die Champions League 1999 dramatisch verloren und 2001 dramatisch gewonnen. Heynckes wurde 2012 dreimal Zweiter und 2013 dreimal Erster.
Louis van Gaal stand 2010 ebenfalls im Endspiel (0:2 gegen Inter Mailand), der knorrige Niederländer prägte damals den Sinnspruch "Tod oder Gladiolen", alles oder nichts.
Umgelegt auf die Gegenwart, lautet die Devise also: "Tod oder Guardiola".
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